Die radioaktive Wolke aus dem havarierten AKW Fukushima zieht derzeit über den Pazifik gen Osten – wenn es regnet, werden die radioaktiven Teilchen sich im Ozean zwischen Japan und der Nord-Westküste der USA verteilen. Was bedeutet das für den Verzehr von Fischen aus dem Nordwestpazifik? Wnet fragte die Verbraucherzentrale Hamburg.
„In den nächsten drei bis vier Wochen können die Verbraucher noch unbesorgt aus dem Nordwestpazifik geniessen“, so Silke Schwartau, Leiterin der Ernährungsabteilung bei der Verbraucherzentrale Hamburg. „Die bisher üblichen Handelswege sind zerstört, da dauert der Transport länger.“ Viele Häfen an der japanischen Nordost-Küste sind zerstört, der Transport per Flugzeug funktioniert derzeit auch nicht – ganz zu schweigen davon, dass viele japanische Fangflotten im Moment wohl kaum auf den Ozean hinausfahren können.
„Es ist noch zu früh zu sagen, welche radioaktive Belastung die Fische tatsächlich aufgenommen haben, das werden wir erst wissen, wenn die erste Ware nach dem GAU hier eingetroffen ist und gemessen wurde“, so Silke Schwartau.
Deswegen kann auch die Verbraucherzentrale im Moment nicht sagen, ob Alaska-Seelachs, -Wildlachs, Garnelen oder andere Meeresfrüchte aus dem Nordwestpazifik demnächst noch ohne Bedenken genießbar sind. „Doch wir sind in großer Sorge, denn vor allem Cäsium 137 wird über 30 Jahre hinweg im Körper aufgenommen und reichert sich dort an.“
Derzeit gibt es bundesweit 350 Messstationen für radioaktive Belastung, die bisher hauptsächlich für die Kontrolle der Lebensmittel aus dem östlichen Raum eingesetzt wurden. Nach dem GAU on Tschernobyl vor 25 Jahren werden immer noch Lebensmittel wie Pilze oder Wildfleisch gefunden, die stark radioaktiv belastet sind. Nun werden die Messstationen deutlich ausgeweitet, damit die Kontrollstellen an Häfen und Flughäfen gerüstet sind, wenn die ersten Fische aus dem Pazifik in Deutschland eintreffen. An den entsprechenden Veterinärämtern sind Krisenstäbe eingerichtet, die ihr Augenmerk insbesondere auf die radioaktive Belastung von Lebensmitteln aus dem Pazifikraum richten.
Doch wie gesagt: für drei bis vier Wochen steht dem Fischgenuss in gesundheitlicher Hinsicht - vom ökologischen Sinn, Lebensmitteln aus Fernost zu kaufen mal nicht zu sprechen - nichts im Wege. Danach sollten die Verbraucher auf die Kennzeichnung „FAO 61“ achten. Diese „FAO“-Nummer steht für das Fanggebiet, aus dem Fisch kommt. Und diese Kennzeichnung muss jeder Fischhändler, ob er Frischware oder Tiefkühlfisch verkauft, angeben. Dabei steht die Nummer 61 für das Fanggebiet Nordwestpazifik.
Foto: Hohlkreuzgarnele in einer Seeanemone