Am Sonntag Nachmittag erinnerte in Kapern ein Film an die aufsehenerregende Bergung eines polnischen Schiffes, das 2004 zehn Monate lang vor Schnackenburg auf dem Trockenen lag.
Am Samstag Nachmittag waren rund 80 Menschen zum Adventskaffee ins Kaperner Dorfgemeinschaftshaus gekommen, um sich einen Film anzuschauen, der sie an das aufsehenerregendste Ereignis der letzten Jahrzehnte erinnerte: die Bergung eines polnischen Binnenschiffs, das im März 2003 bei Schnackenburg auf Grund gelaufen war und dort zehn Monate festlag.
In einer dunklen Märznacht war Binnenschiffer Wladimir Rosik mit seinem Binnenschiff ohne Radar und Echolot auf dem Weg in den Schnackenburger Hafen. Aus Versehen verpasste er allerdings die Einfahrt in den Hafen, sein Kahn rutschte vollständig auf Land. Zehn Monate musste er in dieser misslichen Lage ausharren, da vor allem Niedrigwasser eine Bergung verhinderte. In dieser Zeit wurde der Kapitän zum Freund zahlreicher Schnackenburger. Er wurde umsorgt wie ein Ehrenbürger.
Was dann kam, war eine der aufsehenerregendsten Bergungsaktionen auf der Elbe der letzten Jahrzehnte. Dank der Werbeaktion eines engagierten Firmenchefs gelang es tatsächlich über 80 000 Euro aufzubringen, die die Bergung kostete. Eine Website "schiffsrettung.com " wurde eingerichtet und ordentlich die Werbetrommel gerührt.
Die Folge: die Havarie fand schnell nicht nur bundesweite sondern sogar weltweite Aufmerksamkeit. Für die Stadt Schnackenburg war das wohl die größte Attraktion seit ihrer Gründung vor rund 640 Jahren. Tausende Schaulustige zog es in das kleine Elbestädtchen. Am Tag der Bergung waren es rund 2000 Menschen, die das Geschehen vom Deich aus verfolgten.
Anfang Februar war es soweit. Der Wasserstand in der Elbe war so hoch gestiegen, dass die Spezialisten gute Chancen sahen, das Schiff wieder ins Wasser zu ziehen. Vier Tage lang vollbrachten Ingenieure und Spezialisten von THW eine technische Meisterleistung, um den 57 m langen Kahn so zu lagern, dass er unbeschadet ins Wasser gezogen werden konnte. Bis zur letzten Minute bangten die Helfer, dass das alte Schiff aufgrund der enormen Spannungen doch noch zusammenbrechen könnte. Doch es klappte: nach zwei Tagen akribischer Feinarbeit gelang es mit Hilfe eines Eisbrechers und einem großen Radlader, das Schiff zurück auf den Fluss zu bringen.
Am Ufer wurde unterdessen gefeiert. Ein Shantychor sang, Kapitän Rosik wurde wie ein Ehrengast verabschiedet, konnte ausgiebig Geschenke in Empfang nehmen und Freiwillige versorgten die Schaulustigen mit Glühwein, Kuchen und Anderem.
Am Samstag Nachmittag wurde diese aufregende Bergungsaktion noch einmal lebendig. Diejenigen, die damals dabei waren, erinnerten sich noch an die Eiseskälte, an ein verschneites Ufer und unendlich langes Warten auf die erlösende Nachricht "Schiff schwimmt". Und Mancher, der damals als kleines Kind dem Geschehen auf den Schultern von Papa zuschaute, saß als erwachsener Mann mit im Zuschauerraum.
Foto | Angelika Blank: Rund 80 Interessierte staunten am Samstag Nachmittag noch einmal über die aufwändige Bergung des polnischen Binnenschiffs vor 15 Jahren.