Thema: zwischenlager

"Heimlicher Atomtransport nach Gorleben"

Schockiert zeigen sich Gorlebengegner von einem Transport mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen aus dem AKW Grohnde in das Zwischenlager in Gorleben. Sie befürchten, dass Gorleben entgegen aller Beteuerungen doch zur Drehscheibe für Atommüll werden soll. 

Nach Recherchen der Anti Atom Initiative "Regionalkonferenz AKW Grohnde abschalten" wurde erst kürzlich bekannt, dass das Zwischenlager Gorleben erneut Ziel eines Atomtransportes war.
Der Transport von schwach- oder mittelradioaktiven Abfällen aus dem AKW Grohnde in das Zwischenlager Gorleben am 06. August wurde - nach Angaben der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg - mittlerweile vom Landesumweltministerium bestätigt.

"Wir sind schockiert, dass Gorleben nach wie vor Ziel von geheimen Atomtransporten ist. Nicht nur der vorgebliche Neuanfang mit einem Standortauswahlgesetz wird durch solche Transporte hintertrieben, faktisch wird Gorleben entgegen aller Beteuerungen unbeirrt weiter zur Drehscheibe für deutschen Atommüll ausgebaut," erklärt der Vorsitzende der BI Martin Donat.

Erst vor einem Jahr hatte die in Gorleben tätige Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) beteuert (wnet-Artikel dazu siehe hier! ), dass mit dem dortigen Bau einer weiteren Verpackungsanlage für schwach- und mittelradioaktiven Müll (Konditionierungsanlage) zur Einlagerung im Schacht Konrad nicht geplant sei, Gorleben auch als Umschlagplatz für Abfälle aus anderen Zwischenlagern zu nutzen.

"Mit jeder weiteren Anlage, so auch einer Konditionierungsanlage, wird der Standort Gorleben in den Köpfen der Menschen zementiert. Hinter den Kulissen wird das Puzzle Gorleben weiter zusammengesetzt!", warnt der Pressesprecher der BI Wolfgang Ehmke. Mit der sogenannten Pilot-Konditionierungsanlage (PKA), die dafür vorgesehen sei, in einer "heißen Zelle" hochradioaktive Brennstäbe aus geöffneten Castor-Behältern zu zerschneiden, existiere ohnhin schon ein "nukleares Gelenkstück" zwischen Castorlager und einem möglichen Endlager in Gorleben.

Gegen den nach ihrer Auffassung sittenwidrigen Vertrag mit dem Land Niedersachsen,  durch den die Betriebserlaubnis dieser 20 Jahre alten Versuchsanlage nur mit dem vereinbarten Verzicht auf externe Gutachter aufrecht erhalten werden kann, führt die Bürgerinitiative gerade eine Unterschriftensammlung durch. 

UPDATE/ERGÄNZUNG:

Der Pressesprecher der GNS (Gesellschaft für Nuklearservice), die für den Betrieb des Zwischenlagers in Gorleben zuständig ist, Jürgen Auer, sprach auf Nachfrage von wnet von "Missverständnissen" im Zusammenhang mit den umstrittenen Transporten. 

"Wir haben nie behauptet, dass keinerlei schwach- bis mittelaktiver Abfall mehr in das Zwischenlager nach Gorleben gebracht wird," so Auer gegenüber wnet. "Wir sind zuständig für die Annahme dieser Abfallart, die aus den Atomkraftwerken unserer Gesellschafter stammen." Selbstverständlich seien all diese Transporte genehmigt. "Ein Gutachter des zuständigen Gewerbeaufsichtsamtes in Lüneburg überwacht jede Anlieferung," war von dem Pressesprecher zu hören.

Mit anderen Worten: es ist mit weiteren schwach- bis mittelaktiven Abfalltransporten in das Zwischenlager nach Gorleben zu rechnen. Allerdings ist die Kapazität des Zwischenlagers auf 10.000 m³ begrenzt und laut Auer sei nicht geplant, den Abfall der ganzen Republik in Gorleben endlagerfähig zu machen. "Was schwach- und mittelaktiven Abfallart angeht, so dient Gorleben lediglich als Zwischenlager, bis Schacht Konrad betriebsbereit ist," so Auer weiter.

Der Erweiterungsbau, der im vergangenen Jahr angekündigt, aber noch nicht errichtet wurde, sei für die "Qualifizierung" der Abfälle gemäß den neuen Anlieferungsvorgaben für Schacht Konrad notwendig. "Das hat aber nichts mit der Pilotkonditionierungsanlage zu tun, die nur für hochradioaktive Abfälle eingesetzt würde", so Auer weiter.

Bei der "Qualifizierung" geht es lt. Auer lediglich um Umverpackung und verbesserten Schutz z.B. im Sinne des Gewässerschutzes. Bundesweit seien derzeit Qualifizierungszentren im Aufbau, in denen die insgesamt rund 300 000 m³ schwach- bis mittelaktiven Abfall nach den neuen Vorgaben "qualifiziert" werden sollen. "Eines davon wird in Gorleben errichtet," so Auer.

"Anlieferungen von schwach- bis mittelaktivem Abfall nach Gorleben wird es nur solange geben, bis Schacht Konrad betriebsbereit ist," betont Jürgen Auer. "Dann soll dieser Abfall endlagerfähig von den Absendern - den AKWs - direkt nach Schacht Konrad geschickt werden."

Sobald Schacht Konrad, das für schwach- und mittelaktiven Müll vorgesehene Endlager in Betrieb geht, sollen lt. Plan jährlich ca. 1000 m³ des in Gorleben eingelagerten Mülls, nach den aktuellen Vorgaben verpackt, dorthin gebracht werden. "Deswegen werden wir mit der für Gorleben genehmigten Kapazität von 10 000 m³ auch auskommen," so Auer. 6500 m³ davon sind bereits im Gorlebener Zwischenlager vorhanden - es könnten also in den nächsten Jahren noch 3500 m³ dazukommen.

Der Betriebsstart für Schacht Konrad wird übrigens derzeit mit 2019 angenommen.

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2013-09-26 ; von pm (autor), asb (autor),
in Gedelitzer Straße, 29475 Gorleben, Deutschland

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