„Für Geschäftemacher keine Dividende – Elbe-Jeetzel-Klinik in kommunale Hände!“ lautet die Parole einer Initiative, die die Rekommunalisierung des Krankenhauses in Dannenberg fordert. Am Samstag soll mit einem Fahrzeug-Konvoi auf die Problematik hingewiesen werden.
Die Initiative „Unsere Gesundheit – unser Krankenhaus“ befürchtet, dass durch den kürzlich erfolgten Eigentümerwechsel große Gefahr einer Insolvenz besteht. „Wir brauchen in einem großen Landkreis wie Lüchow-Dannenberg ein Krankenhaus, um eine schnelle Erstversorgung z.B. bei Unfällen gewährleisten zu können“, sagt Dr. med. Dirk Eylerts aus Dannenberg. „Jeden kann es treffen, deshalb geht uns das Krankenhaus alle an!“.
Die beiden jetzigen privaten Besitzer André Eydt (50) und Sigurd Gawinski (54) haben im Herbst 2020 drei Kliniken in Niedersachsen und Bayern vom Capio-Konzern erworben. Davon befindet sich nach Informationen der Initiative die Klinik Otterndorf bei Cuxhaven bereits seit dem 19. Mai 2021 im Insolvenzverfahren. Gleiches könne Dannenberg auch drohen, befürchten die Mitglieder der Initiative im Wendland.
Offiziell hab die Capio Deutschland GmbH die drei Häuser „im Zuge der länderspezifischen Neuausrichtung“ aus dem internationalen Konzern ausgegliedert."Wir befürchten jedoch, dass sich der Konzern der defizitären Häuser entledigen wollte, um die Dividende seiner Aktionäre zu schützen," so die Initiative. „Es darf nicht sein, dass sich Krankenhauskonzerne die lukrativen Standorte in den Ballungsräumen herauspicken und die defizitären Kliniken im ländlichen Raum systematisch ruinieren“, sagt Clara Eisenberg, Medizinstudentin aus dem Wendland.
Gesundheitsversorgung dürfe nicht unter der Maßgabe von größtmöglichem Profit organisiert werden. Eisenberg: „Wir wollen das Krankenhaus wieder eigenständig in öffentlicher Trägerschaft haben und wir wollen, dass die Politik in Berlin gleichzeitig eine auskömmliche Finanzierung für Krankenhäuser im ländlichen Raum sichert.“
Die BürgerInnen auf dem Land hätten das Recht auf die gleiche medizinische Versorgung wie in den Städten. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig eine dezentrale Gesundheitsversorgung sei.
Die Initiative richtet sich sowohl an die Kommunalpolitik als auch an die Landes- und Bundespolitik, die die rechtlichen Grundlagen für die Krankenhausfinanzierung festlegen. „Fluggesellschaften bekommen Milliardenhilfen, aber die Krankenhäuser im ländlichen Raum lässt die Bundesregierung am langen Arm verhungern?“, fragt Eisenberg und verweist auf die Bundestagswahl am 26. September. „Wir messen die Kandidaten an Ihrer Haltung zu dieser Frage.“
Zur Demonstration am Samstag (17. Juli) ab 11 Uhr im Dannenberger Reiterstadion haben sich zahlreiche Landwirte, Speditionen, Handwerksbetriebe, Pflegedienste und andere Betriebe aus dem Wendland angekündigt. Unter den RednerInnen wird neben dem ehemaligen ärztlichen Direktor der EJK, Dr. med. Olaf Praetsch, auch die Betriebsratsvorsitzende der bereits insolventen Klinik aus Otterndorf, Christina Richartz, sein.
Die Initiative strebt eine Vernetzung mit betroffenen Klinikstandorten in der ganzen Bundesrepublik an. Mitglieder der Initiative hatten bereits am 26. Juni 2021 den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil bei einem Besuch in Dannenberg mit Treckern und einem Banner „Unsere Gesundheit – unser Krankenhaus“ überrascht und um Unterstützung der Landesregierung bei der Rekommunalisierung der EJK gebeten.
Foto | Planzeichnung Capio Elbe Jeetzel Klinik: Erst vor neun Jahren wurde der aufwändige Neubau der damals noch der Capio-Gruppe gehörenden Klinik eröffnet. Damals hatte die Capio rund 40 Millionen Euro investiert, um in Dannenberg " eines der modernsten Krankenhäuser Niedersachsens" aufzubauen.