Das Dialogforum Schiene Nord, welches am Freitag morgen in Celle seine Arbeit aufnahm, hat am Nachmittag beschlossen, neben der sogenannten "OHE"-Strecke und der "Alpha"-Trasse auch den VCD-Vorschlag in die weitere Diskussion mit aufzunehmen.
Damit ist der Landkreis Lüchow-Dannenberg zumindest für die nächsten Sitzungen des Dialogforums Schiene Nord an der Findung einer neuen Bahnstrecke für den Gütertransport mit im Spiel. Der Vorschlag des VCD - die sogenannte "Breimeier-Variante" sieht eine Trassenführung von Lüneburg über Dannenberg und Dömitz nach Wittenberge vor.
Wie der Moderator des Dialogforums Schiene Nord, Jens Stachowitz, erklärte, werden zur nächsten Sitzung, die am 24. April in Celle stattfindet, nun auch VertreterInnen der durch die neuen Trassenvorschläge betroffenen Kommunen und Bürgerinitiativen eingeladen. Heißt im Klartext: Vertreter des Landkreises Lüchow-Dannenberg und einer hiesigen Bürgerinitiative können ab sofort Teilnehmer des Dialogforums sein.
Der Verkehrsausschuss des Landkreises Lüchow-Dannenberg hatte sich am vergangenen Dienstag "grundsätzlich" für eine Trassenführung durch Lüchow-Dannenberg ausgesprochen - allerdings nur für den Fall, dass der Güterverkehr nicht so massiv ausfällt wie von Kritikern der Trasse befürchtet.
Landrat Jürgen Schulz sieht allerdings wenig Realisierungschancen für die Breimeier-Variante. Zu teuer sei diese Strecke, so der Landrat gegenüber wnet. Außerdem hätten die Landkreise Lüneburg und Harburg sich bereits ablehnend gegenüber eines vermehrten Gütertransport-Aufkommens durch ihre Bereiche geäußert.
Vom Dialogforum wird das Bundesverkehrsministerium nun aufgefordert, für die zusätzlichen drei Trassenvarianten ähnliche (Grob)-Kalkulationen über Kosten, Nutzen und Umweltauswirkungen vorzulegen, wie es für die bisher vorliegenden sieben Trassenvarianten bereits geschehen ist.
Reaktionen der Bürger-Initiativen
Das Aktionsbündnis aus dem Dannenberg-Lüneburger Raum, welches sich gegen den neuen Trassenvorschlag wendet, wird sich nun kurzfristig treffen, um zu besprechen, wie es sich in den anstehenden Diskussionsprozess einbringen kann.
Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) behält die Diskussion ebenfalls im Auge, da sie befürchtet, dass durch einen Schienenausbau von Lüneburg über Dannenberg nach Wittenberge eine direktere Bahnanbindung Gorlebens für die Anlieferung von weiterem Atommüll möglich wird. Denn sollte die Pilotkonditionierungsanlage in Betrieb gehen, so die BI, brauche Gorleben eine Bahnverbindung. Mit der Breimeier-Trasse würde das Zwischenlager Lubmin, in dem hochradioaktive Abfälle aus dem Rückbau der Kernkraftwerke Greifswald lagern, über Wittenberge direkt an Dannenberg angebunden. Eine weitläufige Umfahrung über Hamburg würde vermieden, so di BI.
Hintergrund:
Mit dem Dialogforum Schiene Nord will das Landesverkehrsministerium die Diskussion um die sogenannte "Y-Trasse", die eine Entlastung des Güterverkehrs auf der Schiene zwischen den nördlichen Häfen Hamburg, Bremen und Bremerhaven Richtung Süden bringen soll, beruhigen. Zum Dialogforum eingeladen sind Vertreter von Gemeinden und Landkreisen ebenso wie der Seehäfen, Unternehmer, Bundes- und Landesministerium sowie Umwelt- und Naturschutzverbände und Bürgerinitiativen der betroffenen Bereiche.
Beschreibungen der verschiedenen Trassenmodelle finden sich auf der Internetseite des Dialogforums unter www.dialogforum-schiene-nord.de. Die jetzt in die Diskussion mit aufgenommene OHE-Variante ist dort allerdings noch nicht veröffentlicht.
Foto: Auf den Rangierstationen im Norden (hier in Seelze) drängeln sich die Güterwaggons. Seit Jahren arbeitet die Deutsche Bahn daran, bestimmte Bahnstrecken zwischen den Nordhäfen und dem Süden der Republik vom Andrang des Güterverkehrs zu entlasten.