Meinung: Beluga „schwarz“ gebaut? - Nicht so pingelig sein!

Kaum hatte Greenpeace die "Beluga I" nach Gorleben gebracht, schimpften Vertreter der Samtgemeinde Gartow und Betriebsangehörige gegen das Mahnmal. Während erstere von Schwarzbau reden, fühlen sich die anderen beleidigt. Ein Kommentar von Hagen Jung.

Keine Frage: Gewiss findet sich in deutschen Beamtentempeln bei emsigem Suchen irgendeine Vorschrift, um dem Greenpeace-Protestschiff „Beluga I“ in Gorleben das Wasser, pardon: den Boden abzugraben. Schon schimpft der Gartower Verwaltungschef „Schwarzbau“, schon heult der Endlagererkundungsbergwergs-Betriebsrat „Affront“. Schade, dass sogleich aus bekannten Rohren gegen die phantasievolle Aktion geschossen wird. Und damit auch gegen ein einmaliges Projekt, das Interessierte in die Region ziehen und so zur oft beschworenen Belebung des Tourismus beitragen könnte.

Es gibt, nicht nur hierzulande, Menschen und Gruppierungen, in denen sich das simple Schwarzweißdenken in punkto Atomkritik unheilbar fest gefressen hat. Wie die Schafe in Orwells Animal-Farm „Zwei Beine schleeecht – vier Beine guuut“ blöken, so bequemen sich jene Leute auf ein „Gorleben-Anlagen OK – Widerstand böse“. Generell. Ob irgendwelche Vermummte Polizeiautos anzünden oder ob Greenpeace ein Protest-Schiff aufbaut. Das ist Widerstand, das ist von Übel. Weg damit!

Ich will keinem Entscheidungsträger in hiesigen Verwaltungsstuben solch simple Denke unterstellen. Vielmehr gehe ich davon aus und hoffe, dass man dort so beweglich ist, alle Ermessensspielräume ausnutzen, um die Beluga in Gorleben weiter ankern zu lassen. Vielleicht ist irgendeine Barriere vonnöten, die es kleinen Kindern verwehrt, verletzungsträchtig auf dem Kahn herumzukrabbeln. Da gäbe es gewiss genügend aktive Menschen, die mit Rat und Tat und ohne bürokratischen Aufwand so etwas aufbauen.

„Ja, aber da gibt es im Baurecht doch den Passus, dass...und dass nicht...und...“. Klar, dieses „Ja, aber“ wird immer gern aus den Schubladen gekramt, nicht zuletzt in der Furcht, irgendwas falsch zu machen, einen Krümel in die Personalakte zu bekommen oder gar den Parteifreund zu vergrätzen. „Auch mit dem Recht darf man nicht so pingelig sein“, hat mal jemand gesagt. Ich meine, das sollte auch für das Baurecht in punkto Beluga gelten. Ach so, wer das gesagt hat? Konrad Adenauer. Und der dürfte sogar solchen CDU-Leuten unverdächtig sein, denen jegliches Stück Atomkritik ein Teufelswerk ist, und sei's so ein schönes und sinnvolles Schiff wie die Beluga.

Foto / Andreas Conradt ... publixviewing.de: Vergangenen Freitag wurde auf dem ehemaligen Aktionsschiff Beluga I die Wendlandfahne gehisst. hier! gehts zum Artikel über die feierliche Schiffstaufe.




2013-05-23 ; von Hagen Jung (autor),
in Gedelitzer Straße, 29475 Gorleben, Deutschland

endlager_gorleben  

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