Liebevoll und beharrlich hat sich Harry Bergmann mehr als 30 Jahre für den Erhalt eines Feuerlilienfeldes in seinem Heimatort Govelin eingesetzt. Im Dezember starb der Landwirt im Alter von 72 Jahren.
Über
mehr als 30 Jahre hat Harry Bergmann sich zusammen mit seiner Familie
in Govelin für den Naturschutz engagiert. Seit 1988 war er
mit seinem Betrieb Teilnehmer des „Ackerwildkrautprogramms “
des Landes Niedersachsen – und blieb ihm über die Jahre treu.
Die Ackerflächen der Familie Bergmann beherbergen heute floristische Raritäten der Ackerbegleitflora wie Lämmersalat und Ackerhohlzahn. Europaweit am bekanntesten sind inzwischen die Bestände der Feuerlilie auf den Goveliner Äckern. Mit viel Engagement konnte Harry Bergmann diese stark gefährdete Pflanzenart auf seinen Flächen nicht nur sichern, sondern auch vermehren und verbreiten.
Dieser Einsatz blieb auch bei den niederländischen Nachbarn nicht unbemerkt. Der niederländische Feuerlilien-Experte Fred Bos war in Govelin regelmäßig zu Gast, um dort die Blume des niederländischen Königshauses, die Feuerlilie, zu bewundern und zu erforschen.
In enger Zusammenarbeit mit Harry Bergmann hat die Gemeinde Göhrde um Govelin den „Lilienpfad“ eingerichtet, um der Öffentlichkeit diese Naturkostbarkeiten zugänglich zu machen. Mit großem persönlichen Einsatz hat Familie Bergmann in Govelin mehrfach das Lilienfest ausgerichtet, eine Veranstaltung, die eine Bereicherung des kulturellen Lebens in Lüchow-Dannenberg war.
Harry Bergmann war der erste Landwirt, der sich aktiv in das Ortolanprojekt des Landkreises Lüchow-Dannenberg eingebracht hat. Auch seinem Vorbild war es zu verdanken, dass sich viele andere Landwirte der Region sich in dem Projekt engagierten und sich aus anfänglichem Misstrauen eine konstruktive und teilweise sogar freundschaftliche Gesprächsbasis und ein Miteinander zwischen Naturschutz und Landwirtschaft in Lüchow-Dannenberg entwickelte, das es so vorher nicht gab. Die Erkenntnisse dieses Forschungsprojektes begründeten 2007 die heute noch angebotene Agrarumweltmaßnahme für Feldvögel des Landes Niedersachsen.
Von einigen Berufskollegen gelegentlich belächelt, hat Harry Bergmann gezeigt, dass eine aktive Teilnahme, ein Mitmachen im (Vertrags-)Naturschutz auch eine wirtschaftliche Perspektive bieten kann und es nicht immer nur um ein „Größer-schneller-mehr“ gehen muss.
Auch bei den Behörden und Institutionen des Naturschutzes genoss Harry Bergmann höchste Anerkennung. „Der Naturschutz und die Landwirtschaft, haben Harry Bergmann viel zu verdanken. Er wird sehr fehlen“, so die Reaktion von MitarbeiterInnen des behördlichen Naturschutzes beim Landkreis Lüchow-Dannenberg, des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), des Umweltministeriums sowie des ehrenamtlichen Naturschutzes des BUND und des Landschaftspflegeverbands Wendland-Elbetal. „Harry Bergmann wurde für seine Freundlichkeit, seine Hilfsbereitschaft und sein heiteres Wesen geschätzt. Die Bedeutung seines Wirkens für die heimische Pflanzen- und Tierwelt, speziell für die Ackerwildkräuter und die Feldvögel, reicht weit über den Landkreis Lüchow-Dannenberg hinaus.“
Nicht ohne Grund war der Erhalt des Feuerlilienpfades immer wieder Anlass für Förderungen, auch von der Europäischen Union, für die sich - unter anderen - die damalige Europaabgeordnete Rebecca Harms stark gemacht hatte.
Am 21. Dezember 2020 ist Harry Bergmann im Alter von 72 Jahren verstorben.
Titelfoto | Evangelischer Pressedienst Niedersachsen-Bremen/Karen Miether: Harry Bergmann (vorne rechts) war jahrzehntelang Hüter und Beförderer der Feuerlilien auf seinen Wiesen.
Weitere Fotos: Fred Bos