Überraschend hat die Kultusministerkonferenz bereits am Donnerstag ihre Vorschlagsliste für die Anerkennung als Weltkulturerbe vorgestellt. Die Rundlinge im Wendland befinden sich nicht darunter. Frühestens 2017 gibt es nun eine neue Chance, ausgewählt zu werden.
Ausgewählt wurden u.a. Höhlen der ältesten Eiszeitkunst in der Schwäbischen Alb, der Jüdische Friedhof in Hamburg-Altona oder die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt.
Diese Kulturgüter erfüllen nach Einschätzung der
Kultusministerkonferenz (KMK) und des von ihr beauftragten Fachbeirats das
entscheidende Kriterium des "außergewöhnlichen universellen Wertes". Zudem
fallen sie nach Ansicht der KMK nicht in die Kategorie jener Kulturstätten, die nach
Einschätzung der UNESCO auf der Welterbeliste bereits überrepräsentiert
sind und damit geringere Aussichten auf Aufnahme haben.
Des Weiteren werden die folgenden Kulturgüter berücksichtigt, die den außergewöhnlichen universellen Wert erfüllen:
• Gebaute Träume – Die Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee des Bayerischen Königs Ludwig II.
• Residenzensemble Schwerin – Kulturlandschaft des romantischen Historismus
Die Präsidentin der KMK, Sylvia Löhrmann, zeigte sich am Donnerstag überzeugt, dass "durch das sorgsam gewählte Verfahren sich die Chancen Deutschlands bei der UNESCO, mit den Nominierungen auch in Zukunft zum Zuge zu kommen", erhöht haben. Die strengen Evaluierungs- und Entscheidungsprozesse der UNESCO hätten eine Anpassung der Strategie erfordert, so Löhrmann.
Für die 22 Anträge, die es aktuell nicht auf die Vorschlagsliste geschafft haben, sollen nun durch "zusätzliche Forschung oder Präzisierungen
weiterentwickelt oder im Rahmen serieller Nominierungen unter der
Federführung anderer Staaten oder im Rahmen von Erweiterungsanträgen
oder durch Antragstellungen bei anderen Programmen wie dem
Weltdokumentenerbe, dem Immateriellen Kulturerbe der UNESCO oder dem
Europäischen Kulturerbe-Siegel berücksichtigt werden können".
Im Klartext: mit Unterstützung des Wissenschaftsministeriums in Hannover sowie des Fachbeirats der KMK wird der Lüchower Welterbe-Antrag weiterentwickelt. Des weiteren bereitet die Kultusministerkonferenz ein Symposium zum nachhaltigen
und verantwortungs-bewussten Umgang mit dem Welterbe in Deutschland vor,
an dessen Ende Handlungsempfehlungen für Länder und Kommunen und ein
Zeitplan für eine weitere Fortschreibung der Tentativliste,
voraussichtlich in den Jahren 2017 bis 2019, stehen sollen.
An diesem Zeitplan können sich auch diejenigen Länder und Antragsteller orientieren, bei deren Anträgen der Fachbeirat im jetzigen Verfahren eine nachhaltige Erforschung der Grundlagen empfohlen hat.
Die Initiatoren des Lüchower Welterbe-Antrags wollen jedenfalls nicht aufgeben und den so positiv begonnenen Prozess weiterführen.
Grafik: Übersichtskarte des Rundlings Lensian von 1831