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Marie Luise Scherer liest aus "Hundegrenze"

„Un/Heimat - Ermittlungen zu einigen Gefühlszuständen der europäischen Seele“ heißt die Ausstellung des des BBM e.V. in Unbesandten. Was passt zu dem Thema besser als "Hundegrenze" von Marie Luise Scherer? Am 5. August liest die preisgekrönte Autorin aus ihrem Text im ehemaligen Sperrgürtel längst der DDR-Grenze.

"Mitte der sechziger Jahre hatten die Grenztruppen begonnen, zur Bewachung schwer zu sichernder Abschnitte Hundelaufleinenanlagen mit Hütten zu installieren ("TGL-Standardmodell der bewaffneten Organe mit windgeschütztem Seitengelaß"). Durch einen Signalzaun von den Bewohnern des Sperrgebietes getrennt, liefen die Hunde an einem Drahtseil entlang. … an der gesamten Grenze liefen zuletzt 957 Hunde. Die Grenzkommandos unterhielten ein verzweigtes System der Hundebeschaffung in der gesamten DDR."

Colliemischling Alf und seine Artgenossen, die an der Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten Wachdienst verrichten und auf Patrouille gehen, sind die Hauptfiguren dieses Glanzstücks der Reportageliteratur. Marie-Luise Scherer schildert in ihrem Text, der eindringlich und präzise das Geschäft von Hunden und Menschen am Grenzstreifen. "Die Hundegrenze" ist durch die politischen Entwicklungen seit 1990 zu einem historischen Dokument geworden und zu einem Klassiker der deutschen Literatur.  

Marie Luise Scherer, vielfach ausgezeichnete Autorin (Egon-Erwin-Kisch-Preis, Italo-Svevo-Preis, Heinrich-Mann-Preis) wird gern als die "Königin der Reportageliteratur" bezeichnet. Über ihre Textproduktion, die sie als „Silbenarbeit“ charakterisiert, sagt die Autorin, dass jeder Satz passen müsse wie ein Handschuh. Zur prägnanten Kurze ihres Stils und zum Tempo, mit dem sie ihre hoch verdichteten Texte verfasst, sagt sie: „Zwei gute Sätze an einem Tag sind ein Glück.“

Gustav Seibt schrieb in der Süddeutschen Zeitung: „Nichts scheint von ihrer eigenen Subjektivität übrig zu bleiben, außer einer übermäßig gesteigerten Empfindsamkeit, die noch beim Lesen fast schmerzhaft berührt. Der Tonfall ist völlig unfeuilletonistisch, er ist geprägt von einer fast unpersönlichen Allwissenheit, die sich in einem allerdings zuweilen prunkvoll pathetischen Feststellungsduktus ausspricht. Hier redet die Welt selbst.“

In Unbesandten liest Marie Luise Scherer im Rahmen der Ausstellung „Un/Heimat - Ermittlungen zu einigen Gefühlszuständen der europäischen Seele“

Wann? 5. August, 17.00 Uhr
Wo? BBM* e.V., Am Elbdeich 17, 19309 Unbesandten

(Anfahrt: entweder über Dömitzer Brücke und B 195 Richtung Wittenberge oder mit der Fähre Lenzen > B 195 Richtung Dömitz).

* BBM = Beobachter der Bediener von Maschinen 





2017-08-03 ; von asb/pm (text),
in Am Elbdeich 17, 19309 Unbesandten

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