Unter dem Motto "Schauplatz Wendland" hat sich der KLP-Ort Kröte ganz dem Filmschaffen im Wendland verschrieben. Zehn Tage lang sind dort Filme zu sehen, die entweder hier entstanden sind oder deren Macher hier leben.
Der Tatort "Salzleiche" aus dem Jahre 2008 ist sicher noch Vielen in Erinnerung. Der Tatort "Gorleben" stand da im Mittelpunkt des Geschehens. Aber wer weiß schon, dass das Wendland bereits in den 40er Jahren ein beliebter Film-Drehort war - zum Beispiel für den "Film ohne Titel", der 1947 mit Hildegard Knef, Hans Söhnker und Willy Fritsch zu großen Teilen in Damnatz gedreht wurde.
Seitdem, vor allem in den 70er Jahren, sind viele Drehbuchautoren, Regisseure und Filmemacher ins Wendland gezogen. Sie haben nicht immer hier gedreht, aber viele Drehbücher und Filmideen sind hier entstanden. Roswitha Ziegler, selber Filmemacherin und Irmhild Schwarz, Künstlerin
aus Kröte trugen für die Präsentation auf der Kulturellen Landpartie
insgesamt 22 Filme zusammen, die im Laufe der KLP-Tage in Kröte gezeigt
werden - und das sind bei weitem nicht alle Filme, die hier entstanden sind, wie beide wissen.
Wendland - Inspirationsquelle und Drehort
Drehbuchautor Thomas Wittenburg lebte im Wendland, als er gemeinsam mit Harald Vocks die Figur von Horst Schimanski schuf - einem Kommissar, wie es ihn bis dahin nicht gegeben hatte. Vielleicht entstand diese leicht anarchische Figur als Kontrapunkt zu Wittenburgs idyllischem Leben am Rande des Waldes bei Nienwalde? Denn Schimanski ist ein ruppiger Großstadtbulle, der in einer ebenso rauen Stadt wie Duisburg ermittelt. Bürokratie ist dem Duisburger Beamten ein Greuel, seine Kleidung entspricht bei weitem nicht der Kleiderordnung seines Dienstherrn und die Ermittlungsmethoden sind auch nicht unbedingt immer vom Gesetz gedeckt. Zehn Jahre lang ermittelte "Schimanski" (gespielt von Götz George) in Duisburg und ist bis heute einer der bekanntesten Tatort-Kommissare.
Dabei wollte Thomas Wittenburg irgendwann mit "Schimanski" nicht mehr identifiziert werden - zu glatt war ihm die Figur im Laufe der Jahre geworden, zu sehr mischte sich Götz George nach seiner Ansicht in die Gestaltung von Rolle und Dramaturgie ein.
Aber auch Wim Wenders drehte im Wendland einige Szenen für seinen Film "Im Laufe der Zeit" und für den Experimentalfilmer Hellmuth Costard war das Wendland nicht nur Inspirationsquelle sondern auch Lebensort.
Vom Kinderfilm bis zum Politdrama
Die Tatortkrimis werden auf der Kulturellen Landpartie in Kröte nicht zu sehen, aber dafür über 20 Filme verschiedener Genre.
Jeden Tag um 17.00 Uhr sind Kinderfilme zu sehen, von denen viele von den Drehbuchautoren und Regisseuren Brigitta Dresewski und Peter Bauhaus hergestellt worden waren. Auch hier sind Filme von Thomas Wittenburg dabei, der neben seiner Tätigkeit als Tatort-Autor auch bei mehreren Kinderfilmen Regie führte - wie z.B. "Schützenfest in Nienwalde".
Um 19.00 Uhr sind dann die "erwachsenen" Filme zu sehen, die entweder hier entstanden sind oder von hiesigen Filmemachern realisiert wurden. Satiren sind dann ebenso zu sehen wie Dokumentationen, Experimentalfilme und Dramen. Das genaue Programm steht hier! zum Download bereit.
Im "Wendland-Loop" laufen den ganzen Tag lang von 11.00 bis 18.00 Uhr Ausschnitte aus so berühmten Filmen wie "Im Laufe der Zeit" von Wim Wenders (der VW-Käfer, mit
Hans Zischler am Steuer, wurde bei Dömitz in die Elbe versenkt und Kurzfilme von hiesigen Filmemachern in einer Endlosschleife.
Und der Berliner Museumsdirektor Roland Albrecht (Museum der unerhörten Dinge) erzählt im "Wendland-Filmmuseum" bisher nicht Erzähltes, macht aus Unerhörtem Erhörtes und stellt auch ansonsten Mutmaßungen darüber an, wie es war und wie es hätte sein können.
Natürlich fehlt in Kröte in diesem Jahr auch die bildende Kunst nicht: in ihrem Atelier präsentiert Irmhild Schwarz Bilder und Objekte.
Eröffnet wird der "Schauplatz Wendland" am Donnerstag, dem 5. Mai um 11.00 Uhr mit einer Einführung von Professor Gerd Roscher (HBK Hamburg) und der musikalischen Begleitung durch Charlotte Knappstein und Torsten Urban.
Fotomontage / Roland Albrecht: Das Dorf Kröte wird dieses Jahr während der Kulturellen Landpartie zum Wendland-Film-Museum