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Großbrand in Zuckerfabrik vergiftet Honig

Vor einigen Wochen brannten 40 000 Tonnen Zucker in einem Silo der Nordzucker AG in Uelzen. Nun stellte sich heraus, dass der Honig von Bienen aus der Umgebung mit dem krebserregenden Aldehyd Hydroxymethylfurfural belastet ist. Selbst in fünf Kilometern Entfernung wurde der belastete Honig noch gefunden.

So mancher Imker im Umkreis von Uelzen wunderte sich in den vergangenen Wochen, warum sein Honig in der Wabe plötzlich fast schwarz aussah und verbrannt roch. Die böse Aufklärung kam dann vom Bieneninstitut in Celle: der Honig von rund 20 Imkern mit insgesamt 300 Bienenvölkern wurde seit dem Großbrand in der Uelzener Zuckerfabrik kontinuierlich mit Hydroxymethylfurfural (HMF) belastet, einem Aldehyd, dem nachgesagt wird, dass es krebserregend wirkt. Auch auf die Bienenbrut hat HMF Konsequenzen.

HMF wurde sogar noch in Honig von Bienen gefunden, deren Körbe fünf Kilometer weit vom Brandort entfernt standen. Das Geheimnis des Geschehens: der Brand passierte unglücklicherweise genau in der Zeit, in der die Bienen nach dem Ende der Linden- und vor der Heideblüte in der freien Natur kaum noch Nahrung finden. Sie gingen geradezu auf Suche nach nahrhaftem Futter für sich und ihre Nachkommen - und wurden im ausgebrannten Silo mit Zigtausend Tonnen karamellisiertem Zucker fündig.

Normalerweise liegt nach Auskunft von Kreis-Imkermeister Hermann Hilmer der Grenzwert für HMF bei 40 mg pro Kilogramm Honig. Die vom Bieneninstitut in Celle untersuchten Honigproben aus dem Raum Uelzen wiesen aber teilweise bis zu 400 mg HMF auf. Ein alarmierendes Ergebnis für die Uelzener Imker.

"Ein so hoher Wert verdirbt nicht nur den Honig, sondern ist auch für die Bienen gefährlich," so der Kreis-Imkermeister. "Sie können auf diesem 'schwarzen' Honig nicht überwintern. Die Bienenbrut ist also massiv gefährdet." Nun sind die betroffenen Imker damit beschäftigt, das schwarze, klebrige Zeug aus den Waben zu entfernen, um ihre Völker zu retten. Für diejenigen, die ihre Sommertracht nicht vor dem Brand schon ausgeschleudert hatten, bedeutet der Brand massive Verluste. Der so hoch mit HMF belastete Honig ist nicht mehr verkaufsfähig - es möchte ihn aber auch niemand essen, denn er riecht und schmeckt brenzlig. Wie die schwarze Masse entsorgt werden soll, ist zur Stunde ebenfalls noch nicht geklärt. 

Ebenso bereitet den Imkern Sorge, ob und wie ihnen ihr Schaden ersetzt wird. Kreis-Imkermeister Hilmer und einige Kollegen führen inzwischen regelmäßig Gespräche mit Verantwortlichen der Zuckerfabrik. "Immerhin haben wir schon eine Schaden-Nummer bekommen," so Hilmer. Aber ob es eine Entschädigung geben wird, steht noch in den Sternen.

Da der belastete Honig im Umkreis von rund fünf Kilometern zum ausgebrannten Silo gefunden wurde, hat das Gesundheitsamt Uelzen jetzt den Uelzener Imkern geraten, ihre Bienenvölker außerhalb einer Schutzzone von zehn Kilometern zu bringen. Denn die Bienen, die das leckere Gift gefunden hatten, erinnern sich auch in fünf Kilometer Entfernung noch daran, wo sie das Futter gefunden hatten - und kehren dorthin zurück.

Alle gemeldeten Imker werden darüber hinaus durch das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt Uelzen nun unverzüglich schriftlich über die zu treffenden Maßnahmen informiert. Wie das Gesundheitsamt Uelzen mitteilte, wurden weitere Proben aus dem Zuckersilo der Nordzucker AG entnommen und derzeit untersucht.

Foto: Normalerweise schlecken die Bienen köstlichen Nektar aus bunten Blüten - der karamellisierte und teilweise verbrannte Zucker aus dem Uelzener Silo bekam ihnen aber gar nicht gut.

 


2014-07-24 ; von Angelika Blank (autor),
in Uelzen, Deutschland

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