Wie geht das eigentlich mit der Kontaktverfolgung?

Info 01|09|2020

Es gibt zwar wenig Infizierte in Lüchow-Dannenberg, aber Kontaktverfolgung muss auch hierzulande stattfinden. Wie funktioniert das eigentlich in einem Landkreis, in dem viele Angestellte von Einzelhandelsgeschäften in Nachbarkreisen eines anderen Bundeslandes wohnen?

Beispiel: wenn sich eine Bäckereiverkäuferin, die im Altmarkkreis Stendal wohnt, aber in Lüchow-Dannenberg arbeitet, infiziert, so wird sie beim Gesundheitsamt ihres Landkreis als Infizierte geführt. Beim Gesundheitsamt Lüchow-Dannenberg taucht sie nicht in der Statistik auf.

Wie ist abgesichert, dass die Informationen der dortigen Gesundheitsämter zum Landkreis Lüchow-Dannenberg weitergemeldet werden (umgekehrt stellt sich die Frage natürlich auch)? Das Gesundheitsamt in Lüchow versichert: "Das hiesige Gesundheitsamt steht in engem Kontakt mit den Gesundheitsämtern in Salzwedel und Stendal. Das Infektionsschutzgesetz regelt das Meldewesen und die Anordnung von Schutzmaßnahmen," heißt es in der Antwort auf eine Anfrage von wnet. "Zuständig für die Meldung und die Schutzmaßnahmen ist demnach das Gesundheitsamt des ersten Wohnsitzes." Wenn Kontaktpersonen geortet werden, die in Lüchow-Dannenberg wohnen, sei die Regel, dass der Fall "unverzüglich" an das zuständige Gesundheitsamt weitergemeldet wird und dieses dann die Quarantäne-Anordungen und Überwachungen übernimmt. Wie gut diese Zusammenarbeit funktioniert, blieb in der Antwort des Gesundheitsamtes allerdings offen.

Kontaktverfolgung

Es wurde beobachtet, dass Kontaktpersonen der "Kategorie 2" (also die Kontaktpersonen von Kontaktpersonen eines/r Infizierten, mehrere Tage lang nicht in Quarantäne waren. Das Gesundheitsamt dazu: "Man kann sich nur bei einer infizierten Person anstecken. Kontaktpersonen der Kategorie 1 können durch engen ungeschützten Kontakt zu einem Infizierten Krankheitserreger aufgenommen haben. Sie werden deshalb unter Quarantäne gestellt, stehen für 14 Tage (Inkubationszeit) unter Beobachtung des Gesundheitsamtes und erhalten in diesem Zeitraum auch einen Corona-Test," Solange sie (die Kontaktpersonen) nicht selbst erkrankt seien, können sich Personen aus ihrem Umfeld nicht bei ihnen anstecken." Deswegen sei eine Quarantäneanordnung nur dann erforderlich, wenn eine Kontaktperson der Kategorie 1 positiv getestet wird. Sie wird dann zu einem/r Infizierten und das Umfeld entsprechend zu Kontaktpersonen erster Kategorie, die isoliert und beobachtet werden müssen.

So ist auch zu erklären, dass Kontaktpersonen aus dem Umfeld einer Großfamilie, in der mehrere Personen als infiziert festgestellt wurden, sich über Tage hinweg frei bewegen konnten, bis sie zu Kontaktpersonen der ersten Kategorie wurden.

Die Kontaktverfolgung ist eine aufwändige Angelegenheit. Kontaktpersonen müssen abgefragt, getestet und Quarantäne muss angeordnet und überwacht werden. Dazu kommen noch die alltäglichen Arbeiten, die nichts mit Corona zu tun haben. Reicht das Personal aus, um die Kontaktverfolgung so durchzuführen, wie sie notwendig ist? Das Gesundheitsamt sagt, dass es bislang gelungen sei, die Kontaktpersonennachverfolgung "in ausreichendem Maße" sicherzustellen. Zusätzlich zum eigenen Personal unterstützen demnach Containment-Scouts* des Medizinischen Diensts der Krankenkassen (MDK) das hauseigene Personal.

*Containment-Scouts: Das Robert Koch-Institut im Frühjahr 2020 rund 500 so genannte Containment Scouts ausgebildet. Das sind in der Regel Studierende der Medizin oder anderer Gesundheitswissenschaften, die – nach erfolgreicher Bewerbung – zunächst durch RKI-Materialien geschult werden (u. a. Einführung in die Infektionsepidemiologie und Ausbruchsuntersuchung, Umgang mit Meldesystem und Datenbanken), dann vor Ort in den Gesundheitsämtern arbeiten und insbesondere dabei helfen sollen, Kontaktpersonen schneller und effektiver nachzuverfolgen.

PS - Gerüchteküche: Das Gesundheitsamt weiß nichts von einem Infizierten unter dem Personal des EDEKA-Marktes in Gartow. Nach Wnet-Recherchen handelt es sich bei dem Gerücht anscheinend um ein klassisches "Stille-Post"-Phänomen. Soweit zu erfahren war, ging es um die Kontaktperson eines dann negativ Getesteten. Auch die bei EDEKA angestellte Person war in dem Zusammenhang negativ getestet worden.

Lüchow-Dannenberg, Deutschland