Angela Behrendt stammt aus einer Familie, in der ein Mädchen selbstredend Handarbeitstechniken zu erlernen hatte. Sie selbst fand das stupide und hätte ihre Zeit lieber mit Büchern verbracht.
„Irgendwie mußte jede Tätigkeit mit Fleiß zu tun haben – und den stellte man am besten unter Beweis, indem man in möglichst kurzer Zeit möglichst viel produzierte, so nutzlos das ganze Zeug auch war“, erklärt sie selbst. Zu den Wertvorstellungen ihrer Kindheit und Jugend hat sie längst Abstand gewonnen und dieses traditionelle Medium einer ironischen Brechung unterzogen.
Heute sucht sie sich ihre Motive an Häuserwänden, in S-Bahnen, Hauseingängen und Fahrstühlen. Sie hat eine ambivalente Beziehung zu den gesammelten Graffitis. Während sie anfänglich vor allem künstlerisch reizvolle Motive in Stickereien umsetzte, ging sie schließlich dazu über, dokumentarisch zu arbeiten. Ob hingeschmierte Tags oder pubertäre Sprüche, sie sammelte alles und stickte es nach.
Graffitis haben spätestens mit dem Schweizer Künstler Harald Naegli und dem Engländer Banksy an Popularität gewonnen. Doch das hat gedauert. So saß Naegli für seine gesprayten Strichfiguren neun Monate im Bau. Heute ist sein Werk international anerkannt und die Öffentlichkeit versucht, die wenigen noch vorhandenen Graffitis zu reinigen und zu konservieren. Banksy schaffte es jahrelang, inkognito zu arbeiten und seine Identität zu verbergen obwohl seine Arbeiten mittlerweile in sechsstelligen Beträgen gehandelt werden.
Angela Behrendts Arbeiten wirken losgelöst aus ihrer vertrauten Umgebung teilweise eigentümlich fremd; manche seltsam, andere schön, wieder andere vielleicht niedlich. Die Ausstellungseröffnung fand am Sonnabend, dem 14. Juni um 14 Uhr im Dannenberger „Sprechzimmer“ statt.
VJ: Dirk Drazewski