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Energie aus Wildpflanzen - Alternativen zur Maismonokultur

Zunächst galt der Anbau von Energiepflanzen vielen Landwirten als Rettung aus ihrer wirtschaftlichen Misere. Doch der massenhafte Bedarf von Megawatt-Biogasanlagen führt inzwischen vielerorts zu Maismonokulturen auf den Äckern. Dabei gibt es Alternativen, die die Artenvielfalt schützen.

Beim Thema Biogas denkt fast jeder zunächst an großflächige Maisäcker. Aber es geht auch anders: Bereits im Jahre 2008 fasste der Deutsche Bundestag den Beschluss, Alternativen zu Mais als einzig wahrer Energiepflanze zu erforschen. Seitdem wird an mehrjährigen artenreichen Wildpflanzenmischungen zur Biogasproduktion geforscht.

Im Sommer wurden die ersten Zwischenergebnisse vom Bundessortenamt auf der Prüfstelle Marquardt vorgestellt.

Demnach können mittlerweile durch den Einsatz von alternativen Wildpflanzen wie durchwachsene Silphie, Topinamur, bestimmten Roggen- aber auch Grasarten 50-60% des Methanhektarertrags von Silomais erreicht werden - und das bei erheblicher Arbeitsersparnis. Gleichzeitig bieten die strukturreichen Bestände zahlreichen Wildtieren Lebensraum, vom Feldhasen und Schmetterlingen bis hin zur Honigbiene.

Für besonders aussichtsreich hält dabei das Julius-Kühn-Institut (JKI) den Anbau von Sorghum, einer Hirseart, die traditionell in heißen, trockenem Klima gedeiht. Nach den Untersuchungen des JKI erreichte eine bestimmte Sorghum-Hybride 146,4 dt/ha. Damit erreichte nach Angaben des JKI der GTM-Ertrag dieser unter einem Zweitkultur-Anbauregime kultivierten Fruchtart bereits den Bereich des mit Silomais unter deutschen Anbaubedingungen im Jahr 2006 durchschnittlich erzielten Ertragsniveaus. Allerdings arbeiten die Züchter noch daran, die Pflanze so zu weiter zu entwickeln, dass sch mit ihr auch unter ungünstigen Witterungsbedingungen (kühl-feucht im Frühstadium) ähnliche gute Ausbeuten erzielen lassen. 

Zwei Fliegen mit einer Klappe: Artenvielfalt schützen und rentabel Energiepflanzen anbauen

Zu Beginn von vielen Fachleuten noch belächelt, hat sich die Projektidee, mit mehrjährigen artenreichen Wildpflanzenmischungen erfolgreich Biogas zu produzieren, deshalb inzwischen zu einer interessanten Ergänzung zur Hauptkultur Mais entwickelt. „Wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: einerseits kann der Bauer rentabel Energiepflanzen für die Biogasanlage anbauen, andererseits Lebensräume für zahlreiche Wildtiere auf dem Acker schaffen“, so Projektleiter Martin Degenbeck (LWG). Gut die Hälfte des Methanertrages von Mais hört sich zunächst noch bescheiden an; aber bei in der Regel fünf Jahren Standzeit holen die Wildpflanzen allein schon wirtschaftlich mehr und mehr auf, wie Antje Werner und Dr. Birgit Vollrath (LWG) berechnet haben. Hinzu kommen ökologische Vorteile durch die ganzjährige Bodenbedeckung, die für Erosionsschutz sowie für Nahrung und Deckung im Winter sorgt. Schließlich bieten die Wildpflanzen Nektar und Pollen für Bienen und andere Insekten im trachtarmen Sommer; ein weiterer Vorteil, den Imker zu schätzen wissen. Dem Landwirt „blüht“ damit ein beachtlicher Imagegewinn.

Und: der EU-Ausschuss für Landwirtschaft beschloss unlängst, dass die alternativen Energiepflanzen auch auf den - mindestens 5 % umfassenden - ökologischen Vorrangflächen, die die Agrarreform demnächst vorschreibt, angebaut (und genutzt) werden dürfen - vorausgesetzt die Landwirte setzen keine Pestizide und Düngemittel ein (was die zur Diskussion stehenden Blüh- und Wildpflanzen allerdins auch nicht benötigen).

Die Träger des Forschungsvorhabens "Energie aus Wildpflanzen"

Das Bundessortenamt (BSA) ist zuständig für die Erteilung von Sortenschutz und Sortenzulassung und unterstützt die vielfältigen Aktivitäten zur Förderung des Züchtungsfortschritts und der biologischen Vielfalt. Versuche mit Wildpflanzen waren in der Vergangenheit kein Bestandteil der gesetzlichen Aufgaben.

Die langjährige Erfahrung aus der Sortenprüfung im Parzellenanbau kommt nun bei der Beteiligung am Forschungsvorhaben „Energie aus Wildpflanzen“ zum Tragen: „Wir führen hier am Standort Marquardt erstmals für die LWG neben der Einzelartenprüfung Parzellenversuche zur Mischungsentwicklung und zur Bestandsgründung durch“, berichtet der Prüfstellenleiter Dirk Kruiskamp (BSA) bei der Feldbesichtigung.

„Besonders die Untersaat unter Sommergerste, die wir jetzt erstmals getestet haben, zeigt vielversprechendes Ertragspotential, da sich die Wildstauden im Unterwuchs hier besser entwickeln können als unter Mais, der aber im ersten Jahr in Marquardt mehr Ertrag bringt“, so Kruiskamp weiter. 

Parzellenversuche finden deutschlandweit an mehreren Standorten statt, um das Anbausystem weiter zu optimieren. Daneben testen Landwirte die Mischungen seit einigen Jahren in der Praxis. „Wir sind auf einem guten Weg, aber noch lange nicht am Ziel“, führt Martin Degenbeck abschließend aus.

Das von der in Veitshöchheim bei Würzburg ansässigen Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) geleitete Forschungsvorhaben „Energie aus Wildpflanzen“ wird vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) auf Grund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages seit 2008 gefördert, Projektträger ist die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR). Projektpartner der LWG sind neben dem Bundessortenamt und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising und das Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing. Die faunistischen Begleituntersuchungen koordiniert die Tierärztliche Hochschule Hannover.

 




2013-10-07 ; von pm (autor), asb (autor),

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