Thema: atompolitik

26. April 1986: Der Tag als Tschernobyl unterging

Am 26. April 1986 zerstörte eine Explosion das Atomkraftwerk Tschernobyl bei Pripjat in der Ukraine. Bis heute sind Stadt und Umgebung auf unabsehbare Zeit unbewohnbar - und europaweit haben bis heute x-tausende Menschen unter den Folgen zu leiden. Der GAU von Tschernobyl läutete allerdings auch ein Umdenken über die Nutzung von Atomkraft zur Energiegewinnung ein.

Auch nach 27 Jahren sind die Folgen der Tschernobyl-Katastrophe nicht beseitigt. Noch immer wird darum gerungen den havarierten Reaktor zu stabilisieren. Die Sperrzone wird noch für lange Zeit unbewohnbar bleiben. Auch weit vom Katastrophenschauplatz entfernt werden heute noch erhöhte Strahlenwerte gemessen, die auf den Unfall vor 27 Jahren zurückzuführen sind.

Gleichzeitig will die EU Kredite für das ukrainische Atomprogramm freigeben: 300 Millionen Euro wurden bereits durch die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) bewilligt. Die Entscheidung über weitere 300 Millionen von der Atombehörde Euratom steht noch aus. Offiziell sollen diese Gelder in die Sicherheit der Reaktoren gesteckt werden. Aber das Programm wird vor allem der Laufzeitverlängerung der alten Reaktoren aus Sowjet-Zeiten dienen. "Diese Reaktoren sind besonders störanfällig, weshalb die EU mit diesen Geldern das atomare Risiko sogar erhöht," so die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament, Rebecca Harms. "Wir fordern deshalb die EU-Kommissare Günter Oettinger und Stefan Füle auf, die Vergabe dieser Mittel zu verhindern."

In den vergangenen Jahren hat die EU bereits Hochspannungsleitungen von der Ukraine in die EU finanziert, so Harms weiter. "So wird der Import billigen Atomstroms in die EU vorbereitet. Das atomare Risiko wird exportiert. 27 Jahre nach Tschernobyl und zwei Jahre nach Fukushima muss klar sein, dass europäische Gelder auch außerhalb der EU in den nachhaltigen Umbau der Energiesysteme gesteckt werden müssen - nicht in tickende atomare Zeitbomben, deren Mängel durch Nachrüstung nicht behoben werden können."  

Stefan Wenzel, grüner Umweltminister hat am heutigen Jahrestag den Ausstieg aus der Atomenergie und den Umbau der Energieversorgung auf Erneuerbare Technologien als vordringliche nationale und internationale Aufgabenstellung bezeichnet. Die Liste der gravierenden Unglücke mit der Risikotechnologie Atom sei lang. „Während sich die Katastrophen in Tschernobyl und Fukushima ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben, sind viele weitere gefährliche Havarien bislang nur unzureichend bekannt und aufgeklärt", sagte Wenzel. Als Beispiele nannte der Umweltminister das in geringer Tiefe im Nordmeer vor der Insel Novaja Semelja verrottende Atom-U-Boot der russischen Flotte und die im Ärmelkanal versenkten Atommüllfässer. „In beiden Fällen droht die atomare Verseuchung des Meeres und der Küstenbereiche. Diese tickenden Zeitbomben mahnen ebenso wie Fukushima und Tschernobyl zum beschleunigten Ausstieg aus der Atomkraft."

Wenzel kritisierte, dass weltweit weiterhin jährlich mehrere Milliarden Euro in die Forschung und Entwicklung der Atomenergie investiert werden und auch noch neue Anlagen ans Netz gehen, während zugleich die Probleme der Lagerung hochradioaktiver Abfälle weiterhin ungelöst sind.
Auch ökonomisch sie die Nutzung der Atomenergie ein einziges Fiasko. Die Studie der Versicherungsforen Leipzig hätten gezeigt, wie hoch der Strompreis unter Berücksichtigung externer Kosten sei.

„Der Jahrestag der Atomkatastrophe in Tschernobyl sollte für uns Mahnung und Auftrag zugleich sein, den unkalkulierbaren Risiken der todbringenden Technologie mit der konsequenten Umsetzung des Atomausstiegs entgegenzutreten", sagte Wenzel. 

Video: Im Rahmen seiner Ausstellungsreihe Tschernobyl 25 beauftragte der Westwendische Kunstverein den Filmemacher Gerhard Ziegler, eine filmische Dokumentation über die Spurensucher zu erstellen, einer Gruppe von Künstlern, Wissenschaftlern, Schriftstellern und Fotografen, die bereits kurz nach dem GAU damit begannen, die Hinterlassenschaften der jahrtausende alten Pripjater Kultur zu sichern. hier! gehts es zum Trailer. Die DVD zum Projekt "Tschernobyl 25", die neben der kompletten Dokumentation über die Spurensucher auch ausführliches Material zu Tschernobyl und der Kulturgeschichte Prypjats enthält, ist zum Preis von 15,- Euro beim Westwendischen Kunstverein zu bestellen.

Foto /Gerhard Ziegler/ : Riesenrad in Pripjat



Fotos

2013-04-26 ; von redaktion (autor),
in Tschernobyl, Oblast Kiew, Ukraine

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