Thema: zwischenlager

Anbau in Gorleben: Verarbeitung von Atommüll für die ganze Republik?

Vergangene Woche trafen sich Vertreter der GNS, Betreiberin der Zwischenlager sowie der Pilot-Konditionierungsanlage in Gorleben die Abgeordneten der Samtgemeinde Gartow sowie der Gemeinde Gorleben zu einem Informationsgespräch über die geplanten An- und Umbauten auf dem Gelände ... 

In dem Gespräch, zu dem die GNS (Gesellschaft für Nuklearservice) eingeladen hatte, erläuterten Holger Bröskamp, stellvertretender Geschäftsführer der GNS und Werksleiter Lutz Oelschläger den Kommunalpolitikern ihre Pläne für einen Erweiterungsbau, der für die Neuverpackung von im Zwischenlager wartenden schwach- und mittelaktivem Abfall vorgesehen ist. Bereits im April 2010 hatte die GNS den Baubeginn für dieses "Prüf- und Qualifizierungsgebäude" für das Jahr 2012 angekündigt, die Inbetriebnahme war für 2015 geplant. Doch diese Termine werden nicht eingehalten.

Wie GNS-Sprecher Jürgen Auer bestätigte ist die Baugenehmigung für den Erweiterungsbau inzwischen erteilt. Ein Antrag auf atomrechtliche Genehmigung ist allerdings noch nicht gestellt, da die Anlieferungs-Vorgaben zur Endlagerung in Schacht Konrad noch nicht endgültig ausformuliert sind. "Solange wir keine vollständigen präzisen Vorgaben haben, macht es keinen Sinn, den Antrag zu stellen", so Jürgen Auer. "Aus diesem Grunde ist auch noch kein Termin für einen Baubeginn festgelegt worden, da die fehlenden Vorgaben womöglich Auswirkungen auf die Ausgestaltung des Gebäudes haben werden." Für dieses Jahr ist deswegen mit einem Baubeginn nicht zu rechnen. Besondere Eile muss die GNS mit dem Neubau aber auch nicht haben, da sich die Inbetriebnahme des Endlagers Schacht Konrad wegen behördlicher Zwistigkeiten bis mindestens zum Jahre 2019 verzögert (siehe Artikel Süddeutsche Zeitung).

Hintergrund für den Erweiterungsbau sind neue Anforderungen an die "Endlagergerechtigkeit" radioaktiven Abfalls. Deswegen müssen die in Gorleben bereits eingelagerten schwach- bis mittelaktiven Abfälle vor ihrer Reise in die Endlagerung neu verpackt werden. Bei der letzten Anfrage von wnet in dieser Sache hatten alle Beteiligten deutlich betont, dass der Erweiterungsbau nur gebaut werde, um die in Gorleben eingelagerten Abfälle für die Endlagerung im Schacht Konrad zu konditionieren.

Die grüne Abgeordnete im Samtgemeinderat Gartow, Asta von Oppen, irritiert besonders die Größe der geplanten Halle. "Bei 6500 m² Größe frage ich mich, ob hier wirklich nur der bereits im Zwischenlager vorhandene Abfall für Schacht Konrad verpackt werden soll," so die Kommunalpolitikerin. "Wir reden über 450 Container mit schwach- und mittelaktivem Müll, die  umverpackt werden sollen. Wozu dann diese Größe?" Von Oppen befürchtet, dass auch weiterer schwach- bis mittelaktiver Abfall aus der ganzen Republik in Gorleben verarbeitet werden soll. "Immerhin entsteht hier eine Konditionierungsanlage, denn bei der Umpackung kann Radioaktivität freigesetzt werden, weswegen das Verfahren mit Unterdruck und einer Filteranlage durchgeführt werden muss."

Außerdem fragt sich von Oppen, warum die GNS die Umpackhalle nicht direkt am Schacht Konrad baut, wenn der Müll wirklich nur für dort vorgesehen ist. Dazu erklärte eine Sprecherin des Bundesamtes für Strahlenschutz: "Die Abfallverursacher müssen die Abfälle endlagergerecht nach den Vorschriften anliefern. Dies wird kontrolliert. Wie die Verursacher ihre Logistik planen, ist deren Sache. Da können die Genehmigungsbehörden keine Vorschriften machen."

Terrorschutz: 10 m hohe Mauer soll gegen Angriffe schützen

Ein weiteres Thema des Treffens waren die geplanten Sicherungsmaßnahmen gegen terroristische Angriffe. Eine 10 m hohe und rund 1 m breite Mauer aus Beton soll demnächst gegen Angriffe schützen, so die GNS-Vertreter im Termin. Zusätzlich werden im Außengelände "Maßnahmen ergriffen", die ein Eindringen erschweren sollen.

Besonders fragwürdig erschien einem Teil der Abgeordneten die Anlage einer sogenannten "Heidelandschaft" im Außenbereich des Zwischenlagers. "Die großen Steine sollen das Heranfahren mit Fahrzeugen verhindern", so Jürgen Auer. Allerdings weiß der Sprecher der GNS auch, dass dieser Teil der Sicherungsmaßnahmen die Terrorgefahr nicht wirklich bannt. "Das ist ja nur ein ganz kleiner Teil des Gesamtkonzeptes," so Auer. Wie aber das Gesamtkonzept aussieht, das konnte (und durfte) der Pressesprecher nicht sagen.

Asta von Oppen reichen die ihnen vorgestellten Sicherungsmaßnahmen nicht aus. "Wie eine 10 m hohe Mauer gegen Panzerfäuste wirken soll, erschließt sich mir nicht ganz", so von Oppen. "Das ist doch Kinderkram. Auch wird es durch die uns mitgeteilten Sicherungsmaßnahmen keinen Schutz gegen Flugzeugabstürze geben," so von Oppen. Sie erinnerte an Landwirte in der Wesermarsch, deren Rechtsmittel gegen die Abweisung ihrer Klage gegen den Betrieb eines Zwischenlagers beim AKW Esenshamm (dort lagern mindestens acht Castor-Behälter) insofern kürzlich Erfolg zeigte, als das Verfahren an das Oberverwaltungsgericht Lüneburg zurückverwiesen wurde, weil "beim Abweisen der Klage nicht bedacht wurde, dass die Mauern des Zwischenlagers dem Absturz eines Airbus 380 nicht stand halten könnten". (siehe zu dem Thema auch den wnet-Artikel "Zwischenlager-Schutz bleibt geheim" vom 18.04.2012)

Wie GNS-Sprecher Jürgen Auer mitteilte, sind weitere Sicherungsmaßnahmen geplant, darüber dürfe er jedoch nicht reden. Was die Sicherung gegen Flugzeugabstürze angeht, so wiederholte er nur ein Argument, dass an dieser Stelle immer wieder genannt wird, dass die Castorbehälter selber Schutz gegen Flugzeugabstürze gewährleisten. Mehr mochte Auer zu diesem Thema nicht sagen.

Foto: GNS/BLG ... Zwischenlager-Gelände in Gorleben (Stand 2003)




2012-05-14 ; von Angelika Blank (autor),
in Lüchower Straße 8, 29475 Gorleben, Deutschland

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