Erst vor kurzem hatte die Biosphärenreservatsverwaltung die rund 100 000 Euro teure Renaturierung des Talmühlbachs auf dem Höhbeck abgeschlossen – doch das Ablassen eines Fischteiches, womöglich befördert durch starken Wind, machte Ende März die Arbeit vorerst zunichte.
Wie Dr. Johannes Prüter, Leiter der Biosphärenreservatsverwaltung in Hitzacker, erläuterte, war durch das Ablassen eines Fischteiches über dem Talmühlbach am 31. März ein starker Wasserschwall in das Bachbett gedrückt worden, der dafür sorgte, dass eine riesige ca. 80 Jahre alte Pappel über den Talmühlbach stürzte, mehrere kleinere Bäume und die Seitenwände auf einer Länge von rund 100 m mitriss. Starker Wind mag sein Übriges dazu getan haben, dass die Bäume umstürzten. Sie liegen nun wie eine gewaltige Sperre über dem Talmühlbach und dem angrenzenden Weg.
Viel schlimmer allerdings: Durch den Wasserschwall wurde der gerade renaturierte Bachlauf derart unterspült, dass das Bachbett um mehrere Meter absackte. Starkwetter-Ereignisse seien bei der Planung der Renaturierung selbstverständlich berücksichtigt worden, so Dr. Prüter, doch hier sei ein so starker Wasserdruck am Werke gewesen, dass das Bachbett ihn aushalten konnte. „Wir müssen nun gemeinsam mit der Planungsfirma, die auch die Renaturierung durchgeführt hat, erst einmal den Schaden genau aufnehmen und dann überlegen, was wir unternehmen werden.,“ so Dr. Prüter. Der Vorfall wurde vorsorglich bei der Polizei gemeldet. Zudem wurde der gesamte Bereich um die ehemalige „Talmühle“ abgesperrt, denn die jetzt extrem steilen Abhänge des Bachbettes drohen noch weiter abzurutschen.
Pächter" "Völlig normales" Ablassen
Der Vietzer Pächter des Fischteiches, der nach dem Verkauf der Fischteiche an die Biosphärenreservatsverwaltung seine Fische herausholen und dabei gleichzeitig den Teich ablassen wollte, ist entsetzt, welche Auswirkungen die für ihn „völlig normale“ Ablassaktion hatte. „Seit 22 Jahren bewirtschafte ich die Teiche und habe beim regelmäßigen Ablassen nie Probleme gehabt,“ so der Pächter. Bei dem jetzt umstrittenen Teich leeren habe er sogar noch zusätzliche Sicherungsmaßnahmen eingebaut, um den Wasserdruck abzumildern. Die Aktion erschien auch im Ort so unproblematisch, dass sich spontan fast 10 Helfer fanden, darunter ein Gemeinderatsmitglied, die beim Fische fangen und Wasser ablassen unterstützten.
Der Pächter fragt sich nun, warum das „ganz normale“ Ablassen, so wie er es 22 Jahre lang ohne Schäden zu verursachen durchgeführt hatte, nach der Renaturierungsmaßnahme derartig gewaltige Zerstörungen hervorrufen kann. Bereits bei der öffentlichen Gemeinderatssitzung einige Tage vor dem Vorfall, bei der Dr. Steinhoff die gesamte Maßnahme „Natur erleben“ am Höhbeck erläuterte, waren von verschiedenen Einwohnern Zweifel geäußert worden, ob das Projekt der Biosphärenreservatsverwaltung fachgerecht abläuft.
Klärung wird längere Zeit beanspruchen
Für den Bürgermeister der Gemeinde Höhbeck, Hans-Joachim Schenk, ist das Ganze ein „bedauerlicher Vorfall“. „Eigentlich sollte die Maßnahme bis zum Sommer komplett abgeschlossen sein, so dass die Natur am Höhbeck auch für Touristen besser erfahrbar werden kann,“ so Schenk. „Doch nun muss der gesamte Bereich erst einmal längere Zeit gesichert bleiben. Denn die Klärung der Angelegenheit wird wohl einige Zeit in Anspruch nehmen.“
Klarheit wird wohl erst eine fachliche Begutachtung bringen, die allerdings nach Auskunft von Dr. Prüter einige Wochen in Anspruch nehmen wird. Erst dann wird die Biosphärenreservatsverwaltung entscheiden, ob und wie die Schäden am Talmühlbach behoben werden und ob gegebenenfalls Schadensersatzansprüche gegen die Verursacher des Wasserschwalls geltend gemacht werden.
Foto: Angelika Blank ... Der Leiter der Biosphärenreservatsverwaltung, Dr. Johannes Prüter, begutachtet die massiv zerstörte Renaturierungsmaßnahme am Talmühlbach auf dem Höhbeck.