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Wolf und Wild in friedlicher Nachbarschaft

Am Gartower Wildgatter entsteht derzeit ein Wolfslehrpfad. Er soll unter Anderem zeigen, dass ein friedliches Nebeneinander von Wolf und Wild durchaus funktionieren kann. Umweltstaatssekretärin Almut Kottwitz besuchte am Donnerstag die Baustelle des neuen Projektes.

Seit 300 Jahren gibt es in Gartow ein Wildgatter. Wildschweine tummeln sich dort ebenso wie Rot- und Damwild. Auch in heutigen Zeiten ist diese Fläche mitten im Gartower Wald ein beliebtes Ziel für Familien, Schulklassen und andere Interessierte, die die Wildtiere in ihrem Lebensraum beobachten wollen.

Demnächst wird rings um das Wildgatter ein Infopfad über das Gartower Wolfsrudel und generell über die Lebensweise von Wölfen informieren. Denn in den Wäldern rings um das Gatter lebt seit Jahren ein Wolfspaar. Auch in diesem Jahr wird dort wieder Nachwuchs erwartet - auch wenn Wolfsberater Peter Burkhardt zur Zeit noch nicht sagen kann, wieviele Welpen es in diesem Jahr sein werden. Trotz der Nähe zu den Wölfen hat es bisher noch keine Übergriffe ins Gatter gegeben.

Zum Projekt "Wolfs-Infopfad" gehört es dennoch, ringsherum einen wolfssicheren Zaun aufzubauen. "Dabei werden wir verschiedene Zauntypen einbauen, die den niedersächsischen Mindestanforderungen an förderfähige Zäune entsprechen," erläuterte  Burkhardt beim Temin. Mindestens 1,80 m hoch muss ein wolfssicherer Zaun für Wildgatter sein. Zusätzlich ist ein Untergrabeschutz notwendig - was bedeutet, dass die Zaungitter ca. 20 - 30 cm tief in den Boden eingelassen werden.

Wolfsberater Peter Burkhardt will mit dem Projekt "Wolfs-Infopfad" neben Wolfsinteressierten auch Halter, Jäger und Förster ansprechen, die sich über optimalen Wolfsschutz informieren wollen. Burkhardt kann jetzt schon vielfältiges Interesse verbuchen: neben der Anmeldung von einigen Schulklassen hat sich auch eine Delegation aus Dänemark angekündigt: 18 Ranger und Förster wollen sich demnächst über das Wolfsschutz-Konzept sowie über den Wolfslehrpfad informieren.

Vorurteile abbauen und Naturerlebnis ermöglichen  

Der Schutz vor Wölfen ist aber nur ein Teilaspekt des Gesamtprojektes. In erster Linie geht es darum, über die Geschichte der Wölfe in Gartow zu informieren sowie Interessierten die Lebensweise der wilden Rückkehrer nahe zu bringen. "Wenn die Menschen mehr über die Lebensweise von Wölfen wissen, werden viele Vorurteile abgebaut," ist Burkhardt überzeugt. Er selber lebt mitten im Gartower Wald, ist seit Jahren als Wolfsberater auf den Spuren der Wölfe unterwegs - und hat bisher noch kaum einen Wolf leibhaftig gesehen. "Ebenso geht es dem Förster, der Tag für Tag tief in den Wäldern unterwegs ist." Außerdem, so Burkhardt weiter, soll am Beispiel des Gartower Infopfades gezeigt werden, dass Wildtiere und Wölfe durchaus in friedvollem Nebeneinander leben können.

Zwei Schutzhütten sollen Besuchern die Möglichkeit geben, auch bei schlechtem Wetter länger am Wildgatter verweilen zu können und Infotafeln über die Wolfsbiologie geben tiefere Informationen. Der teuerste Bestandteil des Projektes (120 000 Euro) ist es, die vorhandenen Wege so zu befestigen, dass auch Rollstuhlfahrer und andere Menschen mit Einschränkungen den Rundweg problemlos nutzen können.

Breite Unterstützung bei Land und Gemeinde

Umwelt-Staatssekretärin Almut Kottwitz hatte nur lobende Worte für das Projekt. Als für Wolfsfragen Zuständige im Umweltministerium weiß sie aus leidvoller Erfahrung, wieviele Ängste und Vorurteile kursieren, wenn es um den Wolf geht. Nicht umsonst hat das Ministerium mit dem Wolfsbüro eine Institution geschaffen, die sich u.a. intensiv um Öffentlichkeitsarbeit bemüht.

Erst kürzlich wurden außerdem die Fördermöglichkeiten für Weidetierhalter erweitert - nun können auch Hobbytierhalter Gelder für den Aufbau von Wolfszäunen beantragen. Außerdem wurdend Fördergelder pro Tierhalter von 15 000 Euro auf 30 000 Euro erhöht.

Das Ministerium fördert den Wolfslehrpfad mit rund 160 000 Euro. Dazu kommen noch Gelder der Bingo-Umweltstiftung in Höhe von 21 500 Euro sowie Spenden von lokalen Unternehmern wie dem Jagdpächter Carsten Behring. Die Gemeinde Gartow bringt 37 250 Euro in das Projekt ein.

Nicht zu berechnen ist außerdem die Bereitschaft der Familie Bernstorff, die Fläche für das Wildgatter aus der forstlichen Nutzung zu lassen. Der Forstbetrieb hat nicht nur 20 000 Euro zur Gesamtsumme hinzu gegeben, er sorgt auch seit langem dafür, dass die Wege benutzbar bleiben und störender Aufwuchs aus dem Gatter entfernt wird. Trotzdem bleibt der Besuch des Wildgatters weiterhin kostenlos. "Ohne die Unterstützung der Gräflichen Forstbetriebe gäbe es das Wildgatter längst nicht mehr," so Burkhardt.

Auch die Gemeinde Gartow weiß um den Wert des Wildgatters und seiner Ergänzung durch den Wolfspfad. Lutz Haas, der für die Samtgemeinde Gartow das Projekt betreut, betonte den touristischen Nutzen, den diese Möglichkeit des Naturerlebens für Gartow hat. "Es ist immer wieder rührend anzusehen, wie begeistert Eltern und Kinder sind, wenn sie mitten im Wald Wildschweinen, Rehen und Hirschen direkt begegnen können," ergänzte Peter Burkhardt, der regelmäßig Führungen zum Wildgatter anbietet. Nicht nur Haas verspricht sich von dem neuen Infopfad "einen Zuwachs an Touristen".

Foto / Angelika Blank: Umweltstaatssekretärin Almut Kottwitz  (li.) informierte sich am Donnerstag am Wildgatter Gartow über die Fortschritte des Projektes "Wolfs-Infopfad". Mit dabei (von links): Wolfsberater Peter Burkhardt, Samtgemeinde-Bürgermeister Christian Järnecke, Landtagsabgeordnete Miriam Staudte (Grüne), Gartows Bürgeramtsleiter Lutz Haas.




2017-06-01 ; von Angelika Blank (autor),
in Quarnstedt, 29471 Gartow, Deutschland

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