Letzte Woche ging in Bonn die UN-Artenschutzkonferenz zu Ende. Während Umweltminister Gabriel vom Durchbruch sprach, sind für viele Umweltverbände Chancen vertan worden, international effektive Verabredungen zum Schutz der Umwelt zu treffen. Hier eine Übersicht der verschiedenen Reaktionen zum Abschluß der UN-Konferenz.
Allgemeine Zustimmung fand die Ankündigung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die deutschen Mittel für den internationalen Naturschutz innerhalb der kommenden Jahre um Milliardenbeträge aufzustocken. Zudem haben Minister aus 59 Ländern ihre Unterstützung für eine Initiative des WWF, die globale Entwaldung bis 2020 zu stoppen, zugesagt.
Derzeit sind für den internationalen Waldschutz im Haushalt des Entwicklungsministeriums 170 Millionen Euro pro Jahr vorgesehen. Diese Summe erhöht das Bundesumweltministerium ab dem laufenden Jahr mit 40 Millionen Euro aus dem Emissionshandel auf 210 Millionen. So kommt bis 2012 eine Summe von 840 Millionen zusammen. Nach Ankündigung der Bundeskanzlerin wird dieser Betrag bis 2012 mit insgesamt 500 Millionen Euro auf dann 1,34 Milliarden aufgestockt. Ab 2013 werden dann die heutigen Mittel von 210 Millionen Euro jährlich auf 500 Millionen Euro im Jahr mehr als verdoppelt.
Eine Entscheidung der Bundesregierung, die allgemein begrüsst wird. Doch mit den Gesamtergebnissen der Konferenz sind die meisten Verbände unzufrieden. Vor allem die Zögerlichkeit der meisten Staaten, rechtsverbindliche Aussagen über die Finanzierung von Umweltschutz-Maßnahmen zu machen, stößt auf Kritik.
Für den Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) ist "der Fortschritt eine Schnecke und viele Schnecken sind bedroht". Enttäuschend sei vor allem die Zurückhaltung bei finanziellen Beiträgen zum Schutz der biologischen Vielfalt. Leider seien die meisten Industriestaaten den entsprechenden Initiativen Norwegens und Deutschlands nicht gefolgt. Die Bundesregierung stehe in den kommenden zwei Jahren ihrer Präsidentschaft bei der Konvention über die biologische Vielfalt vor der Aufgabe, noch zögerliche Regierungen in die Finanzierung von Schutzgebieten einzubeziehen.
Fortschritte sieht der BUND bei der Erstellung von Kriterien für die Auswahl von Meeresschutzgebieten. Auch die Einrichtung einer Arbeitsgruppe zu den Folgen der weltweit steigenden Produktion von Agrosprit sei ein Schritt in die richtige Richtung.
Gerade in Sachen Agrosprit kritisiert jedoch Rebecca Harms, Europaabgeordnete vün Bündnis 90/Die Grünen die mangelnde Einigkeit:"Ich bin enttäuscht, dass die Konferenz in Bonn die breit und deutlich vorgetragene Kritik und Ablehnung der Agrotreibstoff-Strategien nicht wirklich ernsthaft aufgegriffen hat. In vielen Stellungnahmen in Bonn ist deutlich gemacht worden, dass das 10%-Ziel der Europäischen Union in vielen Regionen der Welt auch zu irreparablen Verlusten an Biodiversität führen wird. Trotzdem konnte sich die UN-Konferenz in Bonn nicht auf konkrete Beschlüsse zum umwelt- und sozialverträglichen Anbau von Agrotreibstoffen einigen.
Die Europäische Union hat in Bonn leider in vielen Feldern nicht gemeinsam und einheitlich verhandelt. Darüber wird sich das Parlament in Brüssel mit Rat und Kommission auseinandersetzen müssen. Diese Uneinheitlichkeit der Europäer ist kein gutes Zeichen für die Vorbereitung der nächsten UN-Klimakonferenz in Posznan", so Harms weiter.
Auch Greenpeace bemängelte die Uneinigkeit der internationalen Staatengemeinschaft. In Sachen Unterfinanzierung des weltweiten Schutz der Artenvielfalt, seien keine Fortschritte gemacht worden. Stellvertretend für die G-8-Staaten als Verhinderer eines Konferenz-Erfolges erhält Japan von Greenpeace die Negativ-Auszeichnung "Goldene Kettensäge".
Im japanischen Nagoya findet 2010 die nächste UN-Artenschutzkonferenz statt. Bis zu diesem Zeitpunkt haben sich die 191 Staaten verpflichtet, den Verlust der Artenvielfalt signifikant zu reduzieren. Nicht nur Greenpeace fehlen hier rechtsverbindliche Aussagen. Man befürchtet, daß es bei bloßen Absichtserklärungen bleibt.
Foto: WWF Aktion
© WWF / Christoph Kniel