Erst kürzlich schreckte Kulturinteressierte die Nachricht auf, dass der Stadtrat von Hitzacker die Trägerschaft für das Archäologische Zentrum abgeben will. Bedeutet dies das Aus für das beliebte Freilichtmuseum? Samtgemeinde- und Stadt-Bürgermeister sagten am Dienstag: Nein! Sie wollen ein "nachhaltiges Trägermodell" entwickeln.
"Die finanzielle Lage der Stadt
Hitzacker (Elbe), seit der Übertragung durch den Landkreis
Lüchow-Dannenberg Träger des Museums Archäologischen Zentrums
Hitzacker (AZH), ist angespannt," bedauerte Samtgemeinde-Bürgermeister Jürgen Meyer am Dienstag in Hitzacker. "Deswegen müssen wir neue Wege gehen, was die Trägerschaft für das AZH angeht."
Doch wie diese Wege aussehen sollen, das blieb auch am Dienstag weitestgehend im Dunkeln. Gemeinsam wolle man sich ab sofort den Herausforderungen stellen, verkündeten unisono die beiden Bürgermeister, Jan Beberstedt vom Vorstand des Fördervereins sowie Ulrike Braun, Leiterin des AZH. Auch wie der wie auch immer geartete neue Träger die laufenden Kosten des AZH finanzieren soll, blieb ungeklärt.
Immerhin, die gute Nachricht des Tages war, dass sowohl die Samtgemeinde Elbtalaue als auch die Stadt Hitazcker festen Willens sind, das AZH nicht fallen zu lassen. Im Gegenteil: "Auf Biegen und Brechen wollen wir diesen attraktiven Veranstaltungsort erhalten," so Holger Mertins, Bürgermeister von Hitzacker. "Aber den Zuschussbedarf müssen wir dringend senken."
Denn das Dilemma war entstanden, nachdem der Haushalt der Stadt nicht mehr genehmigt worden war, weil die freiwilligen Ausgaben deutlich mehr ausmachten als die aktuell nur noch zulässigen 3 % des Gesamtetats. Mit 57.000 Euro muss die Stadt z.B. in diesem Jahr die Defizite des AZH ausgleichen.
Ein Stiftungsmodell ist da ebenso im Gespräch wie die Übergabe des AZH an einen Verein. "Doch bei der Finanzierung können alle, Bürger wie Besucher, helfen," so Ulrike Braun. "Durch Spenden, einen Vereinseintritt oder auch schlichtweg als Eintritt zahlender Besucher." Der Förderverein hat derzeit 68 Mitglieder. Um die Stadt komplett zu entlasten, bräuchte der Verein allerdings über 2000 Mitglieder.
Trotz aller finanzieller Sorgen hat das AZH-Team auch dieses Jahr wieder ein attraktives Programm zusammengestellt, das Jung und Alt anspricht. Neben Museumspädagogischen Angeboten für Kindergärten und Schulen gibt es auch viele Aktionsprogramme für Erwachsene. Ob eine geführte Reise in die Bronzezeit, eine Exkursion mit dem Einbaum oder ein Einführungskurs in den traditionellen Bogenbau - das AZH hat Einiges für Geschichtsinteressierte zu bieten.
Mit einem Benefizkonzert will der im Landkreis aufgewachsene Bluesmusiker Stephan Linke das Freilichtmuseum am Freitag, den 13. September, ab 20 Uhr unterstützen. Linke ist Vereinsmitglied und seit gut 35 Jahren mit Gitarre und Bluesharp unterwegs. Er spielt eigene Kompositionen aus Folk und Blues. Alle Eintrittsspenden kommen dem Freilichtmuseum zur Gute.
Unterstützung erfährt das archäologische Freilichtmuseum inzwischen auch aus ganz Deutschland und gar von den europäischen Kollegen. Die größten deutschen Fachverbände befürchten nicht nur die Schließung des seit 23 Jahren erfolgreich arbeitenden archäologischen Freilichtmuseums, sondern verheerende Einschnitte in der bundesweiten Kulturlandschaft.
Foto / Angelika Blank: Warben am Dienstag für Unterstützung des AZH (von links): Samtgemeinde-Bürgermeister Jürgen Meyer, Hitzackers Bürgermeister Holger Mertins, Jan Beberstedt, 1. Vorsitzender des Fördervereins und Ulrike Braun, Leiterin des Archäologischen Zentrums.