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Hitzacker: Katholische Kirche nun „Kunsthalle Oktogon“

Seit Dezember 2006 ist die katholische Kirche in Hitzacker nicht mehr Kirche: Sie verlor seinerzeit ihren Status als Gotteshaus, weil das Bistum Hildesheim wirtschaftliche Probleme hat und mehrere Kirchen schließen muss. Nun findet die ehemalige Kirche eine neue Bestimmung: sie wird Ausstellungsraum.

Vor gut fünf Jahren machte in katholischen Kreise die Nachricht die Runde: Das Bistum Hildesheim, zu dem auch Lüchow-Dannenberg gehört, denkt über die Schließung mehrerer Kirchen nach. Grund war und ist das spürbare Sinken der Einnahmen aus Kirchensteuer. Es war und ist nicht mehr genügend Geld vorhanden, um die Kirchengebäude angemessen zu unterhalten. Sehr zum Leidwesen vieler Menschen, die in der Hitzackeraner Kirche „Maria Königin“ getauft oder getraut worden waren oder so manchen Gottesdienst gefeiert hatten, kam das Gotteshaus auf eine gefürchtete „Profanierungsliste“ (profan = weltlich, unheilig) des Bistums.

Mitte Dezember 2006 wurde ein letztes Mal in der Elbestadt eine Heilige Messe in der katholischen Kirche gefeiert – obwohl vielen absolut nicht zum Feiern zumute war. Weihbischof Hans-Georg Koitz zelebrierte die Profanierung, im außerkirchlichen Bereich würde man von Entwidmung sprechen.

Nicht realisierter Plan: Bücherei in die Kirche verlegen

Was wohl aus unserer Kirche wird? Lange bewegte diese Frage nicht nur die Katholiken in Hitzacker. Würde die Bausubstanz langsam vor sich hin rotten? Droht dem Sakralbau gar die Abrissbirne? Eine gut erscheinende Lösung schien sich 2007 anzubahnen: Die Samtgemeinde Hitzacker erwog, ihre Bücherei in die ehemaligen Kirche umzusiedeln. Doch aus diesem Vorhaben wurde nichts.

1964 war „Maria Königin“ fertiggestellt

Nicht wenige KatholikInnen hegten den Wunsch: Wenn schon eine neue Nutzung – dann sollte es eine sein, die der Würde des früher als Kirche dienenden Bauwerks entspricht. Diese Überlegung bewegte auch Hotelier Peter Wieczorek, der In der Elbestädtchen das Parkhotel betreibt und auch auf ehrenamtlicher Ebene seiner Heimatstadt verbunden ist: als Vorsitzender des Verkehrsvereins Hitzacker, Göhrde, Elbufer. Eine enge Beziehung zu dem Gebäude hat Wieczorek auch auf familiärer Ebene: Das Bauunternehmen seines – vor Jahren verstorbenen - Vaters Klaus war es, das die 1964 vollendete Kirche erstellte.

„Fruchtbare Tage Mutter Erde“

Künstlerisches Schaffen soll in der Kirche sicht-, hör- und erlebbar werden, sagte sich Peter Wieczorek – und pachtete unlängst vom Bistum Hildesheim das Gebäude, das er aufgrund des achteckigen Zuschnitts der Kirche nun „Kunsthalle Oktogon Hitzacker“ benannt hat. „Fruchtbare Tage Mutter Erde“ ist die allererste Präsentation, die sich den BeucherInnen bietet: eine von Peter Wieczorek konzipierte Komposition, die Installation, Beschallung, Projektion und Raumerlebnis vereinigt.

Wer das Oktogon betritt, wird von großformatigen Tüchern flankiert, von Behängen, deren Farbgebung sich in vielfacher Hinsicht ganz individuell mit der Erde, ihrem Werden und dem auf und in ihr herrschenden Leben in Verbindung bringen lässt. Die Interpretationsmöglichkeiten sind breit angelegt, werden beim Betrachten beflügelt durch die Musik, die „Mutter Erde“ umrahmt: Werke von Arvo Pärt, Gustav Mahler, György Ligeti und Sofia Gubaidulina – Vertreter zeitgenössischer Klassik.

Die Würde des Hauses bedacht

Dem gläubigen Menschen kann sich in diesem Erleben ein Nachdenken über die Schöpfung erschließen. Dies kann belegen, dass die Kirche trotz ihrer Profanierung nach wie vor auf ganz eigene Art und Weise Möglichkeiten für ein Stück Verkündigung im religiösen Sinne zulässt. Nicht für jede und jeden – aber, egal, in welche „Richtung“: Zur Meditation ist die derzeitige Ausstellung wie geschaffen.

Auch künftig will Peter Wieczorek bei der Auswahl des in der ehemaligen Kirche zu Hörenden und zu Sehenden die Würde des Hauses bedenken. Seien es Installationen, Darbietungen aus dem Bereich der Kleinkunst und manches mehr werden folgen und zeigen: Peter Wieczorek hat das einst „Maria Königin“ gewidmete Haus vortrefflich aus dem „Dornröschenschlaf“ erweckt.

Geöffnet ist die „Kunsthalle Oktogon“ zum Erleben von „Fruchtbare Tage Mutter Erde“ jeweils donnerstags bis sonntags von 16 bis 17.30 Uhr. Zu erreichen ist das Gebäude über die Straße „Am Landgraben“.

Foto: Hagen Jung




2011-06-19 ; von Hagen Jung (autor),

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