Unterschriften gegen das geplante Einkaufszentrum am Dannenberger Gotenweg sammelte am Donnerstag die „Initiative pro Altstadt“ auf dem Wochenmarkt. Um vor einer Vielzahl leerer Läden zu warnen, hatten zahlreiche Geschäftsinhaber ihre Schaufenster mit Papier zugeklebt.
Wer von Süden her in Dannenbergs Lange Straße bummelt, erblickt in einem der ersten Schaufenster einen Sarg. Vielleicht ist er für manche Betrachter ein düsteres Symbol für die Zukunft der Innenstadt? Deren langsames aber sicheres Aussterben, was die Läden betrifft, befürchten nicht nur örtliche Kaufleute angesichts der Pläne für ein Einkaufszentrum am Gotenweg, nahe den Autohäusern. Doch resignierend die Märkte auf der „grünen Wiese“ hinnehmen – das ist weder die Sache der Geschäftsleute, noch die jener Bürgerinnen und Bürger, die sich ein lebendiges „Herz“ der Jeetzelstadt wünschen.
Mit einer phantasievollen Aktion haben deshalb viele Ladenbesitzerinnen und -besitzer am Donnerstag zu verdeutlichen versucht, wie Dannenbergs Einkaufsmeile mit „toten“ Geschäften aussehen könnte: Schaufenster wurden mit Zeitungspapier zugeklebt, teils in voller Breite und von oben bis unten, teils eher dezent, so dass die Auslagen dennoch zu sehen waren. Und fast an jedem Schaufenster pappte ein Schild mit der Aufschrift: „So könnte die Innenstadt von Dannenberg aussehen, wenn das geplante Einkaufszentrum ,Elbtal-Center' auf der grünen Wiese gebaut wird“.
Nicht wenige Geschäftsleute hatten Verse dazu geklebt: „Wer oben sitzt und sich ein Denkmal bauen lässt und die Altstadt zugrunde richtet – den hol die Pest!“, lautete ein drastischer Wunsch. Andernorts las man den Denksatz: „Sind die Geschäfte erst leer, gibts auch keine Spenden für Vereine mehr“. Ein Fleischer-Fachgeschäft mahnte mit Wilhelm Busch „Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe!“
Unterschriftenaktion auf dem Marktplatz
Mit dem Ziel, einem Ende der Geschäftsvielfalt zu wehren, ist in Dannenberg die „Initiative pro Altstadt“ angetreten. Sie war am Donnerstag auf dem Wochenmarkt mit einem Stand vertreten, der auch die Aufmerksamkeit überregionaler Medien fand. Zahlreiche Interessierte ließen sich dort von Hella Pfefferling-Hunold und ihrem Ehemann Kalle über die Pläne für das umstrittene Zentrum informieren – und viele bekundeten auf Unterschriften-Listen ein Nein zu dem Projekt. Die Initiative warnt: „Durch die so genannte Zangenlage der Innenstadt zu den Einkaufszentren „Am Werder“ und einem eventuellen „Elbtal-Center“ am Gotenweg befürchteten nicht nur die Kaufmannschaft und die Immobilienbesitzer ein Sterben des kleinteiligen Handels in der Innenstadt. Verbunden damit sei der Verlust von Arbeitsplätzen, und: „Immobilien werden wesentlich schlechter oder überhaupt nicht mehr vermietbar sein.“
Die Aktivisten am Infostand freuten sich über die rege Beteiligung der Kaufleute an der Aktion, waren aber etwas betrübt, weil sich nicht lückenlos alle Geschäftsinhaber beteiligt hatten. „Jetzt ist doch wirklich Solidarität erforderlich“, betonte Hella Pfefferling-Hunold. Am Stand der Initiative gabs so manches Gespräch mit dem Marktpublikum – und viele Stimmen gegen das Zentrum. Eine junge Frau beispielsweise erinnerte sich: „Als ich noch Kind war, gabs hier in der Mitte noch ein Hutgeschäft, einen Laden für Jägerbekleidung, mehrere Textilgeschäfte – alles weg! Sollen noch mehr Läden zumachen?!“
Rechtliche Schritte gegen das Elbtalcenter?
Aktiv in der Initiative Pro Altstadt ist auch Dieter Aschbrenner, früher Lüchow-Dannenbergs Landrat. Wie er wnet erläuterte, gebe es durchaus rechtliche Möglichkeiten, das Einkaufszentrum zu verhindern. Es sei zu befürchten, dass ein „Elbtal-Center“ Kaufkraft aus dem Umland abziehen muss, um existieren zu können. Damit hätten Nachbarstädte wie Hitzacker, Lüchow und Salzwedel die Möglichkeit, rechtliche Schritte zu unternehmen. „Die haben gute Chance, das Vorhaben zu stoppen“, meint Aschbrenner. Dannenberg sei ein so genanntes Grundzentrum, und ein solches habe nicht die Aufgabe, Kaufkraft aus einem Mittelzentrum wie Lüchow oder anderen Nebenzentren massiv abzuziehen. Die betroffenen Nachbarn könnten Klage einreichen, würden aber wohl zunächst im Genehmigungsverfahren für das geplante Zentrum „Anregungen und Bedenken“ einbringen, auch durch die Industrie- und Handelskammer sowie den Einzelhandelsverband. „Darüber muss dann der Rat der Stadt Dannenberg entscheiden“, weiß Aschbrenner. Und Hella Pfefferling-Hunold stellt die Frage in den Raum: „Was hat eigentlich die von Kommunalpolik und Verwaltung vertretene Stadt Dannenberg davon, dass so ein Ding gebaut wird?!“
Die „Initiative pro Altstadt“ trifft sich wieder am Donnerstag, dem 19. April, um 18.30 Uhr im Hotel „Alte Post“. Gäste sind sehr willkommen.
Foto: Hagen Jung