Im April war bekannt geworden, dass ein Geflügelzüchter konventionelles Fleisch an die Neuland-Schlachtereien geliefert hatte. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft Oldenburg gegen den Geschäftsführer der Neuland-Vermarktungsgesellschaft in Bad Bevensen. Er soll von dem Betrug gewusst haben.
Zuerst sah es so aus, als hätte allein der Landwirt aus Wietze bewusst gegen die Neuland-Kriterien verstoßen: artgerechte Haltung bei einer Höchstanzahl von Tieren. Wegen Überschreitung der Tieranzahl war denn auch dem Geflügelhalter bereits im Vorjahr der Neuland-Liefervertrag gekündigt worden.
Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft Oldenburg allerdings auch gegen den Geschäftsführer der Neuland-Vermarktungsgesellschaft GmbH in Bad Bevensen. Er soll gewusst haben, dass Landwirt L. konventionelles Geflügel an Neuland geliefert habe. Neuland e.V. weiß von diesen Vorwürfen, hat erst kürzlich eine externe Prüfung durchführen lassen. "Diese Prüfung hat keine Anhaltspunkte für ein Mitwissen von Mitarbeitern der Neuland-GmbH beim Betrug ergeben," heißt es in einer Erklärung von Neuland e.V. auf der eigenen Website.
Allerdings räumt Neuland Fehler im Kontroll- und Dokumentationssystem ein. So müsse zum Beispiel die Prüffrequenz überarbeitet werden - bisher hatte die Gesellschaft für Ressourcenschutz (GfRS) die Neuland-Betriebe nur einmal jährlich kontrolliert.
Um verloren gegangenes Vertrauen wieder zurück zu gewinnen, hat der NEULAND e. V. beschlossen den NEULAND-Geflügelbereich
(Hähnchen und Pute) neu aufzustellen. Nachdem der Inhaber von Neuland Süd zugegeben hatte, französische Hähnchen aus konventioneller Haltung zugekauft zu haben, wird es dort zunächst kein Neuland-Geflügel mehr geben.
In Norddeutschland wird Geflügel über Neuland nur noch in geringen Mengen vermarktet. Erst wenn eigene Zuchtbetriebe aufgebaut sind, soll es wieder Neuland-Geflügel geben.
Foto / Angelika Blank: Fleisch von Hühnern aus artgerechter Haltung zu vermarkten, ist eines der Grundprinzipien von Neuland - im vergangenen Jahr wurde die Organisation massiv betrogen.