Ein gemeinsames Konzept für die zukünftige Vermarktung der Region liegt wohl noch in weiter Ferne. Dies zeigte sich überdeutlich bei einer Veranstaltung des Wendland-Regionalmarketings in Wustrow am Dienstag.
Rund 40 touristische Anbieter, Unternehmer sowie Vertreter aus Verwaltung und Politik und der Wirtschaftsförderung waren auf Einladung des Lüchower Vereins "Wendland Regionalmarketing" am Dienstag Nachmittag im Fehlhaus in Wustrow zusammengekommen, um sich über die zukünftige Vermarktung des „Wendlandes“ auszutauschen.
“ Wir
sind Lichtjahre von einer Destination entfernt,“ fasste ein
Regionalplaner zusammen, der als Bürger an der Veranstaltung
teilnahm, die Erfolge der überregionalen Vermarktungsversuche
zusammen. Dabei hatte es über Jahre, ja beinahe Jahrzehnte hinweg,
immer wieder Runde Tische, Arbeitskreise, Gutachten und konkrete
Vorschläge von externen Fachgutachtern gegeben, wie die Region ihr
Marketing verbessern könnte.
Wie soll es weitergehen?
„ Doch aus all diesen Runden und teuren Gutachen ist nichts geworden,“ brachte Thomas Raubuch, Lüchows stellvertretender Samtgemeindebürgermeister und Vorsitzender des Wendland-Regionalmarketing Vereins, die Situation auf den Punkt. „Auch die letzten 1 1/2 Jahre, in denen wir über Konzepte für die Weiterführung der Elbtalaue-Touristik GmbH (EWT) geredet haben, sind ergebnislos verstrichen." Raubuch glaubt nicht mehr daran, dass eine Neu-Aufstellung der EWT bis zum Ende des Jahres (Anmerkung: zum 31.12.2015 wurde Vertrag der Samtgemeinden mit der EWT gekündigt) gelingen wird, weshalb er empfiehlt, dass Lüchow sich an der neuen Gesellschaft nicht mehr beteiligen, also auch kein Geld mehr für die gemeinsame überregionale Vermarktung zur Verfügung stellen soll. „Wir wollen zwar auch eine kreisweite Lösung, aber ich sehe nicht, wie sie realisiert werden soll,“ so Raubuch. „Dann machen wir mit den 200 000 bis 250 000 Euro, die dann wieder frei sind, lieber unser eigenes Ding.“
Mit
dieser Haltung traf er nicht unbedingt auf den Wunsch der Mehrheit
der Anwesenden. Uwe Dorendorf (CDU), der dem Wirtschaftsausschuss des
Landkreises vorsteht, machte eindeutig klar, dass Lüchow mit
keinerlei Geldern aus dem Kreishaushalt rechnen könne, sollte die
Samtgemeinde tatsächlich einen eigenen Weg einschlagen.
Die unsichtbare Grenze zwischen Nord-Ost und Südwest
Als Hauptgrund für die verfahrene Situation, die keinerlei landkreisweite Beschlüsse zulässt, sehen die Verantwortlichen des Regionalmarketing vor allem die tiefsitzenden Animositäten zwischen Lüchow und Dannenberg. Bei Jameln verläuft eine unsichtbare Grenze – da waren sich viele Anwesende einig. Und: Aus Dannenberg würde gegen alles gemauert, was aus dem Lüchower Raum käme, so der einhellige Vorwurf. Schon allein die Tatsache, dass das "Wendland-Regionalmarketing" im Lüchower Rathaus angesiedelt ist, löst im Dannenberger Raum allergische Schübe aus - zumindest bei der dortigen Verwaltung und Politik.
Und tatsächlich: auf dem Treffen, zu dem das Lüchower Regionalmarketing nicht nur persönlich sondern auch per Zeitungsanzeige eingeladen hatte, fanden sich gerade einmal zwei bzw. drei Vertreter aus dem Dannenberger Raum – der Bürgermeister von Zernien und die Betreiber des Alten Hauses in Jameln.
Wie berechtigt die Befürchtungen von Thomas Raubuch sind, dass auch weitere Arbeitskreise so schnell nicht zu konkreten Ergebnissen führen werden, zeigte der weitere Verlauf der stundenlangen „Austausches“ in Wustrow. Es kamen zwar sehr viele allgemeine Beiträge, die oft mit „Wir müssten“, „warum haben wir nicht“ oder „wir sollten“ begannen. Aber konkrete Vorschläge oder sichtbarer Elan, sich mit seinen Stärken auch überregional zu zeigen, waren rar gesät.
Da fiel die Ankündigung der Macher des Magazin „Landluft“, im Frühjahr eine Journalistenreise zu veranstalten, zu der sie führende Fachjournalisten eingeladen haben, außerordentlich erfrischend auf.
Doch
das eigentliche Problem brachte ein anderer Teilnehmer der
Veranstaltung auf den Punkt: „Wenn die Akteure (die Anbieter) nicht
an einem Produkt interessiert sind, dann können wir gleich
einpacken.“ Solange Verwaltung und Politik die Organisation und
Finanzierung federführend betreiben, werde das überregionale
Marketing nicht von Erfolg gekrönt sein – diese Einschätzung war
am Dienstag des öfteren zu hören.
Aber wie gesagt: auch die Veranstaltung in Wustrow rief nicht massenhaft die Anbieter auf den Plan, um "ihre" Vermarktungsgesellschaft mit neuem Leben zu füllen. "Aber es gibt eben diese Einigkeit nicht," wie es ein Teilnehmer formulierte. Die neue Tourismusgesellschaft wird offenbar von den meisten Anbietern und Unternehmen nicht als "ihre" Vermarktungsorganisation begriffen.
In Politik und Verwaltung kursiert übrigens durchaus ernst zu nehmend die Idee, die gesamte Organisation
des Regionalmarketings auszuschreiben und Fachleuten zu überlassen –
woraufhin sich gleich der derzeitige Geschäftsführer der regionalen
Wirtschaftsförderung, der GLC in Position brachte. Wie außerhalb
der Veranstaltung zu erfahren war, ist die GLC sehr wohl in
verschiedenen Gremien schon als möglicher Auftragnehmer im Gespräch,
sollte das Marketing tatsächlich ausgeschrieben werden.
In der Wustrower Runde wurde die Idee der Ausschreibung als durchaus interessant aufgenommen. Diffus hatte man die Hoffnung, dass ein externer Fachmann, der aber "Know und How und Durchsetzungsfähigkeit" haben müsse, den verfahrenen Karren "überregionale Vermarktung" aus dem tiefen Sumpf holen könne.
Wie ein externer Fachmann allerdings die tiefen Gräben zwischen "Lüchow" und "Dannenberg" schließen könnte - dazu hatte in Wustrow niemand eine Idee.
Foto / BVNON: Dieses Bild spricht mehr als tausend Worte: So stellte sich "Elbe-Wendland" dieses Jahr auf der Grünen Woche dar.