Auf seiner Sommerreise besuchte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer am Donnerstag die Firma Voelkel in Pevestorf. Dabei stand nicht nur die Vermehrung von Bio-Streuobstwiesen, sondern auch die Ausweitung biologisch bewirtschafteter Flächen im Mittelpunkt der Gespräche.
An Stefan Voelkels Saftfabrik in Pevestorf liegt es bestimmt nicht, wenn in Deutschland die biologisch bewirtschafteten Flächen bzw. entsprechende Umbauflächen zurückgehen. Ständig ist das Unternehmen auf der Suche nach – möglichst regionalen – Anbauern von Bio-Obst und -Gemüse. Doch unter anderem steigende Pachtpreise machen es bäuerlich wirtschaftenden Landwirten immer schwerer, für sie erschwingliche Anbauflächen zu bekommen.
Ein Problem, das vor auch
Landwirtschaftsminister Christian Meyer umtreibt. „Wir versuchen,
der zunehmenden Spekulation mit landwirtschaftlichen Flächen über
das Grundstücksverkehrsgesetz entgegenzuwirken,“ so Meyer am
Donnerstag in Pevestorf. Der Minister war auf Einladung Voelkels nach Pevestorf gekommen, um sich die aktuelle Betriebssituation erläutern zu lassen und einige anstehende Fragen zu besprechen. Wie zum Beispiel die enorme Steigerung der Pachtpreise.
Meyers Überlegungen beinhalten u.a., dass zukünftig Pachtpreise meldepflichtig werden, um sie dann auch deckeln zu können. Außerdem schwebt ihm vor, dass per Gesetz oder Verordnung geregelt wird, dass zunächst (flächen)bedürftige regionale Landwirte das Zugriffsrecht auf neu zu verpachtende Flächen haben – und nicht Großkonzerne oder Unternehmer artfremder Branchen.
„Inzwischen haben die Bodenpreise die
Rekordsteigerungsrate von 117 % erreicht – für kleinere Betriebe
eine nicht mehr finanzierbare Größenordnung,“ so Meyer. „Eine
Genehmigungspflicht für den Einstieg in Bauerngesellschaften könnte
hier eine kleine Hilfe sein.“ Dass mit derartigen Regelungen das
Problem nicht aus der Welt geschafft sein wird, weiß Meyer auch,
denn „der Flächendruck durch die Biogasanlagen ist enorm hoch.“
Indirekt betrifft die Flächenproblematik auch die Firma Voelkel. "Wir würden wesentlich mehr Obst und Gemüse aus der Region abnehmen, wenn genügend Anbauer da wären," so Stefan Voelkel. Mittel- bis langfristige Verträge sollten es Landwirten leicht machen, an Voelkel zu liefern. Doch immer noch muss Voelkel einen Großteil seiner Frischwaren wie Rote Bete, Möhren oder Spinat aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland anliefern lassen, da die regionalen Anbieter nicht genügend Mengen in Bioqualität liefern können.
Vor allem der Ausbau der Bio-Streuobstwiesen liegt Voelkel dabei am Herzen. Nicht umsonst standen die ministeriellen Fördermöglichkeiten für Streuobstwiesen im Mittelpunkt der Gespräche. "Es kann doch nicht angehen, dass so viel Obst in der Landschaft vergammelt und als Bioobst nicht genutzt werden kann, weil die Strukturen fehlen," bedauerte der Safthersteller aus Passion. Landwirtschaftliche Förderprogramme wie ELER oder EFRE können demnächst dabei helfen, war von Minister Meyer zu erfahren. Zwar liegen die Richtlinien für die beiden EU-Programme noch nicht vor, aber eines ist heute schon bekannt: der Auf- und Ausbau sowie Pflege von Streuobstwiesen sind in beiden Programmen als förderfähig vorgesehen.
Ein zweites Thema, welches Voelkel umtreibt, ist der intensive LKW-Verkehr, der notwendig ist, um Millionen Liter Saft zu den Verbrauchern zu bringen bzw. die Rohware anzuliefern, die für die Produktion notwendig ist. "Warum ist es nicht möglich, in Dannenberg einen Güterbahnhof aufzubauen, so dass wir mehr über die Schiene transportieren können?" so Voelkels Frage. Für Verkehr ist Meyer zwar nicht zuständig - aber die notwendigen Kontakte ins Verkehrsministerium will er gerne herstellen, betonte der Minister im Gespräch.
Foto / Angelika Blank: Interessiert ließ sich Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer vergangene Woche von Firmeninhaber Stefan Voelkel (re.) u.a. die Flaschenabfüllung im Unternehmen erklären.