Vor allem Alleinerziehende sind oft auf Unterstützung angewiesen, damit ihre Kinder auch während ihrer Abwesenheit in ihrer Entwicklung begleitet und gefördert werden. Tagesmütter helfen bei dieser anspruchsvollen Aufgabe. Margit Schulz (61) aus Rehbeck und Silke Lakin (51) aus Dannenberg sind zwei von rund 70 Tagesmüttern in der Region.

Im Spielzimmer herrscht großes Hallo: Amy, John, Jakob, Laura und Adina – allesamt keine drei Jahre alt - sind gerade damit beschäftigt, sich darüber zu einigen, wer als erstes in die große Hängeschaukel klettern darf. Da muss „Oma“ Schulz schon öfters klärend eingreifen, damit die Emotionen nicht überborden.

Wie selbstverständlich bewegt sich die „Fünferbande“ seit dem frühen Morgen auf dem Hof der 61-jährigen, denn ihre Eltern müssen arbeiten oder benötigen aus anderen Gründen dringend eine Betreuungsmöglichkeit für ihre Kleinsten. Wenn Margit Schulz aus Rehbeck abends das letzte Kind bei seinen Eltern abgeliefert hat, dann weiß sie, was sie getan hat: von morgens hat sie vier bis fünf Kleinkinder betreut, mit ihnen gespielt, gelacht, gekuschelt, Essen gekocht und Windeln gewechselt.

Margit Schulz ist eine der rund 70 Tagesmütter, die vom Service Kindertagespflege und über die online Betreuungsbörse des Landkreises vermittelt werden. Was treibt eine 61-jährige an, sich nach drei eigenen Kindern und inzwischen drei Enkelkindern fünf Tage in der Woche um die Kleinen Anderer zu kümmern? Bei der Frage lacht die energische Landfrau. Für sie gehören Kinder zum Alltag. „Ohne die Kinder wäre es doch arg ruhig bei uns.“ Damit die „Tageskinder“ den Kontakt zur Natur nicht verlieren, hat die Familie eigens Hühner und zwei Zwergziegen angeschafft – der tägliche Besuch bei den Tieren gehört zum festen Ritual im Tagesablauf.

Unterschiedliche Welten kennenlernen

Auch bei Silke Lakin in Dannenberg geht es tagsüber bunt zu: sie betreut nachmittags Schulkinder und vormittags zwei unter Dreijährige. Ohne die Möglichkeit der Ganztagsbetreuung könnten ihre Mütter und Väter den notwendigen Lebensunterhalt nicht verdienen. Bei der 51-jährigen ehemaligen Augenoptikerin, die ebenfalls drei eigene Kinder großgezogen hat, kommen Kinder aus ganz unterschiedlichen Welten und Familienverhältnissen zusammen. Für Silke Lakin ist das ein Vorteil: „So lernen die Kinder Andere zu akzeptieren, die nicht die gleichen Ausgangsbedingungen haben wie sie selbst.“

Oft genug gibt es da pädagogische Probleme zu lösen, doch Silke Lakin ist gewappnet: durch die Ausbildung zur Tagesmutter wurde sie sowohl in Entwicklungspsychologie als auch in Gesundheitspflege oder rechtlichen Fragen rings um Kindes- und Jugendschutz geschult.

Insgesamt 160 Wochenstunden hat sie sich fortbilden lassen, bevor sie die Pflegeerlaubnis des Jugendamtes bekam. Nun verdient die ehemalige Augenoptikerin bereits seit einigen Jahren ihren Lebensunterhalt als Tagesmutter. Für die Eltern bzw. Alleinerziehenden, die ihre Kinder dringend in einer Tagesbetreuung unterbringen müssen, ist die Möglichkeit, eine Tagesmutter zu nutzen, oft die Rettung.

Dabei herrscht landläufig immer noch das Vorurteil, dass Tagesmütter und -väter nur etwas für Wohlhabende sind. Dabei kann jede Familie einen Antrag auf Kostenübernahme beim Landkreis Lüchow- Dannenberg stellen. Je nach Familieneinkommen entrichten die Eltern dann einen Kostenbeitrag an den Landkreis. „Seit dem 01.08.2013 haben Eltern, deren Kinder das  erste Lebensjahr abgeschlossen haben, einen Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung. Sie können zwischen einer Tagespflegeperson und einem Krippenplatz frei wählen. Ihr Kostenbeitrag ist für beide Betreuungsformen identisch“, berichtet Simin Feuerriegel vom Familien-Service-Büro des Landkreises Lüchow-Dannenberg.

Auch für Kinder ab drei Jahren oder Schulkinder kann die Tagespflege entweder als ergänzende Betreuung vor und nach den Öffnungszeiten der Einrichtungen genutzt werden oder wenn kein Ganztagskindergartenplatz oder Ganztagsschulangebot zur Verfügung steht. „Manche Eltern entscheiden sich bewusst für den überschaubaren, familiären Rahmen“, weiß Ruth Schuster, die als Beraterin beim Service Kindertagespflege für Eltern und Tagespflegepersonen zuständig ist.

Der Service Kindertagespflege unterstützt Eltern bei der Antragsstellung, coacht die Tagespflegepersonen und bietet Qualifizierungen und Fortbildungen an. In manchen Regionen des Landkreises kann die Nachfrage nach Betreuungsplätzen nicht befriedigt werden. Daher können Menschen, die sich zur Tagespflegemutter oder -vater qualifizieren lassen möchten, finanzielle Unterstützung erhalten.

Der nächste Qualifizierungskurs, der für den Antrag auf Pflegeerlaubnis durch das Jugendamt nötig ist, wird ab Januar 2014 bei feffa e.V. in Dannenberg nach den Vorgaben des Deutschen Jugendinstituts angeboten. Interessierte können sich gerne melden, um die Voraussetzungen zu klären.

Beratungs- und Informationstermine können über feffa e.V. (Ruth Schuster), Tel.-Nr. 0 58 61 - 98 83 15 oder per email: servicekitap@feffa.de ausgemacht werden.

Grundsätzliche Informationen über die Möglichkeiten der Tagespflege gibt es auch im Internet unter www.feffa.de (>Angebote >Service Kindertagespflege). In der Online- Kinderbetreuungsbörse des Landkreises Lüchow-Dannenberg finden sich viele grundsätzliche Informationen rund um die Kindertagespflege. Zu finden ist sie im Internet unter www.lkdan.betreuungsboerse.net.

Foto / Angelika Blank: Die Hängeschaukel in „ihrem“ Spielzimmer bei Tagesmutter Margit Schulz in Rehbeck ist für die fünf Tageskinder der beliebteste Aufenthaltsort.