Es kann sich lohnen, ein Rolling-Stones-Fan-Museum zu betreiben. Ulli Schröders Beharrlichkeit hat ihm inzwischen so manches schöne Stück eingebracht, das auch nach dem Tod der Sammler in seinem Museum „weiterleben“ soll. Beim Konzert von Chris Jagger, dem kleinen Bruder von Mick, bekam er gar eine pechschwarze BMW Isetta geschenkt.
Fans bedenken Schröder in ihren Testamenten; Hinterbliebene spenden Stones-Devotionalien lieber dem langhaarigen Herrn im Glitzeranzug, als sie bei ebay zu verscherbeln. Jüngstes Beispiel ist eine pechschwarze BMW Isetta, die ihm ein Stones-Fan vermacht hat. „Sie stammt aus den 50er Jahren und passt nach Meinung des Fans insofern gut zu unserem Museum, das schwerpunktmäßig diese Episode feiert“, so Schröder. Der Zweisitzer, verziert mit einer knallroten Stoneszunge, komplett restauriert und in perfektem Zustand, fährt als Eyecatcher jetzt Werbung für das Museum. „Ein anderer Fan hatte mir seine gesamte Stones-Sammlung - 260 CDs - mitgebracht. Und eine Frau drückte mir 1500 Euro in die Hand und meinte: falls der Eintritt nicht reicht, heute Abend.“Der Grund für die Großzügigkeit: Ulli Schröder konnte Chris Jagger, den jüngeren Bruder von Mick Jagger überreden, erneut ein Konzert mit seinen „acoustic roots“ im Lüchower Stones-Museum zu geben. Begleitet wurde Jagger von dem in Fachkreisen verehrten Pianisten Charlie Hart, der Geigerin Elliet Mackrell und David Hatfield am Kontrabass. Anlass war angeblich der 70. Geburtstags von Chris‘ berühmten Bruder Mick Jagger - aber das war wohl eher Schröders Versuch, einen Zwangsbezug zwischen den ungleichen Brüdern herzustellen. Zwar sind beide charmante Entertainer und hochmusikalisch - aber nur einer hat die vielen Millionen auf dem Konto.
Immerhin war der
Auftritt auch dem NDR einen Bericht wert - ein Fernsehteam zeichnete das tolle
Konzert samt guter Stimmung auf. Erstaunlich: Über 90 Prozent der Gäste kamen
von „auswärts“. Ältester Besucherin war eine 87-jährige Dame aus München, die
mit ihrem Sohn angereist kam, um Schröder ein Paket mit seltenen Fotografien und
Autogrammen zu überreichen: Ein Verwandter von ihr war eine Zeitlang Nachbar von
Mick Jagger in London, und nun war die Zeit gekommen, die exklusive Sammlung in
Lüchow abzuliefern. Sogar aus Holland und der Schweiz waren Besucher angereist.
Eine Überraschung hatte auch Künstler Dennis Schulz aus Brüsewitz in Mecklenburg
dabei: Er hatte ein großformatiges Gemälde in fotorealistisch-verfremdeter
Manier gemalt - von Chris Jagger, der sich sichtlich gerührt zeigte. „Zum Glück
kam Chris mit seinem Mercedes Kombi, da hätte das Bild nicht reingepasst.
Insofern wird es auch bald im Stones-Museum hängen“, freute sich
Schröder.
Foto / Wolfgang Werner: Chris Jagger (l.) bestaunte die Spende - eine total restaurierte BMW Isetta Bj. 1955 - mit seinen Musikern Elliet Mackrell (r.) und David Hatfield. Stones-Museumsbetreiber Ulli Schröder freute sich über weitere Spenden.