Soviel Auftrieb haben die Wälder der Göhrde bei Pussade/Leitstade lange nicht erlebt: Nicht nur dass hunderte Demonstranten versuchten, durch die Wälder zu den Gleisen zu kommen - mindestens ebenso viele Polizisten versuchten sie daran zu hindern. Begleitet wurde das Spektakel von Pferden, unzähligen Einsatzfahrzeugen, Leuchtspurmunition und Knallern.
Die Polizei hatte eine berittene Einheit mit 30 - 50 Pferden eingesetzt, um in dem unwegsamen Gelände bei Pussade schnell auf die andrängenden "Schotterer" reagieren zu können. Eine angekündigte Kundgebung bei der sogenannten X-Hütte wurde im Handumdrehen mit Hilfe der Pferdestaffel aufgelöst.
An mehreren Stellen hatten die Demonstranten - nach Augenzeugenberichten "unglaublich massive" Barrikaden aus Holzstämmen aufgebaut. Doch Versuche, diese in Brand zu setzen, scheiterten schon aufgrund des feuchten Wetters.
An einigen Stellen gelang es den "Schotterern", mit dem Entfernen von Steinen aus dem Gleisbett zu beginnen - doch die massive Polizeipräsenz verhinderte weiteres.
Am Bahnübergang Grünhagen wurde mindestens ein Polizeifahrzeug durch Molotowcocktail-Würfe so beschädigt, dass es nicht mehr einsatzbereit ist. Es wurde an den Reifen und im Unterbau beschädigt. Fünf weitere in der Nähe abgestellte Kleinbusse der Polizei wurden nach Polizeiangaben mit Steinen beworfen und erlitten Lack- und Reifenschäden. Weiter meldete die Polizei einen beschädigten Sonderbefehlswagen der Bundespolizei, der "mit insgesamt 15 Molotow-Cocktails angegriffen worden war, von denen sich sieben entzündeten." Bei dem Fahrzeug wurden die Frontscheibe und ein Reifen beschädigt; es ist weiter einsetzbar. Ab- bzw. ausgebrannte Polizeifahrzeuge bestätigt die Polizei nicht.
Die Einsatzleitung der Polizei geht davon aus, "dass es sich bei diesen Straftaten und den Angriffen auf Polizeikräfte gestern in Metzingen um die Taten von wenigen Einzeltätern handelt, die nicht stellvertretend für den Protest im Wendland stehen." (Zitat Polizeimeldung)
Dazu der Lüneburger Polizeipräsident Friedrich Niehörster am frühen Freitagabend: "Wir hoffen, dass sich die Demonstranten von diesen Straftätern distanzieren und ihnen weder bei der morgigen Auftaktdemonstration in Dannenberg noch im Anschluss Deckung in ihren Reihen geben, sie nicht bei Ihren Taten unterstützen und sich von ihnen distanzieren."
Die BI lädt weiterhin zum friedlichen Protest ein. "Wir erwarten Tausende morgen zum friedlichen Protest gegen den Atomausstieg light der Bundesregierung und gegen das Festhalten an Gorleben als Endlagerstandort", so Wolfgang Ehmke, Pressesprecher der BI am Freitag.
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