Energieversorger entsorgen Atommüll auf Kosten der Steuerzahler

Nach Recherchen des ARD-Magazins MONITOR gibt es neue Hinweise darauf, dass hochradioaktiver Abfall in das Atommüll-Lager Asse II eingelagert worden ist, obwohl das Lager nur für schwach- und mittelradioaktiven Abfall vorgesehen und genehmigt worden war. Darüber hinaus ermittelte das Magazin, dass die Energieversorger ihren Atommüll aufgrund von Geheimverträgen zu einem "Spottpreis" entsorgen konnten.

Aus einem Schreiben der Siemens AG aus dem Jahr 1966, das MONITOR vorliegt, ergibt sich, dass das damalige Bundesministerium für wissenschaftliche Forschung dem Unternehmen zugesichert hatte, „einen Teil“ von „ca. 25 Fässern mit hochradioaktivem Abfall (Kernbrennstoff)“ in der Asse II einlagern zu dürfen.

„Wir danken Ihnen für diese Möglichkeit zur Entlastung unserer Lagerkapazität und erwarten bei gelegentlichen Anfragen einen Ihnen günstigen Termin für die Anlieferung in Asse II“ heißt es in dem Schreiben der Siemens AG an das Bundesforschungsministerium. In einem Vermerk des Bundesforschungsministerium aus dem Jahr 1967, der Monitor ebenfalls vorliegt, ist diesbezüglich von „bestrahlten Brennelementen“ die Rede, die in die Asse eingelagert werden durften. Demnach hat es sich eindeutig um hochradioaktiven Abfall gehandelt.

Der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, erklärte gegenüber MONITOR, dass seine Behörde den Vorgang prüfen werde. „Wir haben aufgrund unserer derzeitigen Kenntnisse, aufgrund der Abfall-Inventarlisten, keine Hinweise, dass es zu einer Einlagerung von hochradioaktiven Abfällen wirklich gekommen ist.“ Man gehe diesen neuen Hinweisen aber „nach, weil sie eine ganz wesentliche Grundlage bilden für die Frage, wie die Langzeitsicherheit der Asse gewährleistet werden kann“ sagte König dem ARD-Magazin Monitor. Bis heute wissen weder die anliefernden Firmen noch das Bundesamt für Strahlenschutz, was mit diesen Fässern letztendlich passiert ist.

Das niedersächsische Umweltministerium sowie das Bundesumweltministerium hatten bisher immer wieder ausgeschlossen, dass sich auch hochradioaktiver Abfall in der Asse II befindet.

Das ursprünglich als Atomendlager für schwach- und mittelradioaktiven Müll vorgesehene ehemalige Salzbergwerk Asse II soll nun für einen Kostenaufwand von bis zu 4 Milliarden Euro stillgelegt werden, nachdem immer wieder Wasser in das Lager eingedrungen war und ein Einsturz der gesamten Anlage droht. Darüber hinaus war erst letzte Woche erneut radioaktiv verseuchte Salzlauge ausgetreten.

In der Sendung am Mittwoch Abend berichtete das ARD-Magazin weiter, dass Energieversorgungsunternehmen weiterhin verweigern, für die Kosten der Asse-Sanierung aufzukommen. Für den Atommüll aus dem Kernforschungszentrum Jülich z.B. haben die EVU nie etwas bezahlen müssen, da es sich ja um Forschungsabfall handelte. Dabei wendeten sie lt. MONITOR einen Trick an, der dazu führte, dass der Müll aus den Atomkraftwerken zu Atomabfall aus einer staatlichen Forschungseinrichtung wurde: Abgebrannte Brennstäbe wurden zur Wiederaufbereitung nach Karlsruhe gebracht - die wieder aufbereiteten Brennstäbe durften die EVUs weiter nutzen, die Kosten für den bei der Wiederaufbereitung entstandenen Restmüll trägt der Steuerzahler. Dies wurde durch Geheimverträge zwischen den EVUs und dem Kernforschungszentrum möglich, die nicht einmal den Abgeordneten des Deutschen Bundestages zugänglich sindd.

MONITOR hat die Gebührenaufstellungen für die Asse gesehen: demnach zahlten die EVUs insgesamt 1,9 Mio. Euro, die Sanierung der Asse kostet jetzt 2 - 4 Mrd. Euro. 85 Mio. Euro haben die EVUs für die Stilllegung von Morsleben gezahlt - den Steuerzahler erwarten insgesamt tatsächliche Kosten von 2,3 Mrd. Euro. Insgesamt also rund 6 Mrd. Euro, die aus Steuergeldern bezahlt werden sollen. Dabei spülen die geforderten Laufzeitverlängerungen von Alt-Meilern den Energieunternehmen noch einmal 200 Mrd. Euro in die Kassen. Ganz nach dem Motto: den Profit zu uns - die Kosten zur Allgemeinheit.

Soviel mal wieder zur "günstigen Atomenergie".

Foto: monitor/Das Erste

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2009-07-24 ; von asb (autor),

 

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