Übernachten mitten in der Natur? Mit mobiler Sauna, Frühstück aus regionalen Zutaten und Führer, die einem die Landschaft ringsum zeigen? Mit dem "Destinature"-Projekt der Firma Werkhaus ist das möglich. Am Donnerstag stellten die Entwickler das Projekt vor.
Natururlaub wird immer beliebter. Dabei wollen immer mehr Touristen möglichst mitten in der Natur übernachten - natürlich mit möglichst hohem Komfort. Wenn dann noch für das Frühstück regionale Zutaten benutzt werden und eine mobile Sauna oder ein Badezuber bereitstehen, ist das Erlebnis perfekt.
An diesem Grundbedürfnis von rund 50 % aller Deutschland-Touristen setzt das Projekt "Destinature" der Firma Werkhaus aus Bad Bodenteich an. Gefördert mit europäischen Mittel über das Landesprogramm "Landschaftswerte" arbeitet das Team bereits seit 2015 an einer Potenzial- und Machbarkeitsstudie.
Am Donnerstag stellte Werkhaus-Designerin Britta Lüpke das Projekt und die Ergebnisse der Studie in Lüchow im "Alten Postamt" vor. Die große Anzahl der anwesenden Samtgemeinde- und Gemeindevertreter, Betreiber von touristischen Anlagen und Regionalentwicklern zeugte davon, wie interessant das Projekt für die ganze Region sein kann.
KLEINE HÜTTEN MIT HOHEM KOMFORT
Kleine Hütten bilden den Kern des Projektes. Aus nachhaltigem Material hergestellt, bietet jede Hütte Platz für zwei Personen auf rund sechs Quadratmetern. "Klein aber fein" könnte man das Prinzip überschreiben. Fenster auf allen Seiten bieten Rundumblick, Stauraum unter den Betten Platz für die Reiseutensilien.
Werkhaus plant einen Destinature-Platz mit 20 derartiger Hütten, ergänzt durch Wellnessangebote wie mobile Sauna oder Badezuber sowie alternative Sanitärhäuschen, die ggfls. über eine Pflanzenkläranlage entsorgt werden.
Besucher eines derartigen "Hüttendorfs" sollen mit regionalen Lebensmitteln versorgt werden und können auf Angebote von Naturführern zugreifen. "So koppeln wir komfortablen Natururlaub mit Umweltbildung und der Möglichkeit, Natur und Landschaft hautnah zu erleben," so Britta Lüpke.
Die Hütten selbst sind aus nachhaltigen, wetterfesten Materialien gebaut und können bei Bedarf schnell ab- und aufgebaut werden.
FACHINSTITUTE BESTÄTIGEN KONZEPT
Für die Bewertung der Erfolgschancen eines derartigen Angebots wertete das Werkhaus-Team Studien und Statistiken führender Toursimusinstitute wie der BTE, dem Allgemeinen Fahrradclub Deutschland (ADFC) sowie einer Naturtourismus-Studie des Landes Brandenburg aus.
Ergebnis: Die Region Lüchow-Dannenberg bietet hervorragende Qualitäten für Natururlaub. Es sind viele Potenziale für neue Angebote bzw. herausragende neue Beherbungsangebote vorhanden. So die Bewertung der BTE, einem führenden Unternehmen in Sachen Tourismus- und Destinationsberatung.
Denn: nach den statistischen Zahlen der Institute sind rund 50 % der Bevölkerung Naturtouristen. Während die Gruppe der Natur- und Outdoor-Urlauber großes Interesse an intensiven Naturerlebnissen mit diversen Aktivangeboten hat, legt die Gruppe der LOHAS, die einen Lebensstil von Gesundheit und Nachhaltigkeit (Lifestyle of Health and Sustainibility) Wert auf Komfort, eine individuelle Urlaubsgestaltung, Bio-Lebensmittel - und ebenfalls intensives Naturerleben.
Auch die Lage des nördlichen Landkreises am beliebtesten Radweg Deutschlands - dem Elberadweg - bietet viel Potenzial, wobei Hitzacker als beliebtestem Ferienort in der Region besondere Bedeutung zukommt.
DIE MISCHUNG MACHTS
Es gibt zwar bundesweit inzwischen Konkurrenz im Bereich der alternativen, naturnahen Übernachtungsmöglichkeiten (Baumhotels, Radlerhütten oder Trekkingplätze), die Fachinstitute bescheinigten Werkhaus aber, dass die Kombination von Umweltbildung, komfortablen Unterkünften auf naturnahen Flächen bisher ein Alleinstellungsmerkmal ist.
Auch die Vertreterin des Niedersächsischen Umweltministeriums, Doris Schupp, ist begeistert von dem Projekt. Sie sieht im Ausbau naturnaher Tourismusangebote ein Ziel für ganz Niedersachsen. Nicht ohne Grund war die Potenzial- und Machbarkeitsstudie deshalb vom Niedersächsischen Umweltministerium mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert worden. Schupp hatte sich für die Präsentation eigens auf den Weg nach Lüchow gemacht.
DIE HERAUSFORDERUNGEN
Trotz der allgemein positiven Bewertung gibt es noch einige Hürden, die überwunden werden müssen, bevor das erste "Hüttendorf" seinen Betrieb aufnehmen kann.
Werkhaus ist noch dabei, letzte technische Detailfragen wie Sturmfestigkeit, Entsorgung der Sanitäranlagen etc. zu klären. Und auch planungsrechtliche Vorgaben verhindern vorerst das Aufstellen in freier Natur. Naturschutzbelange sind hier ebenso zu prüfen wie die Organisation der Entsorgung. Wie kann die Anlage betreut werden, wenn sie außerhalb jeglicher Infrastruktur steht? Vermutlich müssen auch Flächennutzungspläne geändert werden, wenn die vorgesehene - bisher als Wald- oder Wiese genehmigte - Fläche nun für Tourismus bzw. Erholung genutzt werden soll.
So werden die ersten Hütten wohl zunächst bei einem schon vorhandenen Betrieb bzw. auf für touristische Nutzung bereits genehmigten Flächen (verlassene Campingplätze, Freibäder etc.) aufgestellt werden. Erste Gespräche wurden bereits geführt. Sowohl in Hitzacker als auch in Gartow oder Lüchow deuten sich konkrete Planungen an.
Bei Kosten von rund 180 000 Euro für 20 Hütten halten sich die Investitionen in Grenzen. Unter Abzug von diversen Kosten inklusive Tilgungsraten gehen die Gutachter davon aus, dass sich die Einrichtung eines "Destinature-Hüttendorfs" spätestens nach fünf Jahren rentieren wird. Bei gutem Marketing wird nach einer Anlaufphase von 1 - 2 Jahre eine Auslastungsquote von 35 % geschätzt - rund doppelt so viel wie die durchschnittliche Auslastungsquote Lüchow-Dannenberger Übernachtungsbetriebe (19,8 %).
Die einzelnen Outdoor-Produkte der Destinature-Reihe (Gartenmöbel, Hütten etc.) sind übrigens bei Werkhaus bereits erhältlich.
Foto | Angelika Blank: Gute Laune und hohes Interesse für die Destinature-Produkte (hier die mobile Sauna): Werkhaus-Chef Holger Danneberg (2. von rechts) hatte am Donnerstag viele Fragen zu beantworten. Unter anderem von Doris Schupp (li.) vom Niedersächsischen Umweltministerium sowie Tobias Keienburg (re.), Biosphärenreservatsverwaltung Niedersächsische Elbtalaue.