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Bildungszentrum Göhrde droht die Räumung

Seit über 60 Jahren bietet das Bildungszentrum im Jagdschloß Göhrde nun schon Seminare und Kurse an. Doch damit könnte demnächst Schluß sein: der Räumungsklage der neuen Eigentümerin wurde Ende März vom Landgericht Lüneburg stattgegeben. Nach dem Willen des Gerichts soll der traditionsreiche Verein das Jagdschloß räumen und an die Klägerin herausgeben.

Ein Schnäppchen für 30000 EURO

Ende 2005 verkaufte das Land Niedersachsen das traditionsreiche Jagdschloß Göhrde für schlappe 30000 Euro an eine Privatinvestorin aus Bremen. Damit fing für den Bildungsverein Göhrde, der im Jagdschloß seit über 60 Jahren Bildungsarbeit leistet, ein Nervenkrieg an, der jetzt für die Vereinsleute vor dem Landgericht Lüneburg mit einer Schlappe endete: der Bildungsverein habe das Jagdschloß Göhrde zu räumen und an die Eigentümerin herauszugeben. Mit einem so klaren Urteil hatten Vorstand und Geschäftsführung nicht wirklich gerechnet.

Geschäftsführer Heinz Laing sieht hauptsächlich formale Gründe für dieses eindeutige Urteil. Im Zentrum der Auseinandersetzung stehen wirtschaftliche Tätigkeiten, wie Raumvermietungen etc, die der Verein schon seit Jahren ausübt. Ganz im Sinne der vorherigen Besitzerin, des Landes Niedersachsen, welches wollte, dass auch Bildungsvereine eigene Einnahmen erzielen. Dahinter steht eine komplizierte Rechtslage, die viel mit einer Veränderung des Erwachsenenbildungsgesetzes und einer womöglichen Nicht-Anpassung des Mietvertrages zu tun haben. Hier folgte das Gericht in fast allen Punkten der Rechtsansicht der Klägerin.

Klaus-Peter Dehde, SPD-Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Vorstands sieht das Land Niedersachsen in der Verantwortung. In der Vergangenheit hatte es mehrfach Versprechen gegeben, daß der Eigentümerwechsel keine Konsequenzen für den Mietvertrag des Bildungsvereins haben werde.

So ist sich Dehde sicher, daß von den Zusagen des Landes nicht viel zu halten ist. "Ich erwarte jetzt in dieser Situation eine klare Stellungnahme vom Ministerpräsidenten, nach all den Versprechen, die er uns in der Vergangenheit gegeben hat", erklärte der Landtagsabgeordnete in einem Pressegespräch.

Natürlich habe man während des Klageverfahrens auch das Land um Vermittlung gebeten, aber in Hannover stelle man sich auf den Standpunkt, daß es jetzt um eine privatrechtliche Angelegenheit zwischen zwei Parteien gehe, in die das Land nicht eingreifen könne.

Endgültig in die Hände einer Investoren-GmbH?

So wird es womöglich passieren, daß das denkmalgeschützte Anwesen des jahrhundertalten Jagdschlosses jetzt endgültig in die Hände einer Investoren-GmbH fällt, von der nichts Genaues bekannt ist. Trat die Gesellschaft anfangs noch mit dem hochgreifenden Ziel an, in der Göhrde eine europäische Forschungs- und Bildungsstätte einrichten zu wollen, so ist jetzt im Gesellschaftsvertrag nur noch der Handel mit Immobilien zu finden.

Das interessiert das Land Niedersachsen heute nicht, denn der Kaufvertrag wurde 2005 ohne jegliche Bedingung geschlossen.

Vom Land scheint es also keine Hilfe zu geben. Vorstand und Geschäftsführer „der Göhrde“, wie das Bildungszentrum in der Region heisst, geben allerdings nicht so schnell auf.

Für Geschäftsführer Heinz Laing steht fest, daß jetzt zunächst Berufung eingelegt wird. Da aber ein Berufungsverfahren sich unter Umständen zwei Jahren hinziehen kann und auch der Ausgang unsicher ist, plant man Alternativen: von einem Umzug in vereinseigene, allerdings noch millionenschwer zu sanierende, Räumlichkeiten ist da Rede. Aber auch die eventuelle Anmietung eines völlig anderen Gebäudekomplexes wird nicht ausgeschlossen. Immer vorausgesetzt, die dafür notwendigen Fördermittel können eingeworben werden.

Viel Arbeit also für die Verantwortlichen des Bildungszentrums Göhrde, wenn sie das zu befürchtende Ende der Bildungsarbeit in der Göhrde abwenden wollen: die Zwangsräumung.




2008-04-01 ; von Angelika Blank (autor),

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