Der Gartower Kirchenchor "Die kleine Kantorei" fasziniert bei jedem Auftritt mit ihrer kunstvoll aufeinander abgestimmten Mehrstimmigkeit und brillantem Gesang . Am Sonntag wird in der Gartower Kirche sein 25jähriges Jubiläum gefeiert.
Die Kleine Kantorei der Gartower Kirchengemeinde ist einer der besten Kirchenchöre im Landkreis, wenn nicht überhaupt der beste. Kaum ein anderer präsentiert so anspruchsvolle Chorwerke wie die SängerInnen aus Gartow. Heute sind es rund 50 Sängerinnen und Sänger, die Mitglied des Chors sind - vor 25 Jahren waren es gerade einmal acht Menschen, die sich zum Singen im Gartower Schloss trafen. Erst später wurde daraus der Gartower Kirchenchor - angeleitet von Dorothea Tramitz.
Mit Michael Röbbelen entwickelte sich der Chor zu einem auch überregional geschätzten Sängerkreis. Als Dorothea Tramitz in den Ruhestand ging, hatte er 2015 die Leitung übernommen und schnell neue Akzente gesetzt. Chorstücke modernerer Komponisten wurden in das Repertoire aufgenommen und nicht nur die Stimmbildung intensiviert.
Gabriele Blonski, schon in den Anfängen Mitglied des Chors, ist begeistert von der anspruchsvollen Arbeit mit Michael Röbbelen. "Jede Probe mit ihm ist aufregend. Immer wieder kommen neue Impulse in den Gesang", sagt sie "Er sorgt für präzise Stimmführung und klar konturiertes Zusammenspiel der einzelnen Stimmlagen. Und sein Anspruch, den Zusammenhang von Text und Musik deutlich zu machen, erweitert das Verständnis für die Werke".
Vor seinem Wirken in Gartow war Röbbelen in Berlin beim Brixer Vokalensemble für die Anleitung junger SängerInnen zuständig. Von dieser Arbeit profitiert heute die Kleine Kantorei: Immer wieder kann Röbbelen für die großen Werke, die SolistInnen erfordern, hervorragende SängerInnen dafür begeistern, den Gartower zu verstärken.
Nur wenige Chöre wagen es, komplexe Werke achtstimmig zu singen. Mit der
Kleinen Kantorei Gartow braucht sich Chorleiter Röbbelen keine Gedanken
zu machen, ob er dieses Wagnis eingehen soll. Den Sängerinnen und
Sängern gelingt es unter seiner Anleitung auch achtstimmig scheinbar
mühelos, eine Dynamik zu entwickeln, die fasziniert.
Jubel, Frohlocken und Freude, die ureigensten Themen adventlicher
Kirchenmusik, werden durch die Kraft der Stimmen mehr als lebendig. Die Aufführung so komplexer Werke wie die Johannespassion oder das Weihnachtsoratorium kann sich der Chor nicht nur zutrauen, er meistert sie auch mit meisterlicher Sangeskunst.
Ist es der Erfolg? Oder die anspruchsvolle Stimmarbeit? Das interessante Repertoire? Man weiß es nicht. Fakt ist, dass der allgemeine Niedergang der Chöre im Landkreis bei der Kleinen Kantorei nicht zu beobachten ist. Im Laufe der Zeit wurden etliche Jüngere Mitglied im Chor - und von den SängerInnen aus der Anfangszeit sind viele heute noch dabei.
Die Kleine Kantorei bleibt lebendig und ihre Auftritte sind immer wieder ein Erlebnis. Doch wie lange das anhalten kann, ist unklar. Michael Röbbelen hat angekündigt, den Chor nur noch ein Jahr lang zu leiten. Was danach kommt, ist unklar, nicht nur was die Qualität angeht. Findet sich kein/e ChorleiterIn, wird es auch den Chor nicht mehr geben.
Es wird schwer sein, jemand zu finden, der bereit ist, weitestgehend ohne Bezahlung derartig anspruchsvolle Arbeit zu leisten. Die Landeskirche finanziert den Chor nicht, obwohl die wunderbaren Konzerte immer wieder für eine volle Kirche sorgen. Ein Trauerspiel.
Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Es wäre ein großer Verlust, wenn es diesen großartigen Chor nicht mehr geben würde.
Zum 25. Jubiläum gibt die Kleine Kantorei am Sonntag ein Konzert in der St.-Georg-Kirche. Auf dem Programm stehen Präludium und Fuge g-moll Magnificat von Dietrich Buxtehude und Gloria in D von Antonia Vivaldi.
Dabei sind einige - zum Teil in Gartow schon bekannte - Solisten:
Misaki Yoshida | Sopran
Roksolana Chraniuk | Alt
Frithjof Zeltwanger | Trompete
Jutta Borowski | Oboe
Streichensemble
Klaus Eichhorn | Orgel
WANN? Sonntag, 1. Dezember, 16 Uhr ... WO? St.-Georg-Kirche Gartow
Der Eintritt ist frei
Foto | Angelika Blank: Auftritt der Kleinen Kantorei beim traditionellen Adventsgottesdienst (2023)