Am Samstag wurde der Schützenplatz in Gartow zum Biwak des Aufklärungslehrbataillon 3. Die Gemeinde Gartow feierte dort ihre bereits 50 Jahre bestehende Patenschaft mit der Bundeswehreinheit aus Lüneburg.
Sehr ruhig ging es am Samstag auf dem Schützenplatz in Gartow zu. Nur wenige Interessierte verliefen sich auf dem weiträumigen Platz, um sich Geräte und Fahrzeuge des Aufklärungslehrbataillons 3 Lüneburg erklären zu lassen. Auch eine kleine Infoausstellung über die Aufgaben des Bataillons und den Einsatz in Mali war zu sehen.
Zustande gekommen war dieser Auftritt, weil die Gemeinde Gartow bereits seit 50 Jahren eine Patenschaft mit der Kompanie unterhält. Dieses Jubiläum sollte mit Info- und Materialausstellung gefeiert werden. Auch die Polizeiinspektion Lüneburg, die Gartower Feuerwehr sowie der Schützenverein Gartow beteiligten sich an der Schau.
Die Veranstaltung hatte im Vorfeld massiven Protest der spontan gegründeten "Friedensgruppe
Gartow/Höhbeck/Schnackenburg" ausgelöst. In einem offenen Brief wird auf die umstrittene Rolle der Bundeswehr als "Interventionsarmee" (Zitat aus dem Brief) hingewiesen. Außerdem kritisiert die Initiative, dass keine Initiativen zur gewaltfreien Friedensförderung zu der Veranstaltung eingeladen wurden. Letztendlich richtet sich die Kritik auch am Zustandekommen des Jubiläumsfestes und der Programmgestaltung. "Wir erwarten, dass die einzelnen Organisationen, die an dem Fest aktiv teilnehmen, in der Öffentlichkeit erklären, warum sie an dieser Patenschaft festhalten."
Karsten Sander, Gemeinderatsmitglied (CDU) und Ortsbrandmeister, wundert sich über die Kritik. "Das Thema hätte in all den Jahren längst einmal diskutiert werden können," so Sander. "Das ist aber nicht geschehen." Für ihn ist die Jubiläumsfeier der Patenschaft keine formale Angelegenheit, sondern ein "Ausdruck von freundschaftlichen Beziehungen". Im Laufe der Jahre seien viele Freundschaften entstanden, mancher Bundeswehrsoldat sei aufgrund der Patenschaft gar nach Gartow gezogen. "Und das Ortsschild von Gartow wurde mit auf den Einsatz nach Mali genommen und fand dort einen Platz." Ob das Schild heute noch in Mali steht, blieb unbekannt.
Übrigens: Bereits 2010 hatte die LINKE im Bundestag eine kleine Anfrage an das Verteidigungsministerium gerichtet, welchen Sinn und Zweck derartige Patenschaften haben und ob es Vorgaben für die Ausgestaltung gibt. Hier die Antwort des damaligen Verteidigungsministeriums als pdf zum Download.
Fotos | Angelika Blank: Allerlei Gerät zur Aufklärung und Ausspähung stellte Bundeswehr am Samstag in Gartow vor.