Der europäische Aal gilt schon lange als vom Aussterben bedroht - Umweltgifte, Überfischung und Parasiten ließen die Fangzahlen in den letzten Jahren laut Greenpeace um 99 % schrumpfen. Vergangene Woche fand eine von jährlichen Aalbesatzaktionen statt, die helfen sollen, die Bestände wieder zu stabilisieren.
Weisse Eimer mit wuselndem Inhalt waren am Donnerstag zwischen Geesthacht und Schnackenburg an über 70 Stellen unterwegs: Unzählige Helfer der Gemeinschaftsinitiative Elbfischerei, ein Zusammenschluss von Angelvereinen, Berufsfischern, Nebenerwerbsfischern und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen sorgte an diesem Tag zum achten Male dafür, dass in die Elbe von Bleckede bis Schnackenburg und in der Jeetzel mit sämtlichen Seitenarmen über 60 000 junge Aale ausgesetzt wurden. Insgesamt waren es zwischen Geesthacht und Schnackenburg 137 000 junge Aale, die in die verschiedenen Flüsse und Seitenarme entlassen wurden.
Nach einem Besatzplan, der von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen
ausgearbeitet wurde und sich nach der Gewässerfläche richtet, bekam z. B. der
Dannenberger Landgraben 5 kg oder die Untere Dumme 2,8 kg Jungaale. An der
Besatzstelle „101“ bei Langendorf konnte
der Gorlebener Fischer Christian Köthke gar 17 Kilogramm Jungaale aussetzen.
Später gehts in die Saragossasee
Eingesetzt wurden die Jungtiere zum Beispiel in die Nebengewässer Krainke, Jeetzel, der Penkefitzer Bereich sowie Altarme und Haken der Elbe. In diesen Gewässerbereichen wachsen die Jungaale in natürlicher Umgebung auf und können nach etwa sechs bis zehn Jahren als erwachsene Tiere die Elbe in Richtung ihres Laichgebietes im Atlantik verlassen. Denn alle europäischen Aale sind irgendwann einmal in der Saragossasee nahe Mexiko geschlüpft, wo sie nach dem Ablaichen auch wieder sterben werden. Mehr über den europäischen Aal ... click!
Die Jungaale, die hier ausgesetzt wurden, sind nach Informationen der Interessengemeinschaft Jeetzel e.V. im Winterhalbjahr zuvor an den europäischen Atlantikküsten als Glasaal gefangen und für mehrere Monate in Aalfarmen „vorgestreckt“, d. h. sie wurden angefüttert, bis sie ein Individualgewicht von 2-10 g erreicht haben.Eine Aktion gegen das Aussterben
Finanziert wurde der Besatz durch die Beiträge der Angelfischer und der Berufsfischer. Die EU und das Land Niedersachsen fördern diese Beiträge mit 60 % Zuschüssen. Und die Aalbesatzaktionen zeigen Wirkung: der Bestand der Aale hat sich in den vergangenen Jahren deutlich stabilisiert. Große Glasaalvorkommen und Rekordfänge melden die europäischen Fischer von der Atlantikküste. Die Fänge sollen die besten der letzten 15 Jahre sein.
Doch die Fischer und Angler bleiben skeptisch, ob dieser positive Trend anhält: „Es muss abgewartet werden, ob sich diese guten Fänge in den nächsten Jahren fortsetzen und sich der Aalbestand in Europa langsam wieder erholt,“ so Wolfgang Brendel für die IG Jeetzel e.V.
Foto / Angelika Blank: Der Gorlebener Fischer Christian Köthke ließ es sich nicht nehmen, an einigen der Aalbesatzstellen an der Elbe (hier bei Langendorf) die jungen Glasaale persönlich „zu Wasser zu lassen“.