Strahlend schön zeigt sich der „neue“ Bahnhof Dannenberg Ost. Die Jeetzelstadt erhält mit dem äußerlich und innerlich perfekt sanierten klassizistischen Gebäude ihr ehemaliges Kleinod zurück, zugeschnitten auf seine zukünftige Bestimmung als Kommunikationszentrum.
Architekt Christoph Ahrens und seinem Team ist mit dem Umbau des klassizistischen Gebäudes ein ganz großer Wurf
gelungen, darin waren sich alle Gäste der Eröffnungsfeier einig. Dabei war schon der Start des überaus ambitionierten Vorhabens vor
vier Jahren „aufregend“, wie sich Architekt Ahrens erinnert. „Es war ein
nervenaufreibendes Projekt - von Anfang an“. Manche schlaflose Nacht habe der
Bahnhof ihm beschert, und manchen Adrenalinschub. Quasi als Entschädigung habe
er sich sehr über die Herzlichkeit gefreut, mit der er von den am Projekt
beteiligten Wendländern aufgenommen wurde.
Ahrens dankte besonders der
Denkmalschutzbeauftragten Kerstin Duncker für die ausgezeichnete
Zusammenarbeit, ebenso den beteiligten Firmen, die allesamt viel Know-how eingebracht und
ganz hervorragende Arbeit geleistet hätten. Auch die engagierte Mitarbeit der
Jugendlichen der Diakonie - „die Grundlage des Sozialraumprojektes“, würdigte
Ahrens. Im Gegenzug wurde der Architekt von den Festrednern mit Lob geradezu
überschüttet, allen voran Stadtdirektor Jürgen Meyer.
Kraft begrüßte zuvor gemeinsam mit Stadtbürgermeisterin Elke Mundhenk (Grüne)
die zahlreichen Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Jürgen Meyer
betonte, dass der Bahnhof, vernachlässigt von der Deutschen Bahn, ein
regelrechtes Schattendasein geführt habe.
Dabei war der Dannenberger Bahnhof schon in seinem Baujahr 1847 durchaus mit künstlerischen Überlegungen gebaut worden: mit dem flacheren Seitenbau, dem Turm und einem großzügigeren Hauptgebäude erinnert die Form an eine Lokomotive, die sich in Fahrtrichtung Dömitz bewegt. Seit der Zerstörung der Dömitzer Eisenbahnbrücke im zweiten Weltkrieg gibt es die nordöstliche Verbindung nicht mehr. Dannenberg war zum Endbahnhof geworden.
Was lange währt wird endlich (sehr) gut
Das Modellprojekt Ost-Bahnhof wurde bereits im Oktober 2007 in das Integrierte Stadtentwicklungs-
und Wachstumskonzept (ISEK) der Stadt Dannenberg aufgenommen, umfangreiche stadtplanerische Vorarbeiten erleichterten die Finanzierung durch öffentliche Mittel.
Mit Bescheid vom 9. Mai 2008 erfolgte die Berücksichtigung für die Förderung im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Frauen und Gesundheit. Am 14. Oktober 2008 wurde mit der NBank in Hannover, der Bewilligungsstelle der Fördermittel, die Vorgehensweise der Förderung mit Mitteln aus dem EFRE und dem ESF (Europäischer Sozialfonds) abgestimmt. Während dieses Gesprächs entstand der Leitsatz „EFRE schafft Platz für ESF“
Wie Jürgen Meyer berichtete, konnte „nach langen Verhandlungen am 19. November 2009 der Kaufvertrag über den Erwerb des Ost-Bahnhofs mit der Deutschen Bahn geschlossen werden“.
Mit Schreiben vom 19. April 2010 wurde der Stadt Dannenberg vom Landkreis Lüchow-Dannenberg mitgeteilt, dass der Ost-Bahnhof unter Denkmalschutz gestellt ist. Meyer sinngemäß: Die Maßnahmen im Rahmen des Denkmalschutzes, sowie die Untersuchungen am Gebäude (Altlastenermittlung, Hausschwamm, Nassfäule, Braunfäule, Anobienbefall, Holzbockbefall im gesamten Turmhelm) führten bereits früh zu der Erkenntnis, dass mit erheblichen Mehrkosten gegenüber der ersten Kostenschätzung zu rechnen war. Durch Umfinanzierungen seitens der Stadt Dannenberg und Unterstützung der NBank konnte eine neue Finanzierung aufgebaut werden, die die Umsetzung der Maßnahme ermöglichte. Jürgen Meyer: „Ohne die gute Zusammenarbeit mit der NBank und der Regierungsvertretung Lüneburg für das Sozialministerium wäre die Realisierung des Modellprojektes Ost-Bahnhof nicht möglich gewesen“.
Aufwändige Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten
Die Arbeiten an der Außenhülle und der Fassade des Gebäudes beinhalteten unter anderem, dass das Dach komplett erneuert, der Turm saniert sowie neuer Putz aufgebracht wurde. Fenster und Türen wurden neu eingebaut und die Profilierungen an deren Rahmen saniert, bzw. in Handarbeit neu hergestellt. Die alten Außentreppen wurden abgerissen und durch neue ersetzt. Dabei wurde auch eine Rampe gebaut, die den barrierefreien Zugang gewährleistet. Zum Abschluss wurde dann die Außenpflasterung erneuert und saniert und die Oberflächenentwässerung auf dem Grundstück neu verlegt.
Abschließend betonte Stadtdirektor Jürgen Meyer, dass „die
Sanierung und in Teilen der Neuaufbau der Außenhülle des Ost-Bahnhofs in der
jetzigen Form nur so gut gelingen konnte, da die beteiligten Firmen, die
Denkmalpflege und das sehr engagierte Architekturbüro Ahrens bei der Umsetzung
so hervorragend zusammengearbeitet haben“. Meyer: „Der Umbau ist hervorragend
gelungen, die Fördermittel wurden hervorragend eingesetzt.“ Meyer wies auch auf
das „zukunftsgerichtete Mobilitätsangebot“ des Bahnhofes hin, welches mit zwei
E-Mobilen und 20 Pedelecs für CO2-neutralen Verkehr sorgen will. Das Wendland
sei wichtiges Naherholungsgebiet für Hamburg, und wer mit dem Zug anreise, der
könne sich nun auch auf eigene Faust im Wendland bewegen.
Der Bahnhof als Ort für neue Begegnungen
Diakonie-Projektleiterin Dunja Wörthmann beschrieb den
Bahnhof als Ort für neue Begegnungen. „Uns geht es um Teilhabe und Teilgabe der
Bürger - bei uns wird niemand ausgeschlossen“. Schon jetzt seien mehrere
Projekte entstanden, die demnächst anlaufen: Den Auftakt mach die
„Vorher-Nachher-Show“ am 5. Januar. Dunja Wörthmanns Mitarbeit in Dannenberg
endet zum Jahresende, sie wird in Hamburg arbeiten, das Sozialraumprojekt aber
wird von Student Marcel Christ weiterbetreut.
Lothar Busch vom
Niedersächsischen Sozialministerium betonte, dass die Städtebauförderung in
Dannenberg „einzigartig“ in Niedersachsen sei, da beim Bahnhof EFRE und EFS
ineinandergriffen. Die „herausragenden Projekte“ Bahnhof Dannenberg Ost und Nya
Nordiska seien architektonische Highlights in Niedersachsen.
Foto / Björn Vogt: In zeitloser Eleganz präsentiert sich der "neue" Bahnhof Dannenberg-Ost.