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Kottwitz: Naturschutz und Hochwasserschutz verbinden

In ihrem Referat während der Tagung "Natur und Kultur in der Elbtalaue" warb Staatssekretärin Almut Kottwitz für die Überwindung der angeblichen Gegensätze zwischen Naturschutz und Hochwasserschutz - doch eingefleischte "Verbuschungs"mahner mochten ihre Worte nicht hören.

Ein mühevolles Amt hatte Niedersachsens Staatssekretärin im Umweltministerium, Almut Kottwitz, am Samstag Vormittag. Vor rund 100 überwiegend Naturschützern wollte sie vermitteln, dass die neue Linie der Landesregierung dem Naturschutz zwar weiterhin den Vorrang gibt, die Anforderungen des Hochwasserschutzes aber durchaus ernst nimmt.

Insbesondere die immer wieder gern "Verbuschung" genannte Ausbreitung der Auenwälder an den Elbufern war Hauptthema ihres Vortrags. Wie schon Umweltminister Stefan Wenzel vor einigen Wochen und Klaus-Jürgen Steinhoff von der Biosphärenreservatsverwaltung vor dem Gemeinderat Höhbeck vergangene Woche erläuterte Kottwitz noch einmal die Vorhaben der Landesregierung in Sachen Hochwasserschutz und Gehölzmanagement in den Weichholzauen. 

Ein Rahmenplan, der Naturschutz und Hochwasserschutz verbinden soll

Demnach wird ein sogenannter Rahmenplan erstellt, der nach Aufnahme topographischer und hydrologischer Daten die Bereiche wissenschaftlich fundiert festlegen soll, in denen durch die Ausbreitung der Auenwälder tatsächlich bei Hochwasser eine Gefährdungslage eintreten wird. "Die wissenschaftlichen Grundlagen sollen helfen, zu entscheiden, wo es tatsächlich dem Hochwasserschutz dient, wenn Weiden weggenommen werden," so Kottwitz. Und nur hier, in diesen eng begrenzten, klar definierten Räumen soll das Gehölz entfernt werden dürfen, so die Staatssekretärin. 

Denn, so Kottwitz weiter, die Auwälder gehören zu den am stärksten gefährdeten Bereichen, wurden deshalb von der EU unter besonderen Schutz gestellt. "Andererseits aber sind wir hier im Unterlauf dafür zuständig, im Falle eines Hochwassers einen möglichst zügigen Ablauf zu organisieren," skizzierte Kottwitz den Spagat zwischen Natur- und Hochwasserschutz, den die Landesregierung schaffen will, ohne weder in der einen noch in der anderen Richtung zu viele Abstriche machen zu müssen.

Eben wegen des hohen Schutzstatus soll der in Arbeit befindliche Rahmenplan beschreiben, wie durch einen komplexen, ganzheitlich angelegten Maßnahmenkatalog Naturschutz und Hochwasserschutz bestmöglich miteinander in Übereinstimmung gebracht werden können - zum Beispiel durch die Abgrabung von Sedimenten, Verbindung von Altarmen oder einer gezielten Beweidung.

"Nur dort, wo alle anderen Maßnahmen als nicht tauglich erachtet werden, soll Gehölz entfernt werden," so Kottwitz. "Dann muss allerdings auch gerodet werden, damit der Neu-Austrieb von geschnittenen Weiden nicht innerhalb kürzester Zeit die alte Situation sogar überwächst."

Während das Wort "Rodung" bei einigen Naturschützern Visionen von kahl geschlagenen Wäldern hervor rief, kritisierten Andere, Vertreter von Deichverbänden bzw. Gemeindevertreter aus dem elbnahen Raum, dass die Landesregierung den Hochwasserschutz nicht ernst genug nähme und der "Verbuschung" kein Einhalt gebiete. "Damit wird Leib und Leben gefährdet," warnte gar ein Vertreter dieser Fraktion.

Kottwitz blieb ruhig und verwies immer wieder auf den in Arbeit befindlichen Rahmenplan, der ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Naturschutz und Hochwasserschutz herstellen wolle. Bis Ostern solle dieses Konzept im Lande abgestimmt sein, um dann in Brüssel vorgestellt zu werden - in der Hoffnung, dass die zuständige EU-Kommission dieses dann auch akzeptiert. 

Übrigens: der Rahmenplan wird nicht nur die niedersächsische Seite der Elbe beleuchten, sondern die hydrologischen und typographischen Verhältnisse am Nordufer, welches ja bekanntlich zu Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg gehört, ebenso in die Berechnungen mit einbeziehen.

Hier noch ein Video aus der Flutzeit: Deichwache gehen!

Foto / Angelika Blank: für Naturschütz einzigartige Biotope - für Hochwasserschützer eine ständig wachsende Gefahrenquelle: Weihholzauen an der Elbe.




2013-11-03 ; von Angelika Blank (autor),
in Dr.-Helmut-Meyer-Weg 1, 29456 Hitzacker (Elbe), Deutschland

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