(Gartow {{tpl:GMap |ort=gartow,lüchow-dannenberg }} )„Ich dachte mir fährt ein LKW ins Gebäude“, erinnert sich Mirko Krzyslak, Inhaber des "Imbiß am See". „Plötzlich war da ein Riesenkrach. Es zog und zerrte am Gebäude. Da ist mir schon ein fürchterlicher Schreck durch die Glieder gefahren.“ Schnell ließ Krzyslak seine Bratkartoffeln stehen, nicht zuletzt um nach seinen Gästen zu sehen. Doch er konnte nur noch hilflos zuschauen, wie Dachziegel vom Gebäude flogen, ein aufgestellter Leichtpavillon sich in seine Bestandteile auflöste und seine Werbeschilder durch die Luft wirbelten. „Die werden wohl in Wittenberge wieder runtergekommen sein“ - immerhin hat Krzyslak nach 24 Stunden seinen Humor schon wieder gefunden.
Nachdem der erste Schreck verflogen war, konnte er sehen, wie die Windhose, die den Schaden an seinem Gebäude angerichtet hatte, über den Gartower See Richtung Norden abzog. "Das war schon ein beeindruckendes Ereignis".
Urplötzlich war der Tornado – denn für Meteorologen gibt es keine Unterscheidung zwischen Windhose und Tornado - aufgetaucht, um sich dann Minuten später wieder aufzulösen. Ausser an dem Imbißgebäude konnte nirgendwo in Gartow ein nennenswerter Schaden festgestellt werden.
Ebenfalls grosses Glück hatten einige Kinder, die ungefähr eine Stunde, bevor der Tornado über den See zog, mit ihren kleinen Jollen auf dem Wasser Segeln übten. Hätte der Wirbelsturm die Kinder auf dem See erwischt, hätte das Naturschauspiel vermutlich schlimme Folgen gehabt.
So können (fast) alle sagen: Glück gehabt.
Hintergrund:
Grundsätzlich können sich Tornados (bzw. Windhosen) zu jeder Zeit, an jedem Ort entwickeln. Vorausgesetzt, bestimmte Bedingungen kommen zueinander: zunächst muss zwischen den unteren Luftschichten nahe des Bodens und den oberen Luftschichten eine deutliche Temperaturabnahme zu verzeichnen sein. Außerdem muss die Luftmasse sich in Hebung befinden, das heißt, sie muss durch Sonneneinstrahlung oder natürliche Hindernisse (dichte Wolken etc.) in Bewegung sein. Dabei ist die im Wasserdampf gespeicherte Warme ein wesentlicher Energielieferant für Stürme und Gewitter. Oft bildet sich ein Tornado auch an der Böenfront eines Gewitters, dann kommt es zu einem sogenannten Böenfrontwirbel.
Tornados können überall da beobachtet werden, wo es auch Gewitter gibt. Durch die klimatischen Bedingungen (weite offene Flächen neben einem Hochgebirge und einem tropischen Meer) hat der mittlere Westen der USA am häufigsten mit Wirbelstürmen zu rechnen. Jährlich suchen rund 1200 Tornados verschiedener Stärkegrade die Region heim. Aber auch Argentinien, Süd- und Osteuropa, Japan oder Australien sind wichtige Tornadoregionen.
Aber bei entsprechenden Wetterlagen können sich auch durchaus kräftige Tornados in Nordeuropa bilden. Genau vor zwanzig Jahren, am 10. Juli 1968, traf es zum Beispiel Pforzheim hart: Dort wurden durch einen Tornado zwei Menschen getötet, über 200 verletzt und fast 2000 Häuser beschädigt. Auch in Kiel, im Emsland, in Mecklenburg oder im Erzgebirge wurden immer wieder verheerende Tornados gesichtet. Wobei die schlimmen Wirbelstürme in Deutschland eher ein Jahrhundertereignis sind. Doch auch hierzulande werden jährlich zehn bis zwanzig Tornados beobachtet – nicht gerechnet die schwächeren, geringe Schäden anrichtenden, wie zum Beispiel die Windhose in Gartow.
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Foto: Mirko Krzyslak vor seinem Imbiss