Am 9. November steigt die 23. Auflage des bundesweiten
Nachwuchswettbewerbs im Kulturhaus der
Hansestadt Salzwedel. 13 junge Bands aus der ganzen Republik kämpfen dann um den Titel "Local Heroes 2013".
Zwölf Monate wurde auf
unzähligen Bühnen geackert und geschuftet. Zwölf Monate, in denen die dreizehn Landesveranstalter die vielversprechendsten
Nachwuchskünstlerin ihrem Bundesland ausfindig machten.
In wenigen Tagen
präsentiert der organisierende Verein Aktion Musik/local
heroes e.V. nun die Quintessenz der intensiven Suche. Leicht
dürfte die finale Auswahl am Ende des Abends dennoch nicht fallen.
Sowohl die prominent besetzte Fachjury als auch das Publikum haben es
mit echten Perlen der deutschen Musikkultur zu tun.
Wer
das beschreiben will, was die fleißigen Landesveranstalter des
bundesweit größten und ältesten non-profit Nachwuchswettbewerbs
„local heroes“ im vergangenen Jahr erlebt haben, der ist mit
Patrick Süskinds Bestseller-Roman „Das Parfüm“ ziemlich gut
beraten. Wie der von Leidenschaft getriebene Protagonist Grenouille
machten auch sie sich auf, um aus den unzähligen Probenraumkellern
Deutschlands das Beste zu Tage zu fördern, was die Musikszene des
Landes im Augenblick zu bieten hat. Zugegeben, ein schauriges Ende
nimmt deren Arbeit vom hohen Norden bis ins tiefste Bayern nicht.
Gott sei Dank! Erzielt haben die Fachleute aber eine ähnlich
perfekte Mischung wie der französische Parfümeur. Über teils
mehrstufige Wettbewerbe mit insgesamt rund 1500 Teilnehmern gelang es
ihnen, die musikalische Essenz des Jahres 2013 in dreizehn
Bundesfinal-Teilnehmern zu bündeln.
In 20 Minuten muss
der Funke überspringen
Am Ende der Reise angelangt sind
die Veranstalter und ihre Schützlinge bisher allerdings noch nicht.
Am 9. November geht es für sie noch einmal um viel: „Der
Titel 'beste Newcomerband des Jahres' wird sowohl vom Publikum
mit einem Publikumspreis als auch von der Jury mit einem eigenen
Jurypreis vergeben. Ausgezeichnet werden zudem der beste Sänger
sowie der beste Instrumentalist“, erklärt Projektleiter Dieter
Herker das seit Jahren bewährte Prozedere. Geschenkt wird den jungen
Leuten hier nichts. In nur 20 Minuten müssen sie es schaffen, den
sprichwörtlichen Funken auf das Publikum überspringen zu lassen.
Unterstützt werden sie zwar von einer aufwändig eingerichteten Bühnenmaschinerie, das Gros der Arbeit müssten die
Nachwuchskünstler jedoch selbst leisten, stellt das Team rund um den
erfahrenen „local heroes“-Frontmann heraus.
Die
musikalische Spannbreite, die die Kandidaten dabei abdecken, ist
riesengroß. „Angefangen von deutschem Indie-Rock, über Hip Hop
und Britpop, bis hin zu Punkrock, Blues, Funk, Rap und vielem mehr,
ist alles dabei, was das Musikerherz begehrt“, versucht
Bandbetreuerin Dani Straßner einen ersten Eindruck zu vermitteln.
Teils gebe es die Formationen bereits seit Jahren. Andere hätten
sich erst vor wenigen Monaten zusammengefunden. Die jüngsten unter
ihnen seien gerade einmal 16 Jahre. Intensiv haben sich die jungen
Leute seit ihrem Erfolg bei den Landesfinals vorbereitet. Einige sind
noch einmal tief in ihren Probenraum abgetaucht. Wie zum Beispiel die
bayerischen Vertreter „The Governors“: „Wir werden uns
zusammensetzen und besprechen, welche Songs wir spielen werden, wie
wir das Set aufbauen und wie wir den Zuschauern 20 Minuten
mitreißende Show bieten können. Danach werden wir die Songs nochmal
einzeln durchgehen und an ihnen arbeiten“, erklärten sie im
Vorfeld ihr systematisches Vorgehen. Da die Zeit insgesamt sehr knapp
sei, werde es eine schwierige Entscheidung, welche Lieder sie im
Finale spielen würden.
