Thema: hochwasser

Erleichterung mit angehaltenem Atem

Der Mittwoch vor der vierten großen Flut innerhalb von elf Jahren war geprägt von leiser Erleichterung. Nach genauer Beobachtung der Wasserlage und weiteren Berechnungen waren die Experten zu dem Schluss gekommen, dass das Hochwasser nicht, wie noch am Dienstag befürchtet, 1,10 m höher eintreffen könnte als im Sommer 2002. Trotzdem bleibt die Lage angespannt.

Während tausende Helfer von THW und Feuerwehren aus ganz Niedersachsen, rund 1000 Bundeswehrsoldaten und mehrere Hundert Helfer von der DLRG am Mittwoch im Landkreis ankamen, um bei Deichschutzmaßnahmen behilflich zu sein, trafen sich in Bleckede Vertreter der Landesregierung, der betroffenen Landkreise sowie mehrere Gemeindebürgermeister und Vertreter der verschiedenen Hilfsorganisationen, um gemeinsam über die aktuelle Lage zu beratschlagen.

Ein Novum in der Geschichte der Niedersächsischen Fluten: an der Besprechung nahmen nicht nur landesinterne Fachleute teil, sondern auch Vertreter aus Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Alle Beteiligten waren sich einig, dass die Frage, ob wirklich alles getan wurde, um Menschen, Hab und Gut und Tiere zu schützen, nur länderübergreifend geklärt werden können. "Wir stehen rechts und links der Elbe solidarisch zusammen, um Menschen, Hab und Gut und Tiere so gut wie möglich zu schützen," so Thomas Lenz, Staatssekretär im Innenministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern. 

Gemeinsames Agieren für den Hochwasserschutz

Und Lüneburgs Landrat Manfred Nahrstedt ergänzte: "Es hat keinen Sinn, im eigenen Landkreis aufzudeichen, wenn es bei den Nachbarn nicht auch passiert." Womit auch er deutlich machte, wie wichtig ein gemeinsames, länderübergreifendes Hochwassermanagement an der Elbe ist.

Almut Kottwitz, Staatssekretärin im Niedersächsischen Umweltministerium, betonte ebenfalls, dass die Landesregierung alles dafür tun werde, ein wirkliches gemeinsames Hochwassermanagement zu realisierien. "Die gute Zusammenarbeit soll auf jeden Fall fortgesetzt und intensiviert werden," so Kottwitz. Auf die Versäumnisse der Vergangenheit mochte Kottwitz allerdings nicht eingehen. 

Wann wird die Verbuschung beseitigt?

Auch die Verbuschung war angesichts der nahenden hohen Wasserstände erneut Thema. Da die Weiden an der Elbe derzeit "in voller Tracht" stehen, wie es die Staatssekretärin ausdrückte, wirkten sie wie ein weiterer Hemmschuh. Doch auch kritische Nachfragen, warum die Weiden nicht rechtzeitig zurückgeschnitten worden seien, fanden nur nüchterne Antworten: das Hochwasser an der Elbe war seit dem Winter kaum zurück gegangen. Bis in den Mai hinein standen die Weiden unter Wasser, unerreichbar für Motorsägen oder andere Versuche, die Bäume zu fällen. Und spätestens am 15. März wäre der letzte Frühjahrstermin gewesen, Rückschnitte vorzunehmen. 

An einem Rückschnittkonzept, das die Elbestrecken länderübergreifend betrachtet, arbeitet derzeit eine ebenfalls länderübergreifende Arbeitsgruppe, wie Staatssekretärin Kottwitz miteilte. Landrat Nahrstedt verwies darüber hinaus auf die Konflikte zwischen Naturschützern und Hochwasserschutz-Interessierten über das notwendige Ausmaß der Rückschnitte.

Evakuierungen nur noch in Hitzacker notwendig 

Lüchow-Dannenbergs Landrat Jürgen Schulz zeigte sich ebenfalls hoch erleichtert über die neuesten Prognosen, die "nur noch" Pegelstände von 7,90 m für Schnackenburg und 8,13 m für Hitzacker vorhersagen, womit die "Grusel-Prognose" von 8,80 m für Hitzacker vom Tisch ist.

"Trotzdem müssen wir an vielen Stellen Minderhöhen ausgleichen, da das Wasser immerhin noch 40 - 60 cm höher kommt als bei der Sommerflut im Jahre 2002," so Schulz. "Evakuieren müssen wir nur noch die Hitzackeraner Stadtinsel, weil die Verordnung für die moderne Hochwasser-Schutzwand das so vorschreibt." Nach dieser Verordnung, so erläuterte Landrat Schulz, müsse die Stadtinsel evakuiert werden, sobald ein Wasserstand von 7,50 m prognostiziert werde, um Lebensgefahr für die Menschen auszuschließen. "Denn wenn die Schutzwand dem starken Druck nicht standhalten sollte, dann wird sie plötzlich brechen und eine Sturzflut sich in den Ort ergießen," so Schulz.

Nach den Horror-Prognosen von Dienstag, die 1,10 m über dem Stand von 2002 vorsahen, waren auch Evakuierungen in der Dannenberger Marsch, in Wussegel und im Gartower Bereich geplant gewesen. Doch diese vorsorglichen Planungen können angesichts der wesentlich niedrigeren Prognosen wohl zurückgenommen werden, so Schulz. 

Foto / Angelika Blank: Auch in Vietze waren Einwohner am Mittwoch intensiv mit dem Befüllen von Sandsäcken beschäftigt, um ihr Eigenheim zu schützen.




2013-06-05 ; von Angelika Blank (autor),
in Lüchow-Dannenberg, Deutschland

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