Nach dem katastrophalen Juni-Hochwasser wurde der Ruf nach Beseitigung der "Verbuschung" wieder lauter. Doch die Biosphärenreservatsverwaltung stellte am Montag beim Gemeinderat Höhbeck klar, dass nur zurückgeschnitten darf, wo eine Gefährdungslage festgestellt wurde.
Auch der Schifferverein und verschiedene Anwohner im Ort hätten gerne an verschiedenen Stellen wieder einen freien Blick über die Elbe genossen. Doch darauf müssen die Vietzer wohl bis auf Weiteres verzichten. Denn die Weidenwäldchen, die sich seit nahezu 20 Jahren weitgehend ungestört ausbreiten, nachdem die Bundes-Wasserstraßenverwaltung die Pflegemaßnahmen am Elbufer eingestellt hatte, stehen unter besonderem Schutz der EU.
Wie Klaus-Jürgen Steinhoff, Leiter des Dezernats 2 (Schutz, Pflege und Entwicklung) bei der Biosphärenreservatsverwaltung, den Anwesenden erläuterte, handelt es sich am Elbufer um Silberweiden, die Andernorts inzwischen recht selten geworden seien. "Nur dort, wo durch den Wuchs der Bäume eine Gefährdungslage bei Hochwasser-Ereignissen entsteht, darf ausnahmsweise abgeholzt werden," so Steinhoff.
Wo diese Stellen genau sind, wurde
unlängst in einer Begehung des Deichverbandes festgelegt. Doch
ausgerechnet an der Ortslage Vietze, wo Bürgermeister Hans-Joachim
Schenk gerne die Weidenbestände deutlich ausgelichtet hätte, wurde
diese Gefährdungslage nicht festgelegt. Um ein
Vertragsverletzungsverfahren durch die EU zu verhindern, riet
Steinhoff deshalb dringend davon ab, außerhalb der festgelegten Bereiche
„aktiv“ zu werden. Die "Kettensägeaktion" von Umweltminister Sander habe in Brüssel für starkes Misstrauen gegen Niedersachsen und sein Verhalten in Naturschutz-Angelegenheit gesorgt. „Staatssekretärin Almut Kottwitz wird
deshalb demnächst in Brüssel in Gesprächen mit der zuständigen Kommission
versuchen zu klären, ob weitere Ausnahmegenehmigungen möglich
sind,“ so Steinhoff. Die Bereiche, in denen abgeholzt werden darf,
liegen bei den Gemeinden sowie beim Landkreis (Untere Wasserbehörde)
aus.
Übrigens: Entgegen der Ansicht, dass die Weiden die Folgen von Hochwasser-Ereignissen verschlimmern, wird den Silber-Weiden
In den Überschwemmungsbereichen großer Flüsse wachsen oft mächtige
Exemplare der Silber-Weide. Die Bestände sind auf regelmäßige
Überflutungen angewiesen und tragen zusammen mit anderen Arten der Weichholzaue
dazu bei, Hochwasserereignisse zu mildern und die Ufer zu
stabilisieren. Mit ihrem breitflächigen Wurzelsystem kann die Weide die Erosion einschränken.
Gehölzrückschnitt anderer Art wird die
Gemeinde aber demnächst durchführen. An den Gemeindestraßen werden
in den nächsten Wochen Bäume und Gebüsch zurückgeschnitten, um
das „Lichtraumprofil“ wieder herzustellen. Auch eine gefährlich
marode Eiche in Brünkendorf wird dann gestutzt.
In dem Zusammenhang wird auch eine neue Sitzgruppe auf dem Heidberg errichtet, von der aus der Blick über die Elbeniederung genossen werden kann.
Weitere Beschlüsse des Gemeinderats: der teure Kindergartenbus, den zuletzt nur noch vier Kinder nutzten, wird abgeschafft und statt dessen den betroffenen Eltern ein Fahrkostenzuschuss von 60,- Euro pro Monat bezahlt (beim 2. Kind 50,- Euro).
Die Gemeinde wird eine eigene Homepage zur Information über die Tätigkeit der politischen Gemeinde erstellen. Denn unter dem Dach des Landkreises, sprich der Internetseite „luechow-dannenberg.de“, fühlt sich die Gemeinde nicht mehr wohl. „Diese Seite ist völlig unübersichtlich, es ist reines Glück, uns da zu finden,“ so Gemeinderats-Mitglied Kirsten Wiegmann über die Gründe für eine eigene Website.
Des weiteren beschloss der Rat die Einrichtung einer eigenen Streuobstwiese auf einer Fläche zwischen Brünkendorf und Vietze. Unter der Obhut des Bio-Streuobstvereins soll dann nach Kirsten Wiegmann dort eine „Bürgerwiese“ entstehen, deren Früchte – dann bio-zertifiziert – zur weiteren Verarbeitung bereit stehen werden. Für diese Streuobstwiese wurden bereits 35 Bäume gespendet – weitere sollen hinzu kommen, denn die Wiese bietet Platz für rund 80 Bäume.
Auf Antrag ebenfalls von Kirsten Wiegmann soll der Zustand der Wege innerhalb der Gemeinde kartiert werden, wobei die Wegränder hier im Fokus stehen. Während Wiegmann sich als Ziel der Maßnahme eine Ökologisierung der Wegränder durch Blühpflanzen vorstellt, möchte der Bürgermeister eine bessere Kennzeichnung und die anliegenden Landwirte eine bessere Durchfahrbarkeit erreichen. Doch Konflikte soll es hier nicht geben. „Wir wollen hier mit Euch allen eng zusammenarbeiten“, betonte nicht nur Bürgermeister Schenk.
An anderer Stelle allerdings ist dem Bürgermeister inzwischen der Geduldsfaden gerissen. „Ich werde nicht mehr akzeptieren, dass Angler mit ihren Autos bis in das Landschaftsschutzgebiet am Laascher See durchfahren oder Motorradfahrer ihre Geländeübungen dort mitten im Wald abhalten,“ so Schenk. In der Sitzung kündigte er an, dass er derartige Verstöße gegen das Biosphärenreservatsgesetz demnächst mit Ordnungswidrigkeiten-Anzeigen verfolgen wird. Auch ein Vietzer Einwohner, der zu nachschlafener Morgenstunde seine Hunde im Garten bellen läßt, muss nun mit „Druck“ rechnen.
BU: Der „Supermarkt für die Sandbienen“, wie die Stelltafel die ausgiebigen Weidenbestände am Elbufer beschreibt, wird wohl noch längere Zeit bestehen bleiben. Ein Vertreter der Biosphärenreservatsverwaltung erteilte dem Gemeinderat am Montag Abend eine Absage, was den Gehölzrückschnitt an dieser Stelle angeht.