Thema: widerstand

G20-Proteste: "Schlimmer als beim Castortransport"

Rund 100 Menschen haben sich am frühen Morgen auf den Weg nach Hamburg gemacht, um dort an den Demonstrationen gegen den G20-Gipfel teilzunehmen. Derweil nahmen die Auseinandersetzungen in der Nacht bürgerkriegsähnliche Zustände an. UPDATE! Neue Fotos aus dem Schanzenviertel.

Rauchfahnen, brennende Autos, geplünderte Supermärkte und harte Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten - die Bilder, die seit gestern aus Hamburg durch die Medien gehen, erinnern an die härtesten Zeiten während der Castortransporte.

Malte Dörge, Castor erfahrener Fotograf aus Lüchow, ist der Ansicht, dass die Auseinandersetzungen in Hamburg alles überschreiten, was jemals bei Castortransporten passiert ist. "Hier sieht es teilweise aus wie nach einem Raketenangriff", so Dörge. "Im Schanzenviertel liegen überall Trümmer auf den Straßen, Rauchfahnen wehen immer noch und teilweise sind Straßen aufgerissen." Allerdings seien es seiner Einschätzung nach lediglich rund 150 Protestler gewesen, die aus einer mehrere Tausende umfassenden Gruppe heraus brutale Angriffe gestartet hatten. Die härtesten Auseinandersetzungen wurden allerdings der Pressebeobachtung entzogen. "Nachdem ein Sondereinsatzkommando in das Schanzenviertel eingerückt war, wurde uns erklärt, dass hier die Pressefreiheit endet," berichtete Malte Dörge weiter.

Die Polizei habe sich Zeit gelassen, gegen die Ausschreitungen im Schanzenviertel vorzugehen, ist die Beobachtung von Malte Dörge. "Offenbar wollten sie zunächst den Transfer der VIPs in die Elbphilharmonie absichern," so seine Einschätzung.

Dörge berichtete auch, dass mehrere Journalisten keinen Zutritt zum Pressezentrum mehr erhalten, obwohl sie gültige Akkreditierungen haben. "Das BKA hat mehrere Dutzend Journalisten vom Pressezentrum ausgeschlossen. Da gibt es vier Seiten lange Listen," so Dörge. Man habe "Erkenntnisse" so die dürre Begründung des Bundeskriminalamtes (BKA).

Angesichts dieser Meldungen geht in der laufenden Berichterstattung fast völlig unter, dass in Hamburg parallel zum G-20-Treffen ein alternativer Gipfel stattfindet. Der "Gipfel für globale Solidarität" stellt die grundsätzliche Frage, wie  sich bestehende, gelebte Lösungsansätze zu einer umfassenden Alternative entwickeln lassen. Soziale Bewegungen, Gewerkschaften, kirchliche und Bürger-Organisationen haben detaillierte Vorschläge und politische Praxen diskutiert, wie soziale, ökonomische und ökologische Probleme auf lokaler, nationaler, europäischer und globaler Ebene angegangen werden können.

Die rund 100 WendländerInnen, die sich am frühen Morgen auf den Weg nach Hamburg gemacht haben, marschieren im "Klimablock" mit, um friedlich gegen asoziale Auswüchse der Globalpolitik zu protestieren.

Fotos / Malte Dörge: Eine wilde Nacht in Hamburg




Fotos

2017-07-08 ; von Angelika Blank (autor),
in Hamburg, Deutschland

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