Preise
im Wert von über 10.000 Euro
Auch in diesem Jahr
ist es Dieter Herker und seinem Team gelungen, eine hochkarätig
besetzte Fachjury für das Bundesfinale zu gewinnen. Allen voran der
Singer und Songwriter David Pfeffer und der Veranstalter Alex Ninow.
Dazu gesellen sich Kristina Rosenbusch von Sparta Booking sowie Jorin
Zschiesche, Gründer von recordJet und Howie Yagaloo, Chefredakteur
des Musikmagazins. Abgerundet wird die Expertenriege durch Horst
Haubrich, Akademieleiter von SET School of entertainment and
technology, Clubplaner Jurij Klauss, Frank Kühl (Smarten Up Records;
VUT) und dem Festivalbooker Jonas Seetge.
Von ihrem und dem Urteil
des Publikums hängen nicht nur die begehrten Titel, sondern auch
Preise im Gesamtwert von über 10.000 Euro ab. Gestiftet wurden diese
vom Kultusministerium Sachsen-Anhalt, von den Firma Roland, der
Deutschen Rockmusikstiftung, dem Musikhaus Thomann, Recordjet,
Clubplaner Artist Edition, von den Firma Sennheiser und schließlich
SET. Als besonderes „Bonbon“ ist Bandtrainer Wolfgang Schwericke
mit seinem Bandcoaching-Team in Salzwedel zugegen. „Gemeinsam
werden sie den Bands nach ihrer Show ein Feedback ihres Auftritts
geben“, weist Herker auf die für die jungen Leute so wichtige
Rückmeldung direkt nach ihrem Slot hin.
Bekannte Namen im Rahmenprogramm
Große Anspannung, die ist an
diesem Abend absolut garantiert. Wie schon in den Jahren zuvor,
bietet Aktion Musik/local heroes e.V. jedoch auch diesmal Raum für
kurzweilige Unterhaltung ohne Wettbewerbsdruck. Die eigens
eingerichtete Unplugged-Bühne kann sich sehen lassen. Kein
Geringerer als „X-Factor“-Preisträger David
Pfeffer wird neben seinem Juryjob das Finale auf der Unpluggedbühne
eröffnen. Zu ihm gesellt sich eine weitere große Stimme. Erst
vor wenigen Tagen sorgte Andreas Kümmert mit seinem Auftritt bei den
„Blind Auditions“ von „The Voice of Germany“ für
bundesweites Aufsehen. „local heroes“ konnte die Stimmgewalt aus
Gemünden am Main für sich gewinnen. Der routinierte Künstler reist
allerdings nicht allein aus seiner unterfränkischen Heimat
an. Im Gepäck hat er die Indiepop-Formation „Shaky Foundation“,
die in diesem Jahr immerhin im Landesfinale von „local heroes
Bayern“ stand.
Zudem wird Silas
Meyer die Unplugged-Bühne mit seiner beeindruckenden
Solo-Saxophon-Show bereichern. Mit im Boot sind übrigens auch die
frisch gekürten „local heroes europa award“-Gewinner
„Denmantau“, die nach ihrem grandiosen Erfolg in Magdeburg Ende
Oktober das Publikum nun erneut verzaubern wollen. Gegen Mitternacht
verwandeln die Straßenmusiker das Foyer des Kulturhauses in eine
waschechte „Dancehall“. „Sobald sie die Bühne in Beschlag
nehmen, steigt eine schweißtreibende Trumpet-Rock Party“, warnt
Herker schon jetzt die Gäste vor.
Musikalischer
Austausch und nachhaltige Kontakte
„Das wird eine
lange Nacht voller musikalischer Höhepunkte“, freut sich auch
Daniel Wolf auf sein erstes „local heroes“-Bundesfinale. Der
erste Vorsitzende der Musikinitiative Hammelburg e.V. richtet im
„Wasserhaus“ seit zwei Jahren das Landesfinale „local heroes
Bayern“ aus. Bis zur Siegerehrung um 1.30 Uhr am Sonntagmorgen
wollen er und seine Begleiter ausharren, um bloß nicht zu verpassen,
wer am Ende die begehrten Preise mit nach Hause nimmt und sich
schließlich „local heroes 2013“ schimpft. „Schon der
Wettbewerb im Freistaat hat uns begeistert“, fasst Wolf noch einmal
die Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre zusammen. So intensiv wie
nie zuvor hätten er und sein Organisationsteam die musikalische
Vielfalt und vor allem das hohe Niveau von Aschaffenburg bis München
kennen lernen dürfen und so ganz nebenbei viele wertvolle Kontakte
geknüpft. „Das Netzwerk der Musikini ist durch diesen Wettbewerb
definitiv gewachsen“, so Wolf, der sich gemeinsam mit rund 370
Mitgliedern um die Nachwuchs-Musikszene in und um Frankens älteste
Weinstadt kümmert. Auch die Bands untereinander würden das
bereitgestellte Angebot über den Contest hinaus nutzen.
Folge-Konzerte würden organisiert, Austausch-Gigs kämen zustande
und sogar Auftritte auf großen Bühnen, an die sie vorher nicht
einmal zu denken wagten, hätte es mittlerweile gegeben.
Diese
Erfahrungen machen Dieter Herker und seine Mannen seit mehr als 22
Jahren. Seither gibt es nun schon „local heroes“. Der
Nachwuchswettbewerb ist mittlerweile zum größten
nicht-kommerziellen Vorhaben dieser Art in Deutschland avanciert.
„local heroes ist ein fester Begriff in der Musikszene geworden“,
freut sich Dieter Herker. Und das nicht ohne Grund: Man setze auf
eine faire Nachwuchsförderung, die am Ende des Tages auch noch
absolut nachhaltig ist. „Ich freue mich immer, wenn ich eine Band
auf Festivals oder bei andern Wettbewerben sehe.“ Und Dieter Herker
hat schon viele, mittlerweile erfolgreiche Bands in ihrer
Anfangsphase kennen gelernt. Darunter die Musiker von „Madsen“
oder die Jungs von „Tokio Hotel“.
Augen auf für Genre
übergreifende Erfahrungen
Ein Gefühl dafür, was ihre
Teilnahme hier bedeutet, entwickeln derweil auch die aktuellen
Kandidaten: „Was uns sehr anspricht ist, dass local heroes eine
Non-Profit-Organisation ist. Im Gegensatz zu anderen Band-Contesten
geht es hier nicht darum, möglichst viel Geld zu kassieren, sondern
jungen Musikern eine Chance auf Entfaltung zu geben“, erklären
etwa „Maudite“ aus Schleswig-Holstein. Ähnlich sehen das „Sun
of a Gun“: „Netzwerke sind für uns wichtig wie nichts Anderes,
wir kommen aus Mecklenburg-Vorpommern, nicht die strukturell stärkste
Gegend für Kulturschaffende. Deswegen feiern wir local heroes extrem
und freuen uns auf alle Bands und das Publikum! Wir können uns
sicher gut gegenseitig anstacheln und neuen Input geben, sowie
fruchtbare Kontakte knüpfen.“
Für „Moon to Ocean“ aus Sachsen-Anhalt ist wiederum ein anderer Aspekt entscheidend. Sie schätzen vor allem die Regelmäßigkeit, mit der der Wettbewerb durchgezogen würde. Auch die Bandbreite an Bands kommt sehr gut bei ihnen an. So hätten sie im Laufe des diesjährigen Contests auch Künstler kennen gelernt, deren Konzerte sie unter normalen Umständen eigentlich nicht besucht hätten. Und wurden am Ende dann doch positiv überrascht.
Hier! schon mal zur Einstimmung ein Video aus der Schaltzentrale von Aktion Musik, wo "Local Heroes" vorbereitet wird.
Einlass für das Mega-Musik-Spektakel im
Kulturhaus von Salzwedel ist bereits um 17.00 Uhr. Ab 18.00 Uhr
müssen dann die dreizehn Landesfinalisten ihr Können unter Beweis
stellen.
Die Teilnehmer 2013 noch einmal im Überblick:
1.
Enemy Jack, Niedersachsen
2. Lia, Hamburg
3. Still Trees,
Sachsen
4. Faakmarwin, Bremen
5. The Governors, Bayern
6.
Schmutzki, Baden-Württemberg
7. Know No Bounds, Berlin
8.
Hippie Langstrumpf, Brandenburg
9. Maudite, Schleswig-Holstein
10.
Sun of a Gun, Mecklenburg-Vorpommern
11. Der Wieland,
Rheinland-Pfalz
12. Moon to Ocean, Sachsen-Anhalt
13. Flash
Forward, Nordrhein-Westfalen