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"Ich will die Krone" - Silva Gonzalez aus Gartow im Dschungelcamp

Er ist der Mann mit den vielen Namen: Silva Gonzalez alias Klaus Carmienke alias Hayrettin Schmidt stammt aus dem Wendland. Seit Mittwoch dieser Woche ist der 33-jährige Sänger der Hot Banditoz im australischen Dschungel - als prominenter Insasse des berühmt-berüchtigten Dschungelcamps von RTL.

Die siebte Staffel beginnt am Freitag. Durfte man die Fernsehshow „Ich bin ein Star - holt mich hier raus" früher allenfalls heimlich gucken, ist die Sendung inzwischen zu einem echten Phänomen geworden - dem „Spiegel" war das Dschungelcamp eine mehrseitige Vorab-Reportage wert. Kein Wunder: Die Ekel-Sendung beschert nicht nur dem Sender seit Jahren sensationelle Einschaltquoten, auch die Feuilletons lieben das Format inzwischen.

Die große mediale Wahrnehmung ist Grund genug für viele ehemalige Stars und aktuelle Sternchen, sich zu bewerben, aber nur elf können tatsächlich einziehen. Für Silva Gonzalez gibt es einen ganz klaren Grund: „Ich bin jung und brauche das Geld", schmunzelt der gutaussehende Typ Latin Lover im Interview. In der aktuellen Staffel wird er als Herzensbrecher besetzt. Außerdem verheißt der Dschungel jede Menge Publicity: "Hinterher kennt mich jeder", ist sich Silva sicher. Probleme mit den Dschungelprüfungen, wo schon mal daumendicke Maden oder Känguruhoden verzehrt werden müssen, hat er ebenfalls nicht: "Ich komm vom Land, mir ist nichts fremd". 

Dschungelcamp - Trash TV mit Kultstatus

Ein großes Problem hatten die Programmplaner im Vorfeld: Dirk Bach starb unerwartet. Der ebenso kleine wie beleibte Moderator war für viele Zuschauer der eigentliche Grund, die Sendung einzuschalten. Gemeinsam mit Sonja Zietlow ätzte sich der Schauspieler mit mal witzigen, mal zynischen Sprüchen durch den Dschungelalltag, der für die Insassen vor allem eins bedeutet: Hunger, Stress und Langeweile.

Nur, wer die oft ekelerregenden Dschungelprüfungen besteht, kann Sterne für die Gruppe erkämpfen, und nur dann gibt es etwas Ordentliches zu essen. Die Teilnehmer sind rund um die Uhr mit Mikrofonen verkabelt, jede noch so lauschige Ecke im „Dschungel" wird mit Kameras ausgespäht - Privatsphäre Fehlanzeige. Das Ziel des Senders: mit den unvermeidlichen Konflikten und Nervenzusammenbrüchen Zuschauer locken - und das gelingt vortrefflich.

„Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" alias „Dschungelcamp" ist eine ursprünglich aus England stammende Reality-Show. Die siebte Staffel bietet mit Daniel Hartwich einen neuen Moderator auf. Ziel der Teilnehmer ist es, die Gunst der Zuschauer zu gewinnen und so lange wie möglich im Camp zu bleiben, um als Sieger zur „Dschungelkönigin" bzw. zum „Dschungelkönig" gewählt zu werden und damit Geld zu gewinnen.

"Wie eine Nominierung für Olympia"

Silva sagt: „Für mich ist das Angebot wie eine Nominierung für Olympia. Ich will nicht nur teilnehmen, ich will die Krone!" Geboren wurde Hayrettin Silva Gonzalez, so heißt er tatsächlich, in Hamburg. Aber der Name war im wendländischen Gartow, wo er aufwuchs, zu exotisch, und so wurde er kurzerhand zu Klaus. Sein Vater war türkischer Generalkonsul, seine Mutter stammt aus Chile.

Im Wendland wurde er durch Castor-Proteste gestählt - und anerkannter Fußballer. Mit 21 Jahren verließ er seine Heimat in Richtung Hamburg. Der gelernte Werbekaufmann wurde dort bald als Showtalent entdeckt und in die Hot Banditoz gecastet. Mit der Partyband nahm er mehrere erfolgreiche Singles auf und tourte jahrelang durch Europa. Inzwischen versucht sich Silva auch als Schauspieler. Der durchtrainierte Single spricht neben deutsch auch fließend spanisch und englisch. 

Und was sagen seine Freunde zum Dschungelcamp? "Die halten mich für wahnsinnig. Aber ich bin immer für eine Überraschung gut," so Silva. Im Dschungelcamp erwartet ihn eine karge Zeit. Es gibt nur Reis und Bohnen, keinen Zucker, keine Säfte, keinen Kaffee, keine Handys, keine Bücher - nichts. Hat er denn Angst vor den anderen Teilnehmern? "Nein. Ich bin sehr gespannt auf den ehemaligen Weltstar Helmut Berger und mit Olivia Jones bin ich sogar gut bekannt." 

Eine "saugute" Unterhaltungssendung?

Das Format wurde insbesondere während der ersten Staffel heftig kritisiert. Erst nach dem Erfolg der ersten Staffel änderte sich die öffentliche Wahrnehmung. Inzwischen bezeichnete das Medienmagazin DWDL die Sendung als „wirklich gut gemachtes Fernsehen. Man merkt förmlich, mit welch außerordentlicher Liebe zum Detail diese Show gemacht wird."

Der Medienjournalist Stefan Niggemeier schrieb: „Zum Geheimnis des überwältigenden Erfolges (...) gehört, dass die Show nicht nur an die niedersten Instinkte appelliert (aber natürlich auch), sondern auch das Gehirn intelligenter Menschen anspricht. Sie ist hervorragend produziert."

Als Fazit der fünften Staffel schrieb der Spiegel-Kolumnist Stefan Kuzmany: „Vom Casting der, nun ja, Stars, über die Musikauswahl und den Schnitt bis hin zur Moderation hat RTL, das muss man anerkennen, nichts weniger als eine saugute Unterhaltungssendung hingelegt."

Foto: Björn Vogt / Silva Gonzalez zuhause in Dannenberg




2013-01-08 ; von Björn Vogt (autor),

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