Von Polizei war weit und breit nichts zu sehen, als am späten Nachmittag rund 20 AktivistInnen von Contratom und der KURVE Wustrow begannen, sich an den Zufahrtstoren zum Erkundungsbergwerk in Gorleben festzuketten. Binnen kurzer Zeit waren alle sechs Tore blockiert.
Während heute in Berlin ein Spitzengespräch zum Endlagersuchgesetz stattfindet, verhindern die AktivistInnen die weitere Erkundung in Gorleben.
Einer der angeketteten AktvistInnen berichtet: „Heute wird es keinen Schichtwechsel mehr geben. Wir blockieren die Erkundungsarbeiten, die hier tagtäglich im Drei-Schicht-Betrieb mit jeweils rund 90 MitarbeiterInnen gefahren werden. Wir haben das Bergwerk mit unseren Ketten und Körpern abgeschlossen.“
Eine andere Aktivistin begründet ihr Engagement: „Ich will die Erkundung mit meinem Körper stoppen und riskiere dabei meine körperliche Unversehrtheit. Denn ich kann nicht verantworten, dass wir den nachfolgenden Generationen ein viel größeres Risiko aufbürden. Der Salzstock in Gorleben ist ungeeignet für die geplante Einlagerung von Atommüll.“
Die AktivistInnen sind mit einer Pyramide, Ketten und Vorhängeschlössern an den Toren angekettet. Sie fordern den sofortigen Atomausstieg und eine ergebnisoffene Endlagersuche ohne den ungeeigneten und politisch verbrannten Standort Gorleben.
„Wir erwarten von den ParteienvertreterInnen in Berlin, dass sie heute weise handeln: Gorleben muss raus aus dem Topf. Die vorläufige Sicherheitsanalyse (VSG) muss gestoppt werden. Die Fehler der bisherigen Endlagersuche müssen aufgearbeitet werden – öffentlich und nicht in Berliner Hinterzimmern. Nur so ist ein Neuanfang bei der Suche nach einem Atommüllendlager möglich.“ erklärt Jochen Neumann von der KURVE Wustrow.
Proteste auch in Berlin
Anlässlich des heutigen Spitzentreffens zur Endlagersuche haben Atomkraftgegner vor dem Bundesumweltministerium das endgültige Aus für das Endlagerprojekt Gorleben gefordert.
Mit einer Aktion stellten sie dar, dass eine ergebnisoffene Endlagersuche ohne den Ausschluss von Gorleben nicht möglich sei: Eine Person mit einer Maske von Bundesumweltminister Röttgen versuchte auf einer weißen Deutschlandkarte einen schwarz-gelben Ball zu versenken. Doch ganz gleich wo der „Atommüll-Ball“ auf der Karte angesetzt wurde, er rollte immer wieder in das „Gorleben-Loch“.
Ringsum forderten Menschen mit Sprechchören und Schildern, Gorleben aus der weiteren Endlagersuche auszuschließen, da der Standort geologisch völlig ungeeignet sei. Nötig sei außerdem ein echter gesellschaftlicher Dialog über die Endlagerfrage.
„Röttgens Gerede von einer 'weißen' Landkarte ist nur Rhetorik. Denn angesichts von 1,6 Milliarden Euro, die in dem Salzstock bereits verbaut worden sind, droht am Ende doch wieder nur Gorleben herauszukommen. Und das obwohl Grundwasserkontakt, explosive Gaseinschlüsse und ein Erdgasfeld darunter den Salzstock in Gorleben als Endlager für hochradioaktiven Atommüll völlig untauglich machen“, sagte Susanne Jacoby vom Kampagnennetzwerk Campact. „Eine wirklich ergebnisoffene Endlagersuche kann es deshalb nur geben, wenn Gorleben als Standort ausgeschlossen wird.“
UPDATE 23:10 Uhr: Gegen 20.30 Uhr wurde die Blockade von der Polizei geräumt. Bis dahin hatten die AktivistInnen die Tore vier Stunden lang besetzt gehalten.
Foto: Angelika Blank ... Rund 20 AktivistiInnen blockierten am späten Dienstag Nachmittag die Zufahrtstore zum Erkundungsbergwerk in Gorleben.