Die Nachricht brachte nicht nur Lüchows Samtgemeinde-Bürgermeister Hubert Schwedland zum Jubeln: das Land Niedersachsen wählte nun die Rundlingsdörfer im Hannoverschen Wendland als eine von beiden niedersächsischen Regionen für die Auswahl als UNESCO Weltkulturerbe an. Damit ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Anerkennung erreicht.
Noch am Montag Morgen hatten Lüchows-Samtgemeindebürgermeister Hubert Schwedland keinerlei Signale aus dem Ministerium bekommen, wie die Auswahl ausgefallen war. So fuhr er mit dem ehemaligen Kreisarchäologen Arne Lucke und der Leiterin für Kultur in der Samtgemeinde, Claudia Lange, mit großer Spannung nach Hannover.
Dort erwartete sie eine hoch erfreuliche Überraschung: neben der für seine Obstbaum-Plantagen bekannten Region "Altes Land" waren die Rundlingsdörfer im Wendland vom Land auf die Vorschlagsliste für neue von der UNESCO anzuerkennende Weltkulturerbe-Stätten gesetzt worden.
„Wir wollen mit unseren Vorschlägen für die Tentativliste den hohen Ansprüchen der UNESCO gerecht werden. Deshalb haben wir alle fünf Bewerbungen in einem zweistufigen Verfahren durch Experten prüfen lassen. Unsere beiden Kandidaten erfüllen das UNESCO-Kriterium des ,außergewöhnlichen universellen Wertes'. Beide vertreten die bisher unterrepräsentierten Kategorie der 'Kulturlandschaften', was die Chance auf Berücksichtigung erhöht", sagte Kulturministerin Prof. Dr. Johanna Wanka.
Niedersachsen kann wie alle Bundesländer zwei Vorschläge bei der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder (KMK) einreichen. Im vergangenen Jahr hatte sich das Kulturministerium mit den Kommunalen Spitzenverbänden abgestimmt und alle Kommunen, die untere Denkmalschutzbehörden sind, um Vorschläge für mögliche Welterbestätten gebeten. Beworben haben sich neben den beiden ausgewählten Kandidaten die Kulturlandschaft „Lüneburger Heide", die Lüneburger Altstadt und die Sigwardskirche in Idensen (Stadt Wunstorf).
"Die Einzigartigkeit der Rundlingsdörfer im Hannoverschen Wendland drückt sich durch das Zusammenspiel eines prägnanten Ortsgrundrisses, einer großen Dichte an giebelständig auf den zentralen Platz ausgerichteten Niederdeutschen Hallenhäusern sowie einer regional spezifischen Ausprägung dieses Haustyps aus," begründete Kulturministerin Prof. Johanna Wanka die Auswahl.
Ein langer Weg ist noch zu gehen ...
Niedersachsen wird seine beiden Kandidaten bis zum 31. Juli bei der Kulturministerkonferenz melden. Der Kulturausschuss der KMK wird dann im kommenden Jahr alle Ländervorschläge von einer eigenen Expertengruppe evaluieren lassen. Das Ergebnis legt er wiederum der KMK zur Beschlussfassung vor. Dabei wird eine Auswahlentscheidung getroffen, wer überhaupt zum Zuge kommen soll und zugleich eine zeitliche Reihenfolge für die erweiterte Tentativliste festgelegt.
Der Hansestadt Lüneburg wurde für ihren Antrag „Altstadt Lüneburg" empfohlen, gemeinsam mit vergleichbaren „Salzorten" einen sogenannten transnationalen, seriellen Antrag anzustreben. Mit den Antragstellern für die Kulturlandschaft Lüneburger Heide wurde erörtert, ob ebenfalls ein solcher Antrag gemeinsam mit anderen „agro-pastoralen" Orten sinnvoll ist. Diese Art von Anträgen werden unabhängig von nationalen Tentativlisten bei der UNESCO bearbeitet. Damit haben sie ebenfalls zusammen mit Partnern die Chance, Weltkulturerbe zu werden.
Niedersachsen besitzt bereits vier UNESCO-Welterbestätten: das Wattenmeer als Weltnaturerbe sowie die UNESCO-Weltkulturerbestätten Hildesheimer Dom St. Mariae und der Kirche St. Michael, dem Erzbergwerk Rammelsberg, Altstadt Goslar und seit 2010 erweitert um die Oberharzer Wasserwirtschaft sowie seit vergangenem Jahr das Fagus-Werk in Alfeld (Leine).
Insgesamt wird der Weg zur Anerkennung als UNESCO-Welterbe noch viele Jahre in Anspruch nehmen. Doch mit der aktuellen Entscheidung des Landes Niedersachsen ist ein wichtiges Etappenziel erreicht.
Hoch erfreut zeigte sich in einer ersten Reaktion auch Tourismus-Chef Ulrich Appels. "Das ist wirklich eine gute Nachricht für unsere Region," so Appels. "Wir können davon ausgehen, dass sich auch jetzt schon in der Bewerbungsphase positive Effekte im Tourismus bemerkbar machen werden." So hofft Appels, dass sich nun noch mehr Gäste auf die Rundlinge im Wendland neugierig werden.
Foto: Samtgemeinde Lüchow ... die große Vielzahl an gut erhaltenen Rundlingsdörfern überzeugte nun auch das Kulturministerium, sie für die Anerkennung als UNESCO Welterbe vorzuschlagen.