Mobile Versorgung auf dem Lande - kann das funktionieren?

Wenn der letzte Supermarkt, die letzte Bankfiliale oder der letzte Bäcker im Dorf schließen, sind lange Wege für die Kunden die Folge. Mobile Angebote sind da oft der letzte Ausweg. Wie die mobile Nahversorgung auf dem Lande funktionieren kann, damit beschäftigte sich eine Tagung der Metropolregion in Pinneburg.

Gerade für weniger mobile Menschen ohne eigenes Auto ist die Versorgung auf dem Lande ein Problem. Auch für die Umweltbilanz sind lange Fahrtwege kritisch.

Die Facharbeitsgruppe Verkehr der Metropolregion richtete daher am 13. November in Pinneberg einen Workshop aus, in dem verschiedene Erfolgsmodelle für eine mobile Nahversorgung vorgestellt wurden. In der Alten Drostei begrüßte der Kreispräsident Burkhard E. Tiemann die aus der Region kommenden Teilnehmer und die teilweise weit angereisten Referenten.

Lothar Geißler, Geschäftsführer der Firma Borco-Höhns, die nicht nur Fahrzeuge für Märkte herstellen, sondern auch die komplette Beratung für den Aufbau eines „rollenden“ Geschäftes anbieten, bot den inhaltlichen Einstieg in das Thema und stellte die Anforderungen von Kunden an mobile Angebote vor. Aus Südniedersachsen berichtete Hans-Heinrich Lemke über „Lemkes rollende Supermärkte “, die seit den 1970er Jahren die Nahversorgung in vielen Orten rund um Göttingen sichern. Dass sich das Ziel einer besseren Nahversorgung auch mit dem Anspruch verbinden lässt, behinderte Menschen in das Arbeitsleben zu integrieren, erläuterte Dr. Erwin Bienewald von der Stiftung Maribondo da Floresta im Landkreis Osterholz (Niedersachsen).

Vorgestellt wurden darüber hinaus zwei weitere preisgekrönte Projekte für eine „Nahversorgung auf Rädern“: Hans-Dieter Klug vom Verein Mobiler Musiktreff e.V. präsentierte das Rockmobil, das im Kreis Siegen-Wittgenstein (Nordrhein-Westfalen) in einem umgebauten Gelenkbus Musikunterricht anbietet; Ralf Wolfensteller gab einen Einblick in das „Mobile Bürgerbüro “, das in der Lutherstadt Wittenberg (Sachsen-Anhalt) in den letzten Jahren aufgebaut wurde und es ermöglicht, mit den Dienstleistungen des Bürgeramtes direkt zum Kunden zu kommen. So lassen sich Personalausweise auch im Wohnzimmer bestellen.

Die Vorträge stießen auf großes inhaltliches Interesse: Etwa 40 Teilnehmer aus Politik, Verwaltung, Unternehmen und Hochschulen nutzten das gebotene Forum und fragten nach Erfolgsvoraussetzungen und Möglichkeiten der Übertragbarkeit. Für den Veranstalter, die Facharbeitsgruppe Verkehr der Metropolregion Hamburg, zog deren Leiter Norbert Hogreve ein positives Fazit: „Mobilität im ländlichen Raum hat viele Facetten. Die heutigen Vorträge haben verdeutlicht, dass es sehr gute Ansätze gibt, Versorgungslücken im ländlichen Raum zu schließen. Hierzu bedarf es in Zukunft neben unternehmerischer Initiative auch der Bündnispartner in den Kommunen, die über mobile Angebote informieren und sie bei Bedarf vernetzen.“

Mehr Informationen unter http://metropolregion.hamburg.de/mobilitaet

Foto / Deutsche Fotothek (Roger Rössing): Konsum-Verkaufswagen in Leipzig 1952



2013-11-18 ; von pm (autor), asb (autor),
in Pinneberg, Deutschland

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