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Design Camp unterwegs: Teil I - Institut für Pflanzenkultur in Solkau

Wie kommt ein Unternehmen zu neuen Produkten oder einem exzellenten Verpackungsdesign? Entweder A: es erfindet alles selbst, B: beauftragt eine professionelle, aber teure Agentur oder C: übergibt die Aufgabe an die StudentInnen des Design Workcamps in Kukate. Diese informierten sich am Dienstag bei verschiedenen Betrieben über deren Aufgabenstellungen und Anforderungen.

Erstes Beispiel: Institut für Pflanzenkultur, Solkau. Aufgabenstellung für die StudentInnen des Design Camps: Entwicklung eines neuen Verpackungsdesigns für das biologische Dünge-Substrat "Mykorrizha".

Das Unternehmen

Das Institut für Pflanzenkultur ist in Fachkreisen schon seit Jahren für seine Entwicklungsarbeit im Bereich der pflanzlichen Biotechnologie und Jungpflanzenproduktion renommiert. Im Auftrag verschiedener Partner wie z.B. der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe oder der Deutschen Umwelt Stiftung erforschte das kleine Institut in Solkau u.a. wie Kapuzinerkresse mit einem besonders hohen Gehalt an phytomedizinisch wirksamen Substanzen gezüchtet werden kann. Das IfP schuf aber auch die Grundlagen für die Züchtung und Selektion von besonders widerstandsfähigen Tannen für die Weihnachtsbaumproduktion und war erfolgreich in der Entwicklung von ertragreichen Fasernesseln.

Ein langjähriger Schwepunkt der Arbeit liegt aber seit Jahren in der Entwicklung eines biologisch wirkenden Düngers aus Pilzen. Dabei macht sich das IfP die Eigenschaft von Pilzen zunutze, sich mit der Wirtspflanze zu verbinden bzw. eine Symbiose einzugehen. Die Wirtspflanze wird durch Mykorrizha über die Wurzel vor schädlichen Bio-Organismen geschützt, die Aufnahme von lebenswichtigen Stoffen wird erleichtert und die Pflanzen werden widerstandsfähiger gegen ungünstige Klima- und Bodenverhältnisse. Die Pflanze liefert den Pilzen im Gegenzug Sauerstoff. Für Pilz und Pflanze also eine echte win-win-Situation. "Inoq/Mykorrizha" heißt dieses Produkt, welches das IfP seit Jahren als sofort einsatzfähiges Substratgemisch erfolgreich an Garten- und Landschaftsbaubetriebe vertreibt. 

Keine Luft fürs Design

Alles in allem ist das IfP ein erfolgreiches, Familienunternehmen mit 35 MitarbeiterInnen, eigenem Labor, Produktionsanlagen für die Pflanzenvermehrung sowie 15 ha Anbaufläche. Über 90 % der produzierten Mykorrizha-Substrate werden an den Großhandel oder an Garten- und Landschaftsbaubetriebe abgegeben. Die Pilze machen ihre Arbeiten in den Gärten allerdings so gut, dass immer mehr Hobbygärtner an dem biologisch arbeitenden Substrat interessiert sind. Der Anteil an Privatkunden stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich von 1 % auf über 6 %.

Genau hier kommt das Design Camp ins Spiel: der Verkauf an Privatkunden erfordert eine andere Verpackung als der Vertrieb an den Großhandel. "Ansprechend, informativ und den gesetzlichen Kennzeichnungspflichten soll die neue Verpackung sein," so Imke Hutter vor den StudentInnen am Dienstag. "Das darf auch ruhig etwas schräg werden." Denn die HobbygärtnerInnen entscheiden im Gartenhandel auch über die visuelle Gestaltung, ob sie das Produkt kaufen oder nicht. Dazu kommt, dass der sperrige Name "Mykorrizha" erklärungsbedürftig ist.

Das IfP hat auch ohne die Unterstützung der Design-StudentInnen in den vergangenen Jahren Verpackungen für seine Produkte entwickelt. "Aber die Kapazitäten sind eng," so Imke Hutter. Labortätigkeiten, Produktion oder die Abwicklung der Forschungsprojekte erfordern die ganze Energie des Teams - zumal der Direktverkauf an Endkunden bisher nur einen geringen Anteil am Gesamtumsatz hat. "Da bleibt wenig Luft für Nebentätigkeiten wie die Entwicklung von Verpackungsdesign. Dabei hätten wir gerne eine wirklich attraktive und gleichzeitig informative Verpackung für unser Produkt. "

Also entschied sich das Team des IfP, dem Design Camp die Aufgabe zu übergeben:

Vorbedingungen:

  • eine Verpackung, die trockene Lagerung gewährleistet
  • ein Design, welches HobbygärtnerInnen anspricht
  • Einarbeitung der notwendigen Zusatzinformationen
  • Berücksichtigung der Präsentations-Bedingungen im Garten-Einzelhandel
  • begrenzte Kosten für die Verpackung 

Beim Betriebsbesuch in Solkau war bei den StudentInnen deutliches Interesse an der Aufgabenstellung zu spüren, wobei die unterschiedlichen Herangehensweisen zur Entwicklung eines Designs spürbar wurden: während die einen sich für die Rahmenbedingungen von Firma, Produkt und Verkaufsmethodiken interessierten, wollte eine StudentIn gerne im Gewächshaus mitarbeiten und sich so ganz praktisch in die Denkweise einer Hobbygärtnerin versetzen. "So kann ich am besten nachempfinden, was Hobbygärtner beim Kauf von Garten-Produkten anspricht und was nicht," so die Studentin.

Es wird sich allerdings erst im Laufe der Woche entscheiden, ob einer oder mehrere StudentInnen sich für diese Aufgabenstellung entscheiden - auch die Arzneimittelfirma Artesan, der Maschinenring oder die Metallbau-Firma Bethge halten interessante Aufgaben für die Designer bereit.

Foto / Angelika Blank: Arbeitsmeeting im Gewächshaus - hochinteressiert informierten sich die TeilnehmerInnen des Design Camps bei Imke Hutter über die Entwicklung von Pflanzenkulturen. Trockenversuche wie bei den Maispflanzen im Hintergrund gehören dabei durchaus zum Forschungskonzept.




2014-09-11 ; von Angelika Blank (autor),
in Kukate, 29496 Waddeweitz, Deutschland

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