Mit ihrem "KultLandhof" möchte Lilli Vollmer dem Blues im Wendland einen Ort geben. Das Einstiegskonzert mit den herausragenden "Crazy Hambones" am vergangenen Freitag machte Lust auf Mehr.
Schon ein Blick auf die Auszeichnungsliste ließ erwarten, dass Lilli Vollmer mit den "Crazy Hambones" ein besonderes Glücksgriff gelungen war: 2009 hatte die Band den Jazz & Blues Award gewonnen, davor bereits den zweiten Preis der Deutschen Schallplattenkritik sowie Platz 3 der Top 25 Blues-Alben in Texas belegt. Auch als bestes deutsches Blues-Album war 2004 eine ihrer Produktionen ausgewählt worden.
Und auch in Neritz bewiesen die drei Blues-Enthusiasten ihr Können: bereits mit dem ersten Klassiker „Let's have a good time“ war der Bann gebrochen. Henry Heggen an der Mundharmonika zeigte dem Publikum, was aus diesem kleinen Instrument herauszuholen ist, wenn man es mit Leidenschaft, Können und dem wahren Bluesgefühl spielt. Allein die langgezogenen Klänge, die den gesamten Schmerz des Universums zu transportieren scheinen, brachten die letzten Gehirnwindungen zum Schmelzen. Und durch das perfekte Zusammenspiel mit seinen Bandkollegen Brian Barnett an der E-Gitarre und Micha Maass am Schlagzeug wurde das Konzert zu einem wahren Hörgenuss.
In der Mischung zwischen atemberaubender Dynamik, einfallsreichen Übergängen, die jedem Musiker Raum für eigene Improvisationen ließen und der Ruhe auch langsamen Passagen ihren Raum zu lassen, lag die Kraft der Crazy Hambones. Dabei haben sie durchaus ihre eigene Sicht davon, wie die von Freiheit erzählende, dicht an der Seele liegende Blues-Musik zu spielen ist. Die mitreißende Mischung kam beim rund 100-köpfigen Publikum extrem gut an.
Für Lilli Vollmer war es nur logisch, als erste Band eine Blues-Band einzuladen. Denn erstens ist Blues im Landkreis nach ihrer Ansicht deutlich unterrepräsentiert und zweitens liebt sie diese Musik. Denn bei der Gründung ihres Kultur-Landhofs steht das Geldverdienen nicht an erster Stelle. „Der Blues soll hier in Neritz ein Zuhause erhalten,“ so Lilli Vollmer über ihre Motivation, einen weiteren Kulturveranstaltungsraum zu eröffnen. „Außerdem kann gerade der Blues den richtigen musikalischen Rahmen für politische Initiativen geben. Gerade Blues, der ja aus der Protestkultur kommt und in seiner Ursprünglichkeit geradezu ein musikalischer Aufschrei ist, passt da sehr gut.“
Am Feuer auf dem gemütlichen Innenhof, unter einer
riesigen Eiche sitzend, kursierte unter den Besuchern schnell die Meinung, dass der
KultLandhof in Neritz ein angesagter Ort in Sachen Blues und Abendkultur werden
könnte. Der Anfang war jedenfalls vielversprechend.
Foto / Angelika Blank: "The Crazy Hambones" verschafften dem KultLandhof in Neritz einen furiosen Einstieg.