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Expertenstudie für das Archäologische Zentrum

Das Archäologische Zentrum in Hitzacker kämpft weiter mit jährlichen Defiziten. Nun soll eine Machbarkeitsstudie Wege aus der verfahrenen Situation aufzeigen. So beschloss es ein Sonderausschuss des Rates in Hitzacker am Dienstag Abend.

Der Bericht von Wirtschaftsförderin Marianne Baron über die finanzielle Situation des Archäologischen Zentrums (AZH) klang nicht rosig: trotz starker Einsparmaßnahmen wird der Betrieb des AZH auch im Jahr 2014 wieder ein Loch von rund 45 000 Euro in den Kassen der Stadt hinterlassen. 

Einnahmen von insgesamt 73 238 Euro stehen in diesem Jahr Ausgaben von 96 901 Euro gegenüber, wie Marianne Baron erläuterte. In den Ausgaben sind allerdings auch Abschreibungen in Höhe von 34 878 Euro enthalten, die lediglich auf dem Papier als Ausgabenposition erscheinen. 

Die reale Einnahmen-Ausgabensituation sieht ein wenig anders aus: rund 62 000 Euro aus Eintrittsgeldern, Verkäufen und Mieten und Pachten konnte das AZH aus eigener Kraft erwirtschaften. Die Besucherzahlen werden wohl dieses Jahr wieder die 10 000er-Marke überschreiten, bleiben damit allerdings ungefähr auf dem Niveau des Jahres 2013, in dem ein wochenlanger Totalausfall wegen der Sommerflut hinzunehmen war.

Bei den Ausgaben ist das AZH inzwischen an der Schmerzgrenze angekommen. "Wir haben alle Sparmöglichkeiten ausgeschöpft, die uns zur Verfügung standen," so Ulrike Braun, Leiterin des AZH. Sogar die Müllentsorgung wurde optimiert, um noch einige Euros an Müllgebühren zu sparen. Für die Öffentlichkeitsarbeit stehen dem AZH nur noch 5000 Euro im Jahr zur Verfügung.

Geplant ist außerdem, dass der bisher dem AZH zugeordnete Hausmeister im nächsten Jahr zur Samtgemeinde wechselt - was ein Arbeitsausfall von 29 Wochenstunden bedeutet, die von den noch verbliebenen Mitarbeitern ausgeglichen werden müssen. Weitere 6000 Euro Entlastung könnte eine Zusage der Samtgemeinde bringen, dem AZH die Verwaltungspauschale zu erlassen. Doch diese Entscheidungen sind noch nicht gefallen. Bürgermeister Holger Mertins zeigte sich skeptisch, ob die Samtgemeinde angesichts ihrer eigenen Finanzmisere sowohl dem Wechsel des Hausmeisters als auch dem Erlass der Verwaltungspauschale zustimmen wird.

Noch eine Studie über die Zukunft des AZH?

Größere Diskussionen entspannen sich im Ausschuss über die Beauftragung einer externen Beraterin für die Erstellung eines "Zukunftskonzeptes". Diese praxisorientierte Machbarkeitsstudie soll als Basis für die zukünftige Ausrichtung und Entwicklung des AZh dienen, wie Museumsleiterin Ulrike Braun und Elbtalaues Samtgemeinderätin Petra Steckelberg erläuterten. Hintergund ist wohl nach deren Aussagen auch, dass das Land signalisiert hatte, dass eine weitere Unterstützung nur dann erfolgen könne, wenn das AZH eine externe Begutachtung über seine Pläne durchführen lässt.

Die geplante Machbarkeitsstudie stieß bei den Abgeordneten allgemein auf Unwillen und Skepsis. Es gäbe doch schon so viele Gutachten über das AZH, monierten Abgeordnete aller Parteicouleur. Karl-Heinz Jastram sah den Praxisbezug in dem vorgelegten Angebot nicht und Michael Schulz (CDU) fragte sich und die Runde, ob die 10 650 Euro, die für die Studie zu zahlen sind, nicht besser in konkreten Projekten angelegt wären.

