Im maroden Bergwerk ASSE II sind hochgiftige Substanzen gefunden worden, berichtet das Magazin STERN in seiner aktuellen Ausgabe. Der Sprecher des Bundesamtes für Strahlenschutz bestätigte inzwischen, dass in den Schächten bei Wolfenbüttel auch toxisches Material wie Arsen, Quecksilber und Blei vorhanden ist.
Nach Einschätzung des Fraktionsvorsitzenden der Landtagsgrünen Stefan Wenzel sind die Kammern des ehemaligen Bergwerks in der Asse über Jahrzehnte als "universelle Abfallgrube für jedweden Dreck der Atomindustrie" missbraucht worden. Neben den Atomfässern mit Brennstäben, noch unbekannten bleiummantelten Sonderverpackungen, Arsen und Pflanzenschutzmitteln würde jetzt in Listen aus dem Jahr 2004 auch noch eine Angabe über eingelagerte Tierkadaver auftauchen, sagte der Grünen-Politiker am Donnerstag in Hannover. Es stelle sich die Frage, ob die Tierkörper radioaktiv verstrahlt oder anderweitig verseucht waren. Wenzel: "Die Fantasie reicht nicht mehr aus, um sich den Umfang des Desasters in der Asse vorzustellen. Offenbar konnte die Atomindustrie schalten und walten wie sie wollte, ohne dass die zuständigen Aufsichten und Genehmigungsbehörden ihnen in die Parade gefahren sind."
"Wenn jetzt nicht schleunigst ein Untersuchungsausschuss kommt, kann es kaum noch gelingen, alle Fakten über die mafiösen Strukturen der Atommülllagerung aufzudecken", sagte der Grünen-Politiker. Eine zentrale Rolle spiele dabei die SPD. "Wolfgang Jüttner hat den Schlüssel in der Hand. Wenn seine Fraktion dem PUA zustimmen würde, könnte er umgehend seine Arbeit aufnehmen. Wir appellieren an die Sozialdemokraten, endlich den Weg für eine vollständige Aufklärung dieses Skandals in Hannover und Berlin freizumachen!"
Wenzel warf Umweltminister Sander zudem vor, dem Landtag einen unvollständigen Statusbericht zur Asse geliefert zu haben. Obwohl dem Ministerium Analysen von 2003 und 2004 zum chemisch-toxischen Inventar vorlagen, stehe im Statusbericht nichts.
DIE LINKE im niedersächsischen Landtag wirft dem Bundesamt für Strahlenschutz vor, sich nicht ausreichend mit den Gefahren auseinander zu setzen, die von den in der Asse eingelagerten hochgiftigen Stoffen wie Arsen, Quecksilber und Blei ausgehen. „Leider verharmlost das Bundesamt für Strahlenschutz in seinen Stellungnahmen die drohenden Gefahren“, sagte Kurt Herzog, umweltpolitischer Sprecher der Linksfraktion. Dabei habe seine Fraktion bereits im vergangenen Jahr mehrfach darauf hingewiesen, wie gefährlich die eingelagerten Stoffe sind. „Zum einen geht Gefahr von den einzelnen Chemikalien an sich aus, zum anderen kann es zu schwer kalkulierbaren chemischen Reaktionen zwischen ihnen und jenen Stoffen kommen, die schon jetzt aus undichten Fässern sickern. In den kommenden Jahren werden leider immer mehr Stoffe austreten, da die eingelagerten Behälter weiter verrotten werden“, sagte Herzog. Der Umweltexperte der Linksfraktion erinnerte daran, dass nicht nur 1300 Kilogramm an toxischen Stoffen wie Arsen, Quecksilber und Blei in dem ehemaligen Bergwerk lagerten, sondern auch 55.000 Liter Öl sowie große Mengen Säure. „Auf Dauer sind aggressive Reaktionen wie Verpuffungen wahrscheinlich - diese müssen unbedingt bei der Erstellung eines Schließungskonzeptes berücksichtigt werden“, forderte Herzog. Er wies noch auf eine weitere Gefahr hin: Sollten diese Stoffe ins Grundwasser gelangen, wäre die Trinkwasserversorgung in weiten Gebieten rund um die Asse gefährdet.
Zu den neuen Gift-Funden in der Asse erklärt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), dass radioaktive Abfälle grundsätzlich auch chemisch-toxisches Material wie z.B. Arsen, Quecksilber und Blei enthalten. "Für die Abfälle in der Asse sind in Erhebungen des ehemaligen Betreibers der Anlage hierfür Abschätzungen vorgenommen worden, die die Gesamtmengenangaben für Arsen der Stern-Mitteilung widerspiegelt. Sie geben zudem Hinweise auch auf eingelagerte arsenhaltige Pflanzenschutzmittel. Für den sicheren Verschluss der Asse bildet eine möglichst vollständige Erfassung und Bewertung aller Stoffe eine wesentliche Grundlage. Auch vor diesem Hintergrund führt das BfS derzeit eine grundsätzliche Neubewertung der in der Asse eingelagerten Abfälle und ergänzende Erhebungen durch", heißt es in einer Pressemitteilung des BfS.
Foto: Grüne im Bundestag
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