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Sternsinger bitten um Hilfe für Flüchtlinge

Die katholische Kirchengemeinde St. Agnes, Lüchow, hat am zweiten Weihnachtstag ihre Sternsinger ausgesandt, um Segen zu bringen und um Spenden zu bitten. Sie sollen vor allem Flüchtlingskindern zugute kommen. Über das Schicksal einer Flüchtlingsfamilie berichtete ein unmittelbar Betroffener aus dem Iran während des Christfest-Gottesdienstes in der zu St. Agnes gehörenden Kirche St. Peter und Paul in Dannenberg.

So wie vor über 2000 Jahren die „Weisen aus dem Morgenland“ aufbrachen gen Bethlehem, um das Jesuskind zu beschenken, so machten sich am zweiten Weihnachtstag auch die Sternsinger der katholischen Kirchengemeinde St. Agnes auf den Weg, um anderen Menschen Gutes zu bringen: Segen all jenen, die mit ihren Gaben die Sternsinger-Aktion unterstützen – und Hoffnung für Kinder, Frauen und Männer, die auf der Flucht sind. Flüchtlingen helfen, das ist das aktuelle Ziel der Sternsinger, die sowohl in der St. Agnes Kirche in Lüchow als auch in der zu jener Gemeinde gehörenden Kirche St. Peter und Paul in Dannenberg im Rahmen einer Heiligen Messe ausgesandt wurden. Sie werden in den kommenden Tagen in vielen Häusern des Kreisgebietes um eine Gabe bitten.

Christus segne dieses Haus“

Die Mädchen und Jungen kommen als „Heilige drei Könige“ gekleidet und schreiben an die Türen die Zeichen „20*C+M+B+14“. Oft werden die drei Buchstaben als Abkürzungen der „Königsnamen“ Caspar, Melchior und Balthasar gedeutet, doch sie sind ein Kürzel für den lateinischen Wunsch Christus Mansionem Benedicat“, zu deutsch „Christus segne dieses Haus“.

Aufgerufen zu der Aktion wird alljährlich vom Kindermissionswerk „Die Sternsinger“. Es berichtet: 46 Prozent der geschätzt 45,2 Millionen Menschen auf der Flucht in aller Welt sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Ob in Afrika, Asien oder Lateinamerika: Die Sternsinger helfen ihnen, so zum Beispiel Kindern, die wegen des Bürgerkriegs aus Syrien geflohen sind. Traumatherapie und Friedenserziehung stehen in ehemaligen Bürgerkriegsländern wie Sierra Leone oder Sri Lanka auf dem Programm. Örtlich rückt das Flüchtlingslager in Dzaleka im Beispielland Malawi (Ostafrika) in den Mittelpunkt der Aktion.

Flüchtling aus dem Iran sprach im Gottesdienst

„ Tagtäglich lesen und hören wir, dass unzählige Menschen auf der Flucht sind“, erinnerte Pfarrer Hans Günter Sorge während des Gottesdienstes in Dannenberg. Doch es sei wichtig, dass all die erschreckenden Zahlen auch ein Gesicht bekommen. In Dannenberg geschah dies: Die Flüchtlingsfamilie Emami war dort zu Gast. Sie hatte den Iran verlassen müssen, weil sie vom Islam zum Christentum übergetreten war und deshalb mit Verfolgung, ja sogar mit der Todesstrafe rechnen musste. Mohammad Emami, studierter Architekt, berichtete im Verlauf der Heiligen Messe vom Schicksal der Familie. Die Emamis, aufgewachsen im Islam, hatten sich mit dem christlichen Glauben befasst und entschieden, dass er für sie der richtige Weg sei. Die Familie ließ sich taufen, ein im Iran lebensgefährlicher Schritt. Denn: Solch ein Übertritt kann die Todesstrafe nach sich ziehen! Angesichts dieser Bedrohung entschloss sich die Familie zur Flucht.

Viel Gutes in Deutschland erfahren“

Woher sie Kraft und Mut bekam, den Weg in eine ungewisse Zukunft zu wagen, fasste Mohammad Emami zusammen: „Wir haben Jesus Christus in unseren Herzen aufgenommen – und wir wollen unserer Lebensweg mit ihm gehen, der gesagt hat 'Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Licht“. Viel Gutes habe die Familie seit ihrer Ankunft in Deutschland erfahren, dafür sei sei dankbar. Besonders erwähnte Emami dabei Pfarrer Hans Günter Sorge, der sich in vielfältiger Hinsicht für die Flüchtlinge engagiert.

Gelebte Oekumene

Im Einsatz der katholischen Kirche für die Emamis zeigt sich ein gutes Stück gelebter Oekumene, denn: Getauft worden waren sie in der alten Heimat evangelisch, und sie werden auch weiter mit der lutherischen Kirche verbunden sein. Wenn nun ein besonders guter Kontakt zu „Peter und Paul“ besteht, dann zeige das, so Pfarrer Sorge sinngemäß: Hilfe gebührt allen Menschen, sind sie doch als Kinder Gottes Schwestern und Brüder, ganz gleich, welche Hautfarbe sie haben oder welcher Konfession sie angehören.

Flüchtlinge oft „in Schubladen gesteckt“

Angesichts der Emamis sollten wir dankbar sein, in Deutschland unserer Glauben frei leben zu dürfen, mahnte der Pfarrer. Aber leider sei es auch unter Christen noch nicht immer selbstverständlich, Flüchtlingen gegenüber gastfreundlich zu sein und sie willkommen zu heißen. Viel zu oft würden sie „in Schubladen gesteckt und als Schmarotzer beschimpft, die nur an unserem Wohlstand teilhaben wollen“. Das aber wollen sie nicht, bekräftigte Sorge. „Sie wollen arbeiten!“. Dass ihnen dieser Wunsch erfüllt wird, dafür setzt sich der Pfarrer ebenso ein wie für das Überwinden behördlicher Hürden.

Kinder kommen als „Heilige drei Könige“

In der Sprache seiner Heimat betete Mohammad Emami vor der Gemeinde das Vater Unser, dann das gleiche Gebet auf deutsch, eingereiht in den Kreis der Sternsinger. Allein im Nordkreis sind es 19 Mädchen und Jungen, die als „Caspar, Melchior und Balthasar“ um Spenden bitten und ihrerseits die Besuchten mit Gesang und Segen erfreuen möchten. Wegen der Ferien und Reisen zu Verwandten konnten nicht alle beteiligten Kinder zum Aussende-Gottesdienst kommen, berichtet Angela Feldmann. Sie hat die Mädchen und Jungen auf ihren „Drei-Königs-Einsatz“ vorbereitet. Sechs Ehrenamtliche aus der Gemeinde fahren die Sternsinger von Haus zu Haus.

Doch nicht nur Flüchtlingskinder profitieren vom Einsatz der kleinen und großen Könige in Deutschland. Straßenkinder, Aids-Waisen, Kindersoldaten, Mädchen und Jungen, die nicht zur Schule gehen können, denen Wasser und Nahrung fehlen, die in Kriegs- und Krisengebieten oder ohne ein festes Dach über dem Kopf aufwachsen – Kinder in mehr als 100 Ländern der Welt werden jedes Jahr in Projekten betreut, die mit Mitteln der Sternsinger-Aktion unterstützt werden. Hagen Jung

Fotos: oben: Im Gottesdienst wurden die Sternsinger ausgesandt. unten: Die Familie Emami mit Pfarrer Sorge / Angela Feldmann übt mit den Kindern für den "Sternsinger-Einsatz". Fotos: Hagen Jung




Fotos

2013-12-27 ; von Hagen Jung (autor),
in Lüchow-Dannenberg, Deutschland

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