Petra Steckelberg hatte darauf eine klare Antwort: "Die Machbarkeitsstudie wird vom Lüneburgischen Landschaftsverband, dem Landkreis sowie dem Förderverein des AZH mitfinanziert. Die Stadt Hitzacker hat lediglich 5 000 Euro der Gesamtsumme zu tragen." Würde die Studie nicht gemacht, stünden für "konkrete Projekte" lediglich 5000 Euro zur Verfügung.

Doch Ulrike Braun hatte weiterhin große Mühe, den Abgeordneten die Wichtigkeit der Durchführung der Machbarkeitsstudie zu erläutern. "Ohne die Umsetzungsstrategie, die mit der Studie entwickelt werden soll, wissen wir nicht, wie wir den Betrieb des AZH auf Dauer aufrecht erhalten sollen."

Frühere Gutachten hätten zwar auch Konzepte entwickelt, allerdings auf der Grundlage, dass millionenschwere Investitionen geleistet werden müssten. "All diese Konzepte mussten aufgrund der brennenden Finanzmisere aufgegeben werden," so Braun. "Jetzt geht es darum, wie mit den eng begrenzten Mitteln trotzdem ein gutes, tragfähiges Programm durchgeführt werden kann."

Denn mit diesem Problem ist offensichtlich auch die eingesetzte Expertengruppe, die mit (ehrenamtlichen) Fachleuten aus ganz Niedersachsen besetzt ist, überfordert. Nun erwarten sich Ulrike Braun und die Samtgemeinde-Verwaltung von der erfahrenen Museumsberaterin Dr. Beate Bollmann, dass sie konkrete Wege aus der Krise aufzeigen kann. Bollmann hat bereits diverse Gutachten und Machbarkeitsstudien für verschiedene Museen und Kultureinrichtungen durchgeführt - unter anderem zur Neuausrichtung des Stadtmuseums Meppen oder des Urgeschichtlichen Zentrums Wildeshausen.

Zumindest beim Stadtmuseum Meppen ist man mit der Arbeit von Dr. Bollmann zufrieden, wie eine stichprobenhate Abfrage von wnet ergab. "Sie hat ein Konzept vorgelegt, dass wirklich Hand und Fuss hat," so die Ansprechpartnerin des Museums Regina Holzapfel. "Jetzt sind wir allerdings in der Pflicht, die Vorschläge auch umzusetzen." Detailliert habe Bollmann sich mit den Themen in Meppen beschäftigt und dann mehrere Varianten vorgelegt, die das Museum jetzt umsetzen könne - und das zu günstigen Konditionen. 

Auch die Entwicklung einer neuen Trägerstruktur steht mit auf dem Arbeitsprogramm der Beraterin - den Abgeordneten vielleicht letztendlich das wichtigste Ergebnis der Studie. Angedacht ist die Gründung eines Zweckverbandes für den Betrieb des AZH, an dem sich neben kommunalen Einrichtungen auch Privatpersonen beteiligen könnten. Damit wäre die Stadt Hitzacker von einem jährlichen 45000-Euro-Loch entlastet.

Mit vier Enthaltungen, zwei Ja-Stimmen und einer Nein-Stimme wurde die Beauftragung von Dr. Bollmann nach einstündiger Diskussion letztendlich empfohlen. Nun muss noch der Verwaltungsausschuss der Stadt Hitzacker über die tatsächliche Auftragsvergabe entscheiden.

Foto / Angelika Blank: Stadt-Bürgermeister Holger Mertins (re.) versuchte, die teilweise hitzige Debatte über eine weitere Studie über das AZH mit Humor aufzulockern. Samtgemeinderätin Petra Steckelberg (li.) und Wirtschaftsförderin Marianne Baron (mi.) verging dieser während der Sitzung allerdings.





2014-08-28 ; von Angelika Blank (autor),
in Elbuferstraße 2, 29456 Hitzacker (Elbe), Deutschland